Teil 41: Die grosse Heimkehr

Liebe Blogleserinnen und Blogleser

Der 41. Teil wird der letzte Teil meiner lange Reise per Töff rund um die Welt sein.

Ich werde versuchen, diesen Teil konstant möglichst aktuell zu halten, damit du jederzeit weisst, wo ich bin und ob ich es tatsächlich schaffe, am Freitag, 26. Januar zwischen 18 und 20 Uhr tatsächlich im Böl in Gossau einzufahren.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, diesen (meinen) grossen Moment mitzuerleben, ob ich dich persönlich kenne oder nicht. Ich würde mich einfach freuen, wenn möglichst viele Leute es schaffen würden, im Böl zu erscheinen. Für Wurst (die ich so vermisse), Wein, Bier und Snacks ist gesorgt. Es hät solang's hät!

Schliesslich möchte ich all den Lesern und Followern danke sagen. Immer war mein Herz in der Schweiz, und immer habe ich mich auf Lebenszeichen aus meiner Heimat gefreut. Umso mehr freue ich mich jetzt zurückzukehren, um mich (hoffentlich) im manchmal vielleicht etwas engen Schweizer Leben wieder zurechtzufinden.

Mi, 10.01.2018: Südamerika-Bilanz

Ich sitze in einer Ecke eines kleinen Restaurants im Flughafen Santiago de Chile, vor allem deshalb, weil ich hier den einzigen Stromanschluss weit und breit gefunden habe. Ich habe bereits den ersten Flug hinter mir, der mich von Buenos Aires zurück nach Chile gebracht hat. Ich kam heute Morgen noch einmal so tüchtig ins Schwitzen, weil ich mein Gepäck zu Fuss zur Plaza de Mayo bringen wollte, ich versuchte die Sommerhitze gleichsam in mir speichern, ich bin mir sicher, dass ich diese sehr bald vermissen werde. Es stellte sich heraus, dass ich mit 33 kg (inklusive Handgepäck) unterwegs bin. Es ist wirklich zu dumm, dass ich die Töffkoffer nicht vollständig füllen konnte. Der Aerobus brachte mich zum 30 km entfernten Ezaiza-Flughafen, wo ich bei SkyAir schnell eingecheckt hatte. Nicht unerwartet hatte ich für das grosse Gepäck noch zusätzlich zu bezahlen, halt Billig-Airline, da reist man normalerweise mit Kleingepäck. Aber es hielt sich im Rahmen, 32 US$.

Nach 2¼ Stunden war ich schon in Santiago, musste nochmals durch den Zoll, um zu meinem Gepäck zu kommen – mein Pass ist unterdessen allmählich wirklich überstempelt… Nach Madrid fliege ich mit Plus Ultra, ich war zeitlich gerade richtig, checkte ein, um noch eine letzte Zollprodezedur über mich ergehen zu lassen. Ich bin etwas müde, weil ich gestern noch bis in alle Nacht den Blog Teil 40 fertiggestellt hatte. Aber dies ist gut so, umso besser werde ich während des 12½-stündigen Fluges schlafen können.

Es geht noch über eine Stunde, bis ich Südamerika wirklich verlasse, sodass ich Zeit für eine kleine Bilanz habe. Ich habe mich ja jahrzehntelang gescheut, diesen Kontinent zu besuchen, einerseits wegen der Sprachbarrieren, andrerseits wegen der angeblich grossen Kriminalität, die es fast sicher macht, dass man irgendwann bestohlen wird. Aber mir ist natürlich nichts dergleichen passiert. Warum? Einfach nur Glück? Dies braucht man bestimmt auch, denn zuweilen wird man nachlässig, zum letzten Mal gestern passiert, als ich in einem Laden einen Sweater probierte, einen Spiegel suchte und meinen Kamera-Rucksack unbeaufsichtigt liegen liess, eigentlich eine Todsünde in Südamerika, aber nichts passierte; die Verkäuferin warnte mich nur, dass ich in Argentinien nie etwas unbeaufsichtigt herumliegen lassen solle…

Bestimmt war es aber auch die Art und Weise des Reisens, die mir in die Karten spielte. Sehr oft war ich auf Routen unterwegs, die von Touristen selten oder gar nie besucht werden. Natürlich ist es in solchen Gegenden für Räuber auch nicht optimal, auf dumme Touristen zu warten. Der Vorteil, mit eigenem Fahrzeug unterwegs zu sein, war wohl nirgends grösser als in Südamerika, das noch um Welten faszinierender war, als ich es erwartet hatte. Vor allem all die Reisen in den Anden auf teils unsäglichen Fahrwegen waren Tag für Tag immer wieder eine neue Herausforderung, aber vom Naturerlebnis wohl etwas vom Grössten, was ich je erlebt habe. Zudem ist einem die Kultur und Lebensweise der Menschen auf diesem Kontinent eindeutig näher als in Asien, auch wenn man weiss, dass die Urkulturen über weite Strecken verdrängt wurden oder nur noch marginal oder in Form von alten Bauten vorhanden sind. Der Nachteil, mit dem Motorrad unterwegs zu sein war denn auch, dass man manchmal dann doch nicht ganz in die Tiefe kam, wie wenn man es zu Fuss vielleicht erlebt hätte. Nie liess man das Fahrzeug gerne irgendwo unbeaufsichtigt zurück. Natürlich erlebten wir die Tiefe auf dem Flosstrip dann doch noch, aber auch hier hätte ich mir gewünscht, den Einheimischen noch etwas näher zu kommen, vielleicht noch etwas mutiger zu sein und in direkten Kontakt mit den Dörfern zu kommen, vor allem als wir im Sand stecken blieben.

Dass ich aber einfach problemlos all die Abenteuer und Risiken ohne irgendwelche Friktionen überstanden habe, hat bestimmt auch damit zu tun, dass wohl tatsächlich „dem Mutigen die Welt gehört“. No risk no fun! Easy does it! Halt eine Sache der Einstellung: Wer sich fürchtet, hat schon verloren. Das Grandiose und die absolut grösste Erfahrung der Reise sind tatsächlich, dass ich auf dieser Reise zu 99.999% auf gute, freundliche und hilfsbereite Menschen gestossen bin. Wenn ich einmal andeutungsweise in Schwierigkeiten geriet, wurde mir geholfen – und dafür hatte ich nie lange zu warten oder für einen Dienst zu bitten. Es wurde einfach schnell und unkompliziert geholfen, meist ohne dafür etwas zu verlangen. Ich kann also eine Lanze brechen für die Menschen auf dieser Welt, die nicht so böse sind, wie gerade in der Schweiz viele von „Ausländern“ vermuten. Viele der Ängste sind unbegründet. Der Mensch ist gut, und zwar nicht nur hier in Südamerika, auch in all den vielen besuchten muslimischen Ländern waren die Erfahrungen nicht anders. Man ist interessiert und neugierig, erfreut, dass man ihre Heimat besucht, und dies habe ich überall auf der Welt genauso erlebt. Ich bin sicherer denn je, dass wir nie und nimmer von einer muslimischen Extremistenwelle überfahren werden. Das einzige, was wir machen müssen, ist etwas mehr zu teilen, nicht nur immer ans Wirtschafts(Wachstum) zu denken und für Ausgleich zu sorgen. Nur wenn die materiellen Besitzverhältnisse bald noch mehr auseinanderklaffen werden, wird die Spannung wohl irgendwann zu gross sein und sich über unkontrollierte Völkerwanderungen auszugleichen versuchen.

Was ich vielleicht etwas verpasst habe: Leider habe ich mich zu wenig intensiv bemüht, wirklich gut Spanisch (oder Portugiesisch) zu lernen. Eigentlich sind uns diese Sprachen wegen des Französisch nah, aber ich war einfach etwas zu bequem. Erst als Sam nach Hause zurückgekehrt war, begann ich etwas mehr Spanisch zu sprechen, aber dann war ich zu schnell in Brasilien, Portugiesisch höre ich zwar gerne, empfinde ich wegen der Aussprache aber als deutlich schwieriger und war schliesslich für mich nicht hilfreich, in der spanischen Sprache noch mehr Fortschritte zu machen. Dafür entspricht mir die südamerikanische Mentalität überaus. Hier ist viel weniger reglementiert, ein einziges Mal wurde ich in diesem Jahr wegen leicht übersetzter Geschwindigkeit angehalten (aber natürlich nicht gebüsst), man lebt nach gesundem Menschenverstand, trickst auch mal, was ich durchaus lustig finde, solange dies nicht auf Kosten anderer Menschen geschieht. Am meisten Respekt habe ich bei meiner Rückkehr vor der übertriebenen „Reglementitis“ oder der Angst, auch einmal etwas Verrücktes zu wagen. Ich glaube nicht, dass es heute noch möglich wäre, wie 2003 mit 16 Schülern ohne Begleitperson am Flossrennen teilzunehmen…

Ich verliess Südamerika definitiv pünktlich um halb elf Uhr; im Flugzeug erwartete mich eine angenehme Überraschung, denn weil der Flug offenbar überbucht war, bekam ich einen geräumigen Sitz in der Business Class, der sich später fürs Schlafen aber nicht wirklich als viel bequemer herausstellte.

km: 95‘826 (0)

Do, 11.01.2018: Willkommen im europäischen Winter

Schlafen im Flugzeug ist fast immer eine unruhige Angelegenheit, ich hätte mir gewünscht, mich selber so gut zusammenrollen zu können wie jene junge, spanische Dame, deren Zeit im Mutterleib halt noch definitiv näher ist. Ich hörte mich lange Zeit wieder einmal durch meine Tausenden von gespeicherten Liedern auf meinem Handy und wurde erneut überrascht durch lange nicht mehr gehörte Trouvaillen.

Ich staunte über die Pünktlichkeit der Ankunft im sonnigen Madrid. Ich stieg aus dem Flugzeug und sog den typischen Geruch des spanischen Winters ein, 8°C, gar nicht so schlimm. Ich wollte versuchen, schon heute zu meinem Töff zu kommen, machte ich auf die Suche nach einem left luggage, wurde bald fündig, sodass ich ohne schweren Rucksack so schnell wie möglich den Cargo-Flughafen und das Swissport-Office (!) aufsuchen wollte. Aber wie sollte ich dorthin möglichst schnell gelangen? Ich wusste, dass es nur 3.5 km sind, auf die unverschämte Offerte eines Taxifahrers (30 €) ging ich nicht ein. Aber ich hatte da ja auch noch eine Telefonnummer. Und es war mir noch gar nicht bewusst, dass ich ja wieder in Europa bin und am Flughafen ein funktionierendes Wlan existiert, sodass ich über Skype einen Anrufversuch wagte und gleich sofort mit der richtigen, gut Englisch sprechenden Person verbunden wurde, die bald festgestellt hatte, dass mein Töff noch gar nicht unterwegs ist, aber während der nächsten Nacht fliegen sollte. Womit ich hoffen darf, noch vor dem Wochenende zu meinem Fahrzeug zu kommen.

Ich hätte also die 6 € sparen können, mein Gepäck einzustellen, holte es wieder ab und stieg in den Airport-Shuttle ein, der mich ins Zentrum der Stadt bringen sollte. Gleich vier billige Unterkünfte hatte ich in maps me eingezeichnet. Ich wollte jene Unterkunft wählen, die der Bus am nächsten anfährt. Aber dieser verarschte mich und bog urplötzlich Richtung Bahnhof ab, der 2.3 km von meiner nächsten geplanten Unterkunft entfernt war. Ein Taxi wollte ich mir nicht leisten. Weil ich ja kein Zimmer gebucht hatte, hoffte ich auf dem Weg, eine andere, näher gelegene Unterkunft zu finden. Wiederum hatte ich 33 kg zu schleppen, eine mühselige Angelegenheit, aber wenigstens wurde man von der eisigen Abendluft natürlich gekühlt. Bald ging es leicht aufwärts in die Altstadt, in der noch die letzten Weihnachtslichter an den Bäumen leuchteten, sodass ich mehr weihnachtliche Gefühle hatte als in ganz Südamerika… Die eine besuchte Unterkunft war voll, die andere zu teuer, sodass ich wanderte und wanderte, bis ich im geschäftigen Zentrum ankam und schliessich das eigentlich geplante Hostel RC Miguel Angel erreichte, im vierten Stock eines alt-ehrwürdigen Gebäudes gelegen. Hier bezog ich für ein Bett für 14 € im einem sauberen, etwas engen Dorm, aber genau eine solche Unterkunft hatte ich für die nächsten drei Nächte gesucht.

Nach einer angenehm warmen, den letzten Südamerika-Schmutz-entfernenden Dusche war ich schon auf der Gasse, aber es war kalt, sodass ich wenig Lust auf Sightseeing hatte und bald eine der unzähligen Tapa-Bar auslas – und hier landete ich einen Volltreffer, denn Rosy La Loca (wie’s der Name schon sagt) war der perfekte Platz, denn die Tapas waren absolut exquisit.

Schon wieder bin ich in einer Weltstadt gelandet, die Kultur scheint grossartig zu sein, aber ich schaffe eine eigenartige Verbindung: Alle das Jahrhunderte lang erbeutete Gold aus den Anden ist hierher gebracht worden, um für den noch immer existierenden Prunk zu sorgen…

km: 95‘826 (0)

Wetterlage sieht ja schon mal gut aus, zumindest für den ersten Teil ;-)

 

Dieses Hoch ziehe ich dann schon noch rein...

Fr, 12.01.2018: Haarscharf ausgelöst und dann die böse Überraschung

Natürlich hatte ich an diesem schönen Wintertag in Madrid heute nur ein Ziel, nämlich am Flughafen irgendwie zu meiner Maschine zu kommen. Ganz in der Nähe meiner Unterkunft befindet sich das Museo de Jamon, das auf mich nicht den Eindruck eines Museums vermittelt, sondern vielmehr ein Treffpunkt der Einheimischen ist, um zusammen mit einem Bier eine der überaus leckeren Schinkensorten zu geniessen. Ein derartiger Laden ist für mich gerade jetzt ein Paradies. Wann hatte ich das letzte Mal ein solches Eingeklemmtes gegessen, und notabene ohne irgendwelche Zutaten, einfach nur Brot und Schinken?

Natürlich hatte ich bald herausgefunden, wie ich am bequemsten zum Cargo-Flughafen komme. Mit einmal Umsteigen erreichte ich von Sol aus die Avenida de America, ein Knotenpunktpunkt des öffentlichen Verkehrs, von wo aus unterirdisch gleich zwei Dutzend Busse in alle Richtungen ausschwärmen, und ich staunte, wie diszipliniert die Spanier von den entsprechenden Ausgängen in Einerkolonne auf ihre Busse warten. Der Bus 114 brachte mich in 45 Minuten exakt an die richtige Stelle des Cargounternehmens Swissport. Ich war nicht der einzige, der auf irgendwelche Waren wartete und sie vor dem Wochenende unbedingt noch beziehen wollte. Ich wusste, dass das Cargo-Flugzeug der Argentina Aerolineas erst um halb vier Uhr in Madrid ankommt, und ich hegte schon einige Zweifel, ob der ganze Prozess heute wohl wirklich noch zu schaffen ist.

Es ging unsäglich lange, bis der Papierkram all der anderen Wartenden endlich erledigt war und ich endlich an die Reihe kam. Aber es sah gut aus, ein entsprechendes Papier war vorhanden, der Töff also angekommen. Ich hatte jetzt in einem anderen Büro die Lagergebühren (!) von 47 € zu bezahlen und wurde nachher zur Zollbehörde geschickt. Die beiden Bürolisten hatten kein grosses Interesse, mich zu bedienen, wodurch ich einfach lange nur so dastand und wartete und wartete, aber eigentlich brachte ich sogar ein gewisses Verständnis für die beiden Bürogummis auf, denn es war unterdessen schon nach sieben Uhr abends. Ich erhielt eine provisorische Einfuhrbewilligung für drei Monate (!), hatte einen Versicherungsnachweis vorzulegen (den ich damals für Suriname schon besorgt hatte), und endlich war der erforderliche Stempel auf den Einfuhrpapieren.

Der Stapelfahrer brachte die verpackte Maschine jetzt endlich aus dem Lagergebäude. Natürlich wollte ich dies dokumentieren und machte dies auch, auch wenn es aus unerfindlichen Gründen verboten ist zu fotografieren. „Yeah, jetzt nur noch auspacken, alles richten und abfahren!“, dachte ich. Die Sicherungen und der Hauptstromstecker waren schnell eingesetzt, die Spiegel montiert. Jetzt musste ich nur noch von den beiden Paletten fahren. Aber jetzt kam die grosse Ernüchterung, denn mein Töff wollte nicht aufstarten. War es nur die winterliche Kälte? War am offen gelassenen Stecker etwas korrodiert? Ich versuchte anzuschieben, ohne Erfolg, reinigte Steckerverbindung, steckte sie mehrfach ein und aus, kontrollierte die Sicherungen, alles ohne den erwünschten Erfolg. So blieb mir nichts anderes übrig, als den Töff vom Gelände zu stossen und auf eine letzte Ursache zu hoffen, nämlich, dass ich Benzin nachzufüllen hatte.

Das Industrie- und Handelsgelände war unterdessen beinahe wie ausgestorben, sodass ich mich zu Fuss auf die Suche nach einer Tankstelle machte und dank maps me auch eine einigermassen strukturiert anzupeilen fähig war. Was mache ich nur hier in der schwarzen Kälte? Muss dies jetzt wirklich sein? Darauf hätte ich jetzt wirklich verzichten können. Da war die Flughafenautobahn, die einen riesigen Umweg bedingte. Abe schliesslich hatte ich die Tankstelle erreicht, kaufte vier Liter Benzin, für mich ein Bier und machte mich auf den Rückweg. Zwischen Autobahn und düsteren Einfahrten beobachtete ich eine Schar von Kaninchen (!), die hier offenbar genügend zu fressen finden und den Winter überstehen können – eigenartiges Bild in dieser eiskalten und unwirtlichen Umgebung. Auf dem Weg redete ich mir ein, dass ich die Ursache des Problems gefunden hatte.

Und dann war ich endlich zurück, füllte das Benzin nach – und startete voller Hoffnung! – Und wurde enttäuscht! Keine Veränderung! Was für eine dumme Situation: Nachts um elf Uhr dreizehn Kilometer von der Innenstadt entfernt in den Töffklamotten zusammen mit einem nicht funktionierenden Töff auf einer entfernten Strasse zu stehen und eigentlich längst genug müde zu sein, um zu schlafen.

Aber da muss man durch. Der letzte Bus 114 war längst weg, sodass ich beladen mit möglichst viel Material zurück zur Autobahn marschierte und dort hoffte, ein Taxi aufzuhalten oder eine Busstation zu finden. Zweiteres war der Fall, und ich hatte Glück: Der Bus fuhr bis zur Avenida de America. Unterdessen war es längst nach Mitternacht, aber das Glück war mir weiterhin hold, denn die letzten U-Bahnen brachten mich zurück in die Innenstadt zur Station Sol. Natürlich war ich längst hungrig und durstig, stieg in einer kleinen Bar ab für ein Bier und ein weiteres Schinkenbrot, bevor ich zurück in mein kleines Hostel im vierten Stock ging, wo ich um zwei Uhr sofort einschlief.

Endzeitstimmung in der Stadt.

km: 95‘828 (0)

Sa, 13.01.2018: Wie erwartet blockiert in Madrid

Ich erwachte erst nach halb zehn Uhr, dabei wollte ich möglichst früh eine sechs Kilometer entfernte, hilfreiche Yamaha-Bude aufsuchen, aber die Hoffnung war marginal, dass Mechaniker wirklich auch am Samstag arbeiten. Immerhin war der Laden in Tetuan geöffnet, aber nicht einmal einen Transport für heute konnte man mir anbieten. Da werde ich bis Montag warten müssen. Und es zeigt sich jetzt, dass ich gut daran getan hatte, genügend früh nach Europa gereist zu sein.

Ich telefonierte mit Fernheiler Sam, der aber auch nicht den grossen Trick wusste. Eigentlich wollte ich trotzdem nochmals zum Töff rausfahren, um die Sicherungen zu wechseln und es einfach noch einmal zu probieren, aber dann begann es zu regnen und nahm mir die Motivation auch noch dafür.

Trotz Nieselregens war in am Abend nochmals unterwegs in der Stadt, besuchte den riesigen Königspalast und die Jardines de Sabatini und gleich daneben die Cathedral de la Almudena, alles riesige, imposante, vor Jahrhunderten entstandene Bauwerke, die im Regen und der Dunkelheit eher noch an Wirkung gewannen. Es war die Qual der Wahl, eine der vielen Tapas-Bars auszuwählen, um einmal mehr reichlich und ausgezeichnet zu essen. Die Gassen waren auch um zehn Uhr noch rammelvoll, und erst jetzt begannen die Läden allmählich zu schliessen. Ich machte kurz vor Torschluss auch noch einen Besuch in einem solchen Laden und kaufte eine nette, etwas mehr wärmende desigual-Hose.

km: 95‘828 (0)

So, 14.01.2018: Ein überraschendes Sonntagsausfährtchen

Auch wenn wenig Aussicht auf Erfolg bestand, wollte ich heute nochmals hinaus zum Flughafen fahren. Ich wollte nichts unversucht lassen, um die Maschine doch noch zum Laufen zu bringen. Es durfte einfach nicht sein, dass ich morgen mit einem Transporter zum Flughafen fahre, und dann läuft die Maschine überraschend an. Zudem hatte ich einen Verdacht, wo ich den Haken finden könnte. Ich wählte dieselben öffentlichen Verkehrsmittel wie vorgestern und erreichte das menschenleere Cargo-Viertel schon vor dem Mittag.

Ich wechselte zuerst die Sicherung, die den Alarm und was auch immer noch sonst „sichert“, drehte den Schlüssel und wurde überrascht, dass die Maschine (auch trotz der Kälte) sofort anlief. Ich hatte also tatsächlich einen Volltreffer gelandet! Zudem hatte ich die Batterie also noch nicht überstrapaziert. Welch eine Freude! Was für ein netter Sonntag! Ich schützte mich mit dem Regenschutz gegen die Kälte und fuhr auf der verkehrsarmen Autobahn Richtung Stadtzentrum. Was für eine Erleichterung! Ich wusste jetzt, dass ich morgen aus dieser Stadt wegkomme. Nur die Hinterbremse macht mir erneut Sorgen, die erst beim zweiten Treten auch wirklich bremst.

Natürlich belohnte ich mich selber mit einem Bier und einem köstlichen Schinkenbrot im Museo de Jamon, begann dann mein Material wieder so zu packen, dass ich morgen mit wenig Aufwand von hier wegkomme. Dann machte ich einen weiteren Rundgang durch die unglaublich lebendige Stadt, in der auch sonntags fast sämtliche Läden geöffnet sind. Kein Wunder, die Läden waren rammelvoll, weil viele Artikel im Ausverkauf günstiger zu kriegen waren. Noch ein weiteres Mal genoss ich am Abend zwei Portionen Tapas, diesmal mit zwei Gläsern Rioja. Aber vor allem ist es einfach geil, mich morgen auf den Heimweg machen zu können, obwohl noch ein Abstecher nach Portugal geplant ist – dies bedeutet einen Umweg von 400 km…

km: 95‘846 (18)

Mo, 15.01.2018: Kalt und lichtlos…

Weil es im Nordwinter spät zu hellen beginnt und ich mich noch immer nicht ganz an die Zeitumstellung gewöhnt habe, stand ich erst um acht Uhr auf und begann, meinen Töff wieder fahrbereit einzurichten. Erst um zehn Uhr ging’s dann los. Natürlich war ich so gut eingepackt wie schon lange nicht mehr. Zuerst wollte ich jene Yamaha-Bude anfahren, bei der ich schon am Samstag war. Ich hoffte, dass ein Lösung für meine erst beim zweiten Treten funktionierende Hinterbremse zu finden. Leider hatte man keine Zeit für mich und verwies mich auf einen zweiten, grösseren Yamaha-Laden nur drei Kilometer entfernt, wo man sich des Problems netterweise annahm und vermutete, dass die Bremspumpe wohl defekt ist, es aber drei Tage dauern würde, bis Ersatz beschafft sei. Dies war natürlich keine Option für mich. Weil ich ohnehin meist die Vorderbremse benutze, werde ich halt notgedrungenermassen nur mit halber Hinterbremse weiterreisen. Ich verliess Madrid auf der Autobahn in Richtung Segovia.

Ich musste lernen, mich mit der spanischen Kälte anzufreunden, und wie immer beginnen sich die Extremitäten zuerst zu beklagen. Allerdings hielt mich auch die Fahrt auf Trab. Schon von weitem sah ich die tief verschneiten Berge, und ich hielt genau auf diese zu. Je höher ich aufstieg, desto mehr Schnee lag am Strassenrand und den steilen Böschungen. Noch vor wenigen Tagen waren hier Dutzende von Auto von einem Schneesturm eingeschneit worden, heute war es glücklicherweise klar und sonnig und der Schnee längst weggeräumt oder geschmolzen. Ich verzichtete auf eine Tunneldurchfahrt und wollte es wagen, die 1500 m.ü.M. hoch gelegene Alto de Leon zu überqueren. An schattigen Stellen musste ich höllisch aufpassen, nicht auszugleiten. Eine erwartete, neue Qualität von Gefahrenmoment ist dazugekommen. Auf der Passhöhe lag ein halber Meter verwehter Neuschnee. Es war klirrend kalt. Die flachen Nadelbäume schienen ihr Leiden während des Schneesturms noch heute kund zu tun. Es war ein ziemlich Spass, Fotos mit Töff und mir im Schnee zu schiessen.

Nach weiteren 40 km erreichte ich Segovia mit seinem riesigen, aus dem ersten und zweiten Jahrhundert stammenden Äquadukt mit 160 Bögen aus mörtellosem Granit, das noch bis 1974 für die Wasserzufuhr vom Rio Frio benutzt wurde. Nicht weniger beeindruckend ist die Altstadt auf einem Hügel mit seiner beeindruckenden, gotischen Kathedrale und dem Königspalast, der auf einem Felsen thront und in seiner Verspieltheit mit den vielen Türmchen an ein Märchenschloss erinnert. Ich war eine Weile zu Fuss unterwegs, und dies war ganz gut, denn bald hatte ich mich wieder aufgewärmt für den zweiten, wesentlich längeren Teil der heutigen Tagesstrecke.

Erst um halb drei Uhr war ich wieder unterwegs. Dass ich in Portugal wieder eine Stunde gewinnen würde, beruhigte mich etwas. Aber diese Ruhe trügte, denn beinahe sollte ich für mein Trödeln bitter bestraft werden. Natürlich war ich jetzt auf perfekten Strassen sehr zügig unterwegs, peilte Zamora an. Ich hatte mich längst mit den winddichten Regenkleidern gegen die Kälte geschützt. Erst gegen Abend machte ich einen Kaffeehalt, den ich einfach brauchte, weil ich ziemlich ausgekühlt war. Dabei hatte es immer noch 6°C, nicht auszudenken, wenn die Temperaturen im Minusbereich gelegen hätten, was durchaus möglich gewesen wäre.

Unterdessen wunderte ich mich, dass mir einige entgegenkommende Fahrzeuge immer wieder lichthupten. Ich dachte, dies sei ganz nett, fand aber nirgends eine heimtückische Polizeikontrolle. Es begann bereits zu dunkeln, als ich endlich realisierte, weshalb mir noch immer dauernd geblinkt wird. Mein Vorderlicht funktionierte nicht! Noch waren 40 km zu fahren, davon elf bis zur portugiesischen Grenze. Sofort wurde mir bewusst, dass ich lichtlos in die hereinkommende Nacht fahren würde. Natürlich gab ich jetzt Gas, um beim letzten Restlicht noch mit guter Geschwindigkeit möglichst weit zu kommen.

In Portugal wurde die Strasse Richtung Norden wesentlich schmaler und kurvenreicher. Ich schaltete den Warnblinker ein, sodass ich wenigstens gesehen werden konnte. Aber es begegnete mir nicht ein einziges Auto, auch keine Wölfe oder Hirsche, die es hier zu Hauf geben soll. Aber die Fahrt wurde mehr und mehr zu einem Spiessrutenlaufen, denn schliesslich war es stockdunkel, und ich war immer noch unterwegs. Noch zehn Kilometer! Ich hatte es fast geschafft. Jetzt galt es, sich zu 100 % zu konzentrieren und langsam zu fahren. Die Strecke blieb aber ungemein kurvenreich. Ich durchquerte zwei Dörfer, die schwach beleuchtet waren, eine Wohltat, dafür verirrte ich mich in einem und folgte dem falschen Kopfsteinplasterweg. Meine Adleraugen fanden aber die richtige Abzweigung über eine Brücke. Es waren jetzt noch vier Kilometer, die ich im Schritttempo zurückzulegen versuchte. Schon von weitem sah ich Rio de Onor. Noch eine enge Kurve und noch eine, ich hatte die Brücke erreicht, und gleich daneben fand ich Baldis und Michelles Haus. Baldi hatte mich längst bemerkt und winkte. Ich hatte es geschafft!

Ich wurde herzlich empfangen, sofort in die warme Stube des renovierten Steinhauses eingelassen. Es entwickelte sich ein vergnüglicher Abend mit vielen Geschichten aus alten Zeiten. Ich wurde mit Spaghetti, Salat und Wein verwöhnt und bewohne Vanjas Zimmer, die längst ausgezogen ist und in Lissabon wohnt. Später gingen Jürg und ich noch aus in eine urige Kneipe, in der einige alte Einheimische am Jassen waren. Nach je vier Bier (ein Spezli kostet hier 0.80 €!) war ich aber genug müde, um im obersten Zimmer des offen gestalteten Hauses sofort einzuschlafen.

km: 96‘282 (436)

Di, 16.01.2018: Ein ruhiger Tag in Rio de Onor

 Es war eine Wohltat, nach zwei Wochen vor allem städtischen Erlebnissen wieder einmal der Natur etwas näher zu sein. Ich hatte das ganze Baldi-Haus für mich alleine, denn meine beiden Gastgeber waren schon früh unterwegs zu ihrer Arbeit. Nach einem kleinen Frühstück versuchte ich, mein Licht wieder in Ordnung zu bringen. Schliesslich fand ich den vermutlichen Haken: Die Abblendlampe ist defekt, hat mir wohl während der Ursachensuche sämtliche gelben 20-er-Sicherungen zerstört. Jetzt habe ich eine 30-er-Sicherung gesteckt, sodass wenigstens das Volllicht wieder funktioniert. Aber dies sollte ich möglichst bald ändern und in Ordnung bringen.

Es ist wohl nicht die optimale Jahreszeit, diesen im äussersten Nordosten Portugals gelegenen Ort zu besuchen, dessen Besonderheit auf der ganzen Welt nur ganz selten vorkommt, dass das Dorf nämlich durch die Grenze zwischen Portugal und Spanien getrennt wird und deshalb innerhalb des Dorfes über zwei verschiedene Zeiten verfügt. Tatsächlich ist kein Verlass auf die angezeigte Zeit auf dem Handy, das die Satellitendaten je nach Standort verschieden empfängt und interpretiert. Die Landschaft ist momentan wegen des Winters etwas grau und kahl, der Fluss natürlich viel zu kalt für ein Bad. Ich spazierte eine Weile entlang der herrlich sonnenbeschienenen Hänge in Richtung Spanien, traf auf einen verlassenen Fussballplatz und genoss die wärmende Sonne an einem geschützten Plätzchen. Schon früh begann die Sonne hinter dem gegenüberliegenden Hang zu versinken. Das Dorf lag im Schatten, und sofort wurde es viel kühler. Unterdessen war Baldi von der Arbeit zurückgekehrt. Mit Rambo, dem Hund, machten wir einen weiteren Spaziergang zu einem versteckten Imkerplatz. Der Honig ist wegen der speziellen Blüten exquisit, aber letztes Jahr gab es wegen der späten Fröste nur wenig Ertrag. Nachher gab es ein Feierabend-Bier in der Camping-Bar. Schräg, auf der ganzen Welt habe ich noch nirgends 2-dl-Spezli gesehen, sodass deren vier bald getrunken waren.

Michelle ist eine hervorragende Köchin, und ich wurde am Abend mit einem weiteren Menu bestens verpflegt. Wir sassen noch eine Weile bei einem Glas Wein in der warmen Stube. Es ist herrlich ruhig hier, viel abgelegener kann man nicht wohnen, dafür lässt es sich auch prima schlafen…

km: 96‘282 (0)

Mi, 17.01.2018: Ein Hauch von Frühling in Bragança

Es war ein Genuss, am Morgen so lange unter der warmen Decke liegen zu bleiben, denn es ist nicht besonders warm in diesem Haus, weil nur mit Holz gefeuert wird. Ich schrieb etwas am Blog und war dann bei strahlendem Sonnenschein zu Fuss unterwegs in der Umgebung Rio de Onors, besuchte den Friedhof Riodonors in Spanien, folgte einer Hügelkuppe, überquerte querfeldein einen Bach und genoss an einem Hang kurzärmelig und liegend die wärmende Frühlingssonne.

Ich hatte um drei Uhr nachmittags in Bragança abgemacht mit Baldi, der mich zu einem Töffmechaniker führte, der uns immerhin sagen konnte, wo wir eine Ersatzbirne für mein Abblendlicht sowie einige 20-er-Sicherungen erhalten würden. Tatsächlich hatte ich beim Ausprobieren alle drei gelben Sicherungen durchgebraten. Nach dem Einsetzen der neuen Lampe und einer der fünf neu gekauften Sicherungen funktionierte das Licht des Töffs wieder einwandfrei. Baldi führte mich anschliesslich zur massiven Burg der Stadt für eine Besichtigung. Er scheint sämtliche entscheidenden Personen der Stadt zu kennen – wir erhielten deshalb freien Eintritt, luden den Billettverkäufer später dafür zu einem Glas Wein ein – das genau einen Euro kostete…

In einer urigen, verwinkelten Bar mit den typisch portugiesischen Steinmauern tranken wir einige 2-dl-Biere – Michelle war in diesen Häusern in Bragança aufgewachsen, weshalb Baldi gleich zwei ihrer Brüder kannte. Schliesslich stiess auch Michelle zu uns, sodass wir gemeinsam nach Varge ins Careto fuhren, das überraschend voll war mit Gästen und wo wir hervorragend zu Nacht assen. Ich fühlte mich hier in diesem altehrwürdigen Lokal zusammen mit meinen zwei alten Freunden ausserordentlich wohl. Wir diskutierten über die alten Zeiten, Lebensumstände, die vielleicht anders hätten sein können – ein absolut gelungener, friedlicher Abend. Nicht einmal die Heimfahrt durch die kalte Nacht nach Rio de Onor konnte die gute Stimmung trüben.

km: 96‘346 (64)

Do, 18.01.2018: Zelten im Januar

Es ist erst kurz nach acht Uhr, ich liege bereits in meinen beiden Schlafsäcken, die mit sämtlichen zur Verfügung stehenden Textilien belegt wurden, von denen ich hoffe, dass auf diese Weise trotz der Affenkälte meine produzierte Wärme wenigstens einigermassen gespeichert werden kann. Am Aussenzelt hat sich bereits ein leichter Rauhreif gebildet, ich werde also eine Nacht zu überstehen haben, wie ich sie zuletzt wohl in Bolivien oder Peru in den Anden erlebt habe. Das riesige Feuer half, mich nach der kalten Töfffahrt wunderbar aufzuwärmen und wohl ein letztes Mal über dem Feuer Nudeln Pesto mit Knoblauch zu kochen. Dies musste jetzt einfach noch sein, einmal im europäischen Januar im Freien zu übernachten. Es gibt wohl nicht viele, die im Januar schon in einem Zelt und dazu in unzulänglichen Schlafsäcken übernachtet haben.

Eigentlich habe ich heute Morgen diese Idee schon verworfen, denn es war bitter kalt in Rio de Onor, ein dicker Rauhreif erinnerte mich an ein Mycel, das den ganzen Töff wie ein Geflecht überzogen hatte. Aber dies schien ihn wenig zu beeindrucken, er startete problemlos. Ich wollte noch einmal nach Bragança fahren zu jenem kleinen Motorenhändler, und diese Fahrt lohnte sich offensichtlich, denn die beiden Arbeiter verstanden ihr Handwerk und schafften es, die Hinterbremse innert 45 min zu reparieren – 15 € Spesen. In Portugal ist alles unglaublich preiswert – mit Ausnahme des Benzins, das ähnlich teuer wie in der Schweiz ist.

Ich fuhr jetzt zurück nach Rio de Onor, packte den Rucksack, die rote Tasche und den Wassercontainer, und los ging der erste Teil der tatsächlichen Heimfahrt. Über einen kleinen Pass erreichte ich Puebla de Sanabria, das noch heute einer Festung gleicht und von einer massiv-steinernen Kirche beherrscht wird. Ich hätte mir gewünscht, etwas mehr Zeit zu haben, denn mindestens alle fünfzig Kilometer hätte sich ein Besuch in diesen kleinen Städtchen bestimmt gelohnt. Aber ich wollte heute die halbe Strecke bis Barcelona zurücklegen, und weil ich in Spanien wieder eine Stunde verlor, wusste ich, dass dies schwierig zu schaffen ist. Erst nach dem Mittag wurde es allmählich etwas wärmer, aber ich blieb voll eingepackt. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie ich gereist wäre, wenn wirklich Minustemperaturen geherrscht hätten, und dies wäre durchaus möglich gewesen. Bei einem Tankhalt genoss ich ein weiteres Schinkenbrot mit einem wärmenden Kaffee und einem gesunden, frischen Orangensaft. Ich durchfuhr weite, beinahe ausgetrocknete, leicht gewellte Landstriche, die offenbar in den letzten Wochen etwas Niederschlag bekommen hatten, denn auf den Feldern wuchs gleichsam grüner Flaum wie auf einem Babyschädel.

Ich peilte Palencia an, versuchte Burgos südlich zu umfahren. Und dies gelang eigentlich ganz gut. Auch Nebenstrassen sind in Spanien ausgezeichnet ausgebaut. Ich erreichte Lerma, die alte Klosterstadt mit ihrer beeindruckend grossen Anlage, aber auch hier machte ich keinen Halt, weil ich längst realisiert hatte, dass ich mein Tagesziel nie und nimmer erreichen würde. Noch einmal wählte ich eine Abkürzung Richtung Zaragoza. Urplötzlich befand ich mich in einer beeindruckenden Wildnis mit Wäldern, im Abendlicht orange leuchtenden Felsen und gleich mehreren Möglichkeiten zum Campieren. Schliesslich wollte ich einen dieser Plätze unterhalb einer Klosterruine am Fluss nutzen. Noch war es sonnig und relativ mild, aber sobald die Sonne verschwunden war, kühlte es markant ab.

Es ist schade, dass ich für die vielen interessanten Spots des spanischen Hochlands nicht mehr Zeit zur Verfügung habe. Es wäre wohl am idealsten, all diese Sehenswürdigkeiten einmal im Frühling zu besuchen. Jetzt beschäftigt mich jedoch die folgende Nacht. Ich bin ja mal gespannt, ob ich morgen am Boden angefroren sein werde… Notfalls werde ich mich am Feuer aufwärmen, ich habe prophilaktisch einen Riesenhaufen Holz gesammelt…

km: 96‘729 (383)

Fr, 19.01.2018: Hirnriss in Spanien

Die Nacht war lang und wurde immer kälter. Aber angefroren bin ich dann doch nicht, da funktionierte mein eigenes Heizsystem dann doch zu gut. Ich hatte jedoch keine Lust aufzustehen, als es noch dunkel war, und so richtig hell wurde es erst nach acht Uhr. Die Idee mit dem Campieren im Januar war schon etwas hirnrissig… Es war gar nicht so leicht, mit Holz voller Rauhreif ein Feuer hinzukriegen. Schliesslich brannte ein wärmendes Feuer, zudem stieg die Sonne hinter den Hügel empor und begann sofort, all dem Reif den Garaus zu machen. Ich nährte mich mit den übriggebliebenen Nudeln von gestern Nacht, dazu gab es einen Kaffee.

560 km bis Barcelona, war dies bei dieser Kälte zu schaffen? Zumal ich erst um halb elf Uhr losfuhr, aber bald wieder gestoppt wurde, denn der Anblick des alten, verlassenen, leider etwas baufälligen Monasterio de San Pedro de Arlanza in diesem verwunschenen, weiss glitzernden Zauberwald war zu grossartig, um einfach vorbeizufahren. Die Strecke Richtung Südosten blieb überaus interessant, denn immer wieder passierte ich in der Zeit scheinbar stehen gebliebene Käffchen, dessen Bewohner sich wegen der Kälte in den Steinhäusern verkrochen oder sich gar im Winterschlaf befanden. Es blieb lange Zeit kalt, weil ich die landschaftlich reizvolle spanische Hochebene mit Übergängen zwischen 1000 und 1300 m.ü.M.durchfuhr. Erst vor Zaragoza wurde die Autobahn grösser und auch gebührenpflichtig, allerdings nur auf gewissen Strecken. Und dann wird es gleich hirnrissig happig, 5 € für 10 km… Die meisten Spanier scheinen die Autobahnen zu meiden, weil sich daneben eine ebenfalls gut ausgebaute Staatsstrasse befindet, weshalb ich die ganze Autobahn für mich hatte. Auch ab Zaragoza wählte ich den schnellsten Weg, weil ich heute unbedingt Barcelona erreichen wollte. Natürlich kam ich jetzt ausgezeichnet vorwärts, und weil ich mich unterdessen längst nicht mehr auf Höhen über 1000 m.ü.M. befand, wurde es deutlich milder.

Erst vor Barcelona wurde der Verkehr wieder dichter. Es ist schon etwas hirnrissig, dass ich beim Verlassen der Autobahn dieselbe Gebühr zu bezahlen hatte wie ein Auto. Ich hatte auf dem Weg immer wieder Ausschau nach Lücken im Zaun gehalten, aber leider befinde ich mich wieder in Europa, da wird einem das Tricksen nicht mehr so leicht gemacht, und den Mut einfach durchzufahren, hatte ich dann doch nicht, sodass ich weitere 30 € leichter wurde. Ich fuhr die Carrer Mallorca 56 an, wo ich Alfons Sort, den ich in Papua Neuguinea kennen gelernt hatte, besuchen und der mir ein Zimmer zur Verfügung stellen wollte. Ich fand den Ort problemlos, wurde äusserst freundlich empfangen. Es entwickelte sich ein interessanter Abend mit vielen Reisegeschichten. Alfons schnitt sogar einen riesigen Schinken an, den er auf Weihnachten geschenkt bekommen hatte. Die Nacht im warmen Bett war dann schon wesentlich angenehmer als die letzte…

km: 97‘298 (569)

 

Sa, 20.01.2018: Frühling in Barcelona

Die Nacht im warmen Bett war dann schon wesentlich angenehmer als die letzte… Nach einem ruhigen Morgen folgte ich Conchita und Alfons in die Stadt. Zuerst fuhr ich bei einer Pinchazos, einer 24-h-Werkstatt für Autos und Motorräder vorbei und wurde überrascht, dass sie über einen geeigneten Hinterreifen der Marke Metzelder Tourance verfügten, der bis zum Abend montiert werden sollte. Der billige brasilianische und erfreulich zuverlässige Rinaldi war unterdessen ziemlich abgefahren, und falls ich dann doch noch irgendwann in den Schnee kommen sollte, dürfte ich über ein gutes Hinterreifenprofil dankbar sein. Leider hatten sie für vorne keinen geeigneten Reifen an Lager.

Wir hatten im Els Tres Tombs abgemacht, wo wir ein erstes Bier tranken. Ich hatte heute gleich zwei überaus kompetente Führer, die mich durch die Innenstadt mit den engen Gassen führten. Wir stiegen ab in einem etwas versteckten, kleinen Restaurant, in dem mir einige einheimische Köstlichkeit vorgestellt wurden. Es war frühlingshaft warm, sodass ich die Altstadt beinahe kurzärmelig erkunden konnte. Ich besuchte die Gasse aus Zafons Roman rund um den Friedhof der vergessenen Bücher, heute natürlich längst nicht mehr so mystisch und geheimnisvoll wie im Buch beschrieben, aber beim Gang durch die Stadt ist an einigen Stellen der alte Zauber der Stadt durchaus noch auszumachen, denn sie ist voller Kulturschätze, allesamt wirklich sehenswert. Bald war ich wieder alleine unterwegs durch die geschäftige Rambla, erreichte gegen Abend die Kathedrale, die dank eines Riesenseifenblasen produzierenden Pakistanis (?) in besonderem Abendlicht erschien.

Am Abend holte ich den Töff in der Werkstatt ab, fuhr nochmals in die Innenstadt, fand tatsächlich endlich eine neue Batterie für meine GoPro-Kamera, fügte mich ein in den Menschenstrom in der Rambla, erreichte den Hafen, das riesige Drassanes-Denkmal mit seinen schwarzen Löwen. Unterdessen war ich wieder etwas hungrig geworden. Jaja, etwas Kleines, da sind die Tapas perfekt, dazu ein Bier, ein Glas Wein, und noch immer war es auch spät in der Nacht aussergewöhnlich mild. Das gute Wetter begleitet mich (glücklicherweise) nach wie vor…

km: 97‘313 (12)

So, 21.01.2018: Ein Gaudí von einem Tag

Es war heute so warm wie an einem Föhntag in der Schweiz. Die Pyrenäen sind so nett, die kalten Nordwestwinde abzuhalten, die momentan über die Schweiz fegen und so viel Schnee bringen, und wohl als milder Fallwind wie Föhn zu wirken. Dies ist natürlich durchaus ein Gaudi, wenn man weiss, wie grau und feucht es momentan zu Hause ist.

Ich liess es am Morgen gemütlich angehen und war nach dem Mittag per Töff unterwegs zu Gaudís grösstem Werk, der seit 136 Jahren sich im Bau befindenden Sagrada Familia, die mich weger der runden Formen und des etwas chaotischen Aufbaus schon immer fasziniert hat. Diesen Bau wollte ich unbedingt besuchen, wenn ich in Barcelona bin. Der älteste Teil ist für mich auch der beeindruckendste, für den auch Antoni Gaudí, der schon 1926 an einem Autounfall gestorben ist (!), selbst verantwortlich ist. In unzähligen, liebevoll gestalteten Einzelheiten ist die Geburt Jesu dargestellt. Einzigartig an diesem Bauwerk ist, dass nicht die Engel den Bau dominieren, sondern Darstellungen aus der Natur. Immer wieder entdeckt man Pflanzen und Tiere, die aus dem Stein gemeisselt wurden und sich wunderschön mit den biblischen Darstellungen ergänzen. Man hofft, den Bau bis 2026 fertiggestellt zu haben, der über Sponsoren und die Eintritt bezahlenden Touristen finanziert wird. Es fehlen noch einige Türme, vor allem den höchsten, 172.5 m hohen, der Jesus gewidmet ist und der höchste Kirchturm der Welt sein wird. Die anderen, sehr schlanken, teilweise bereits fertig gestellten Türme sind den Evangelisten, Aposteln und Maria gewidmet.

Die Passionsfassade auf der anderen Seite (wo man auch mindestens 18 € Eintritt bezahlt) stellt Leidenschaft, Tod, Auferstehung und Himmelfahrt Jesu Christi dar. Die sehr festen, abstrahierten Skulpturen sind neueren Datums, überzeugen in ihrer Schlichtheit, aber die Verspieltheit der Geburtsfassade gefällt mir besser. Ich war überrascht, dass das Innere der Kirche schon beinahe fertig ausgebaut ist. Ich war beeindruckt, wie sehr Gaudí in diesem riesigen Raum mit dem Licht gespielt hat. Im Verlaufe des Tages wechselt die Stimmung konstant, vor allem wenn die Sonne durch die bunten Butzenscheiben durchdringt und eine warme Atmosphäre entstehen lässt. Natürlich kann man sich streiten, ob dies nun nur Kitsch oder Kunst sei. Ich war auf jeden Fall beeindruckt und blieb viel länger hier als erwartet. Schliesslich hatte ich Durst – der geneigte Leser weiss, wie ich diesen gelöscht habe…

km: 97‘321 (8)

Mo, 22.01.2018: Nochmals ein Dreiländertag

Es ist schon unglaublich, wie gut es das Wetter mit mir meint. Es ist für die Jahreszeit auch in Barcelona viel zu warm, aber genau dies lasse ich mir gerade jetzt sehr gerne gefallen. Gestern hatte es in Andorra noch geregnet und geschneit, aber für heute Montag war Sonnenschein prognostiziert, und ich wurde nicht enttäuscht. Alfons beriet mich, auf welchen Strassen ich zu fahren hatte, um Spanien gebührenfrei zu verlassen.

Ich folgte deshalb für 100 km der verkehrsreichen A2 zurück nach Zaragoza. Beim Montserrat-Gebirge musste ich anhalten, um die wunderlichen Formen der Gesteinsbrocken zu bestaunen. Man hätte glauben können, dass Gaudí auch bei diesen runden, gleichsam wie erstarrte Seifenblasen aneinanderklebenden Riesendaumen seine Finger im Spiel gehabt hat. Zu gerne hätte ich einen Tag aufgewendet, auf diesen spanischen Olgas etwas herumzukraxeln und etwas genauer zu entdecken. Je höher ich aufstieg, desto kälter wurde es, vor allem als ich unter die Hochnebeldecke kroch, die der Landschaft einen Hauch von Winter zurückgab, fahl, grau, kontrast- und reizlos, ungemütlich.

 

Glücklicherweise stieg die Strasse weiter an, bis ich die Nebeldecke durchstossen hatte. Vor La Seu d’Urgell, Alfons‘ Geburtsort folgte ich dem Ufer eines jetzt wieder farbstarken Stausees. Alfons hatte mir schon gestern einige spannende Geschichten über Andorra und seinen Geburtsort erzählt, wie während des Zweiten Weltkrieges Andorra eine Drehscheibe des Schmuggels und der Spione war. Die Nazis nahmen dieses kleine Land auch nie wirklich ein, aus Respekt vor dem Papst (!), denn der starke Bischof Kataloniens war schon seit Jahrhunderten dafür verantwortlich, dass weder Franzosen noch Spanier Anspruch auf diesen gebirgigen Landstrich erhoben, sogar die Deutschen schienen sich diesem Druck zu beugen und nicht irgendwelche falsche Geister zu beschwören…

 

Bald erreichte ich Andorra La Vella, dessen Einwohner sich alle Mühe gegeben hatten, ihr enges Tal mit möglichst vielen Bausünden zu verschandeln. Der Ort zieht wegen des Zollfreistatus gleichwohl viele Spanier und Franzosen an. Ich passierte das kleine Fussballstadion, mitten in der engen Stadt gelegen, stieg auf Richtung Pas de la Casa, vorbei an vielen Retorten-Skistationen, die momentan mit dem wenigen Schnee kämpfen und versuchen, ihr Wintergeschäft aufrecht zu erhalten. Ich verzichtete auf die gebührenpflichtige Durchfahrt durch den Tunnel, sondern folgte der schneefreien Passstrasse bis zur Passhöhe auf 2404 m.ü.M. Die grösste Skistation befindet sich hier oben, natürlich hätte ich auch hier gerne einen Stopp gemacht und mir kurz ein Snowboard aufgeschnallt, aber ich war schon jetzt viel zu spät dran. Nach einer Essenspause in einem Skirestaurant (!) erreichte ich nach einigen Haarnadelkurven auf der anderen Seite des Passes zum ersten Mal Frankreich, Reiseland Nummer 49.

 

Jetzt war das Ziel Perpignan, aber die Pyrenäen hielten mich noch eine ganze Weile gefangen, denn die Strecke zurück zum Meer war viel kurvenreicher als erwartet. Aber ich freute mich über die überaus szenische Fahrt mit verschneiten Bergen, aber trockenen Tälern mit hübschen, am Hang klebenden Dörfern. Auch hier wird die katalanische Kultur gepflegt, und immer wieder habe ich (wie natürlich schon in Spanien) die katalanische Flagge wehen sehen – Puidgemont lässt grüssen. Überraschend hatte ich noch einen weiteren, weniger hoch gelegenen Pass zu überqueren, erst jetzt ging es dramatisch bergab durch eine Schlucht. Unterdessen war es so warm geworden, dass ich mich einiger Kleider entledigen musste, um nicht zu schwitzen zu beginnen. Es sprach gar nichts dagegen, noch einmal zu zelten. Es ist also gar keine so grosse Sensation, im Januar in Südeuropa zu campieren. Es war leicht, einen idealen Platz zu finden. Kochen mochte ich nicht, ich hatte viel mehr Lust auf den Bergkäse aus Andorra und einen Becher Wein. Das Leben könnte schlechter sein.

 

Jetzt liege ich im Zelt, es ist immer noch überaus mild, und so dürfte es auch noch bleiben. Jetzt muss ich nur noch das perfekte Wetterfenster finden, um mich schnee- und regenfrei in die Schweiz einzuschleichen – aber mir wird wohl auch dies noch gelingen, auch wenn ich weiss, dass heute Morgen sowohl der Grosse St. Bernard als auch der Simplon wegen Lawinengefahr geschlossen waren – und genau dort möchte ich ja durch. Zeit bringt Rat – oder das Glück bleibt mir bestimmt weiterhin hold…

km: 97‘671 (351)

Di, 23.01.2018: Mittelmeer-Luft, Erinnerungen und ein Verkehrschaos

Die letzte bezahlte Nacht auf dieser Reise könnte nicht schräger sein. Ich bin nach langer und anstrengender Fahrt in Nizza im Hostel Pink Lady abgestiegen (die ältere Inhaberin sieht wirklich so aus!), die mich auf der Gasse abgefangen hat und überaus nett in ihr Chaos von einer Rezeption gebracht hat. 20 € kostet die Nacht in einem gut geheizten Zimmer mit Multikulti-Zusammensetzung. Die wohl spannende Person ist eine erstaunlich gut erhaltene 92-jährige Pariserin, die es vorzieht, in Unterkünften wie dieser unterzukommen, weil sie hier schneller ins Gespräch mit den Leuten kommt. Im Schlafraum befindet sich auch eine Kochgelegenheit, sodass man mit feiner Nase herausfiltern kann, was heute in diesem Raum schon alles gekocht und gegessen worden ist. Zugang zum Zimmer im vierten Stock erhält man über einen engen, altertümlichen Lift, der mich bereits wieder an die Grenze von Platzangst gebracht hat. Aber Multikulti hat auch seine Qualitäten. Die Auswahl an Restaurants auf der Gasse war grandios, auf den McDonald’s verzichtete ich und zog ein vietnamesisches Restaurant vor.

Wiederum fühlte ich mich heute Morgen etwas unter Druck, weil ich gestern nicht so weit gekommen war wie geplant. Zudem schien mich eine pink leuchtende, fliegende Untertasse am Himmel hindern zu wollen, weiter Richtung Osten zu fahren. Deshalb stand ich schon auf, als es noch dunkel war, und dies war nicht einmal eine Kältetortur, denn es war schon bereits erstaunlich mild. Trotzdem fand ich noch Zeit für ein Feuer, weil ich auf den Kaffee nicht verzichten wollte. So war ich schon nach neun Uhr unterwegs, erreichte Perpignan schnell. Jetzt trug ich einem Kampf mit meinem Navigationsgerät aus, das mich immer wieder auf die A9 bringen wollte. Und eine Péage-Station wollte ich heute möglichst vermeiden, wenigstens vorerst, denn ich merkte bald, dass ich ohne die Schnellstrasse logischerweise weniger schnell vorwärts kam als mit. Ich versuchte, mich immer möglichst nahe am Mittelmeer zu bewegen, passierte einige Lagunen oder Étangs. Und ich war erstaunt, dass darin immer wieder orange Flamingo nach kleinen Fischen suchten. Ich weiss noch, wie vergiftet ich in Bolivien diesen Tieren nachstieg, hier wären sie wesentlich näher zu beobachten gewesen. Allerdings war lange Zeit der schon fast gewalttätige Mistral (?) ein Ärgernis, der immer wieder versuchte, mich zu Fall zu bringen.

Ich wollte unbedingt die Camargue durchqueren, die eigenartig ruhig war, aber durch den strahlenden Sonnenschein schon frühlingshaft zu leuchten begann. Ich erinnerte mich an meinen alten Französischlehrer am Talhof, wie er uns über St.Marie-de-la-Mer, den riesigen Turm in Aigues-Mortes berichtete, und es war erneut zu schade, dass ich einfach keine Zeit hatte, mir diese Orte etwas genauer anzusehen. Im Gegenteil realisierte ich, dass ich schon weit nach dem Mittag noch nicht einmal Arles erreicht hatte, sodass ich mich entschloss, doch ein Stück die Schnellstrasse zu nehmen. 170 km waren es bis Fréjus und St.Raphael, wo ich erneut in Erinnerungen an alte Zeiten schwelgte – es war nicht summer of 69, sondern 81, als Withmer, Häne und ich gleich alle drei ein harmloses Techtelmechtel mit drei Fussballspielerinnen des Damen-Fussballclubs Therwil hatten und wir noch mit dem alten, gelben Fiat 128 unterwegs waren. Ich war vor allem wegen der Küstenstrasse nach Cannes ins nicht mehr wiederzuerkennende St.Raphael gefahren – und leider war ich etwas zu spät, denn die Sonne war bereits untergegangen oder beleuchtete nur noch die Spitzen der steilen Felsküste in den typischen orangen Farben. Im Gegensatz zur Stadt hat sich hier kaum etwas verändert. Die Küstenstrasse ist gleich geblieben wie vor 37 Jahren!

Es war beinahe dunkel, als ich Cannes erreichte. Für eine weitere Zeltnacht war es mir zu kalt, aber ich hatte noch nicht einmal Nizza erreicht, wiederum hatte ich mein Ziel verfehlt. Und jetzt geriet ich in ein unsägliches Verkehrschaos, wie ich es kaum einmal in Südamerika erlebt hatte. Es gibt einfach mehr Fahrzeuge hier, die sich auch auf der Autobahn kilometerweit stauten, und das an einem Dienstag. Aber ich bin mittlerweile ja geübt im Überholen von stehenden oder langsam fahrenden Automobilen, sodass ich die Innenstadt Nizzas noch vor acht Uhr erreichte. Ohne meine Slalomkünste oder das Fahren auf dem Pannenstreifen stünde ich wohl jetzt noch irgendwo zwischen Cannes und Nizza.

Es dürfte die letzte Nacht ausserhalb der Schweiz sein. Morgen gibt es wohl nochmals einen strengen Tag, weil ich über den Grossen St.Bernard das Wallis erreichen will. Bin ja mal gespannt, wie viel Schnee dort oben liegt. Der Wetterbericht für morgen ist extraprima – einmal mehr…

km: 98‘218 (547)

Mi, 24.01.2018: Nach kalter Fahrt herzlicher Empfang im Wallis

 

Ich wusste, dass nochmals ein anstrengender Fahrtag auf mich warten würde. Ich war früh wach und unterwegs in der Innenstadt Nizzas für einen Kaffee und ein echt französisches Croissant – hervorragend! Ich verliess die Stadt auf der alten Küstenstrasse, auf der mich erstaunlich wenig Verkehr bremste, schaute auf einer Anhöhe ein letztes Mal zurück auf die vielen weiss getünchten Gebäude, erfreute mich an den warmen Frühlingstemperaturen auf dem Weg Richtung Monaco. Schicki-Micky gibt sich momentan wegen des Winters kaum ein Stelldichein in den vielen am Hang klebenden, unbewohnten, kalten Villen.

Monaco ist voller Tunnels, von denen ich wohl einige durchfuhr, die auch für das Formel-1-Rennen benutzt werden. Aber ich liess mich nicht zu Geschwindigkeitsspielen hinreissen. Ich erreichte den Hafen, sah den Fürstensitz als Proletarier, dabei weiss ich genau, dass mich Prinz Albert bestimmt gerne empfangen hätte. Auf verschlungenen Wegen entlang der Küste erreichte ich Menton und bald das italienische Ventimiglia, von wo aus ich endlich auf die eigenartig schier verkehrslose SS20 Richtung Cuneo einschwenken konnte. Und dies hatte durchaus einen Grund. Erstens stand ich eine Viertelstunde vor einem in Renovation stehenden Tunnel vor einer Ampel, zweitens wurde ich wenig später von der Polizei gestoppt, weil ein Steinschlag die Strasse verschüttet hatte. Ich wurde auf eine Alternativroute hingewiesen, auf der ich jedoch über eine Stunde länger unterwegs sein würde. Aber es gab keine andere Wahl, sodass ich meinen Töff an den mittlerweile steilen Hängen des engen Tales emporjagte. Eigentlich eine Passfahrt vom Feinsten, aber mein Zeitbudget war dadurch bereits wieder durcheinandergeraten. Ich wollte unbedingt vermeiden, den Grossen St. Bernard im Dunkeln zu befahren. Die Strecke führte schliesslich in Haarnadelkurven hoch zum Tenda-Tunnel, es war mitterweile bissig kalt, und am Strassenrand lag ein halber Meter Schnee. Auf der Nordseite des Tunnels bei Limone Piemonte hatte es dreimal so viel Schnee. Weit oben sah ich herrliche Skipisten, für die ich heute natürlich keine Zeit hatte. Ich war überrascht, wie lange mich der Schnee auf den Feldern bis in die Talsohle begleitete. Durch diese verlorene Stunde wegen des Umwegs musste ich auf den geplanten Pizzahalt in Cuneo verzichten. Ich war erst zufrieden, als ich mich auf der Autobahn Richtung Turin befand (auch wenn die nächsten happigen Gebühren drohten). Es galt jetzt, die 230 km bis Aosta möglichst schnell hinter mich zu bringen. In der Poebene war es nicht übermässig kalt, erst im Aostatal kühlte es im Schatten der Berge markant ab.

Ich war froh, um vier Uhr nachmittags Aosta endlich erreicht zu haben. Ich versuchte jetzt, die sonnenbeschienenen, weissen Schneehänge möglichst schnell zu erreichen, aber die Sonne sank zu schnell, und dieses Vorhaben scheiterte. Die letzten Kilometer vor dem Tunnel des Grossen St. Bernard sind durch lange Galerien vor Lawinen geschützt. Der schweizerische Zoll befindet sich auf der Südseite des Tunnels. Hier machte ich einen Halt, weil ich mein Carnet de passage abzustempeln hatte, womit bewiesen ist, dass ich mein Fahrzeug wieder in die Schweiz zurückbringe und mir somit die 3000 Fr. Kaution für diese Zollversicherung rückvergütet werden.

Natürlich hatte es auf der Nordseite des Tunnels wesentlich mehr Schnee. Noch am Sonntag war die Zufahrt wegen Lawinengefahr gesperrt. Heute hat sich die Situation längst entspannt. Starker Regen hat offensichtlich viel vom Schnee weggeschmolzen. In Liddes erreichte ich das erste beschauliche Schweizer Dorf mit Post, wo ich gleich wieder anhielt und mich mit Vignette und Schweizer Franken versorgte. Ich erreichte Martigny schnell, folgte der Autobahn Wallis-aufwärts, denn ich wollte ich in Salgesch Olivier und Sandra Mounir vom Cave du Rhodan besuchen. Es war zwar nicht so einfach, deren Heim zu finden, aber schliesslich schaffte ich es, wurde überaus herzlich empfangen und mit Raclette (natürlich!) und verschiedenen Weinen verköstigt. Was für ein erster Empfang in der Schweiz!

 

Ich verbrachte eine wunderbar ruhige Nacht in einem Bett von einer Qualität, die besser war als ein Happy Bett, und von der ich gar nicht mehr wusste, dass es das gibt…

km: 98‘735 (517)

Do, 25.01.2018: Anflug von Westen

Es gab gleich mehrere Gründe, warum ich einen letzten Halt in Bern mache. Erstens möchte ich das besondere Gefühl auskosten, von Westen nach Gossau zurückzukehren. Das lässt mich mein Weltumrundungsgefühl so richtig erleben, weil ich damals am 8. Mai 2015 nach Osten weggefahren bin. Zweitens machte ich heute einen Halt bei jenen lieben Leuten, die mich schon an meinem allerersten Reisetag im Onsernonetal auf der Alpe Prue beherbergt hatten. Und in den zweidreiviertel Jahren hat sich wahrlich etwas getan. Am 27. Juni letzten Jahres sind die Livia, meine Nichte, und Dan Eltern von Emil geworden, womit ich augenblicklich zum Grossonkel geworden bin. Ich interpretiere das „Gross“ jetzt mal wirklich im Sinne von „gross“, also der grosse sturzi kommt nach Hause…

Ich genoss heute Morgen die Ruhe in Mounirs Haus, überaus angenehm zu wissen, dass ich heute nicht mehr weit zu fahren hatte. Um halb elf Uhr brachte ich Yves mit seiner Skiausrüstung per Auto (yeah, ich kann noch Auto fahren…) zur Kirche, wo Besammlungspunkt für seinen Skitag war. Am Mittag wurde ich noch mit einer speziellen Walliser Wurst und Risotto verwöhnt. Nach einem kurzen Rundgang durch die Keller des Cave du Rhodan verabschiedete ich mich von Sandra und Olivier. Herzlichen Dank für die Gastfreundschaft!

Es war föhnig mild im Wallis, die Fahrt erneut nicht wirklich kalt. Erst vor Bern begann ich etwas zu frieren, aber da erreichte ich ja schon Liebefeld und wurde von Livia, Dani und natürlich Emil sehr herzlich empfangen. Am Abend gab es Fondue, ich geniesse die Schweizer Annehmlichkeiten in vollen Zügen. Momentan habe ich mein Idealgewicht, wohl etwa 73 kg, aber es wird nicht einfach sein, dieses zu halten…

km: 98‘910 (175)

Fr, 26.01.2018: Fulminante Heimkehr und grossartiger Empfang

Heute Morgen fand ich wunderbar Zeit, auch den zweitletzten Tag meiner Reise online zu stellen, denn Livia war schon früh zur Arbeit gegangen und Dan kümmerte sich in seinem Zimmer um Emil. Ich verliess Bern Liebefeld um ein Uhr, nachdem Emil seine ersten Sitz- und Stehversuche auf meinem Motorrad machte. Auch heute war es nicht besonders kalt, und auch einige Regentropfen im Raum Aarau störten mich nicht wirklich.

Ich wollte zwei kleine Umwege auf mich nehmen. Zuerst verliess ich die Autobahn bei Dübendorf und wollte Sam in seinem Bauernhaus in Girenbad bei Hinwil besuchen. Natürlich wurde ich herzlich empfangen, die Zeit reichte gerade für ein Bier und eine Hausführung. Sams alte KTM stand schon bereit für die Fahrt in die Ostschweiz, die ziemlich kurvenreich wurde, weil Sam mich über Sternenberg – Fischingen nach Eschlikon führte. Hier hatte ich mit weiteren Reisebegleitern abgemacht, die mich ebenfalls mit ihren Motorrädern auf meinen letzten Kilometern bis zum Böl begleiten wollten.

 

Da waren Fränzi und Christian, mit denen ich für kurze Zeit in Westaustralien unterwegs war, aber auch Dominik, den ich in Zentralasien einige Wochen begleitete. Ich wurde also auf den letzten Kilometern der Reise gleich von drei Motorrädern begleitet. Es war ein ziemlich schräges Gefühl, Wil zu durchqueren, dann Oberbüren. Hinter jeder Ecke schien ein altes Erlebnis verborgen zu sein, das mich an die gute, alte Zeit erinnern wollte. Ja, da kam schon etwas Wehmut auf, die aber bald verflogen war, als wir dem Böl immer näher kamen. In Rüeggetschwil wurden wir von Fredy abgefangen. Wenige Augenblicke später erreichte ich hupend pünktlich nach sechs Uhr abends die versammelte Empfangsgemeinde. Martin Bräm hatte gar noch für ein kleines Feuerwerk gesorgt. Ich hatte mit Absicht meine Ankunft nicht breit gestreut, nur wer meinen Trip auf meinem Blog oder zumindest auf Facebook verfolgte, erfuhr vom genauen Termin, weshalb die Zusammensetzung der Leute ziemlich interessant war. Da waren einige Leute, die ich überhaupt nicht erwartet hatte, dafür fehlten andere, die eigentlich hätten hier sein müssen. Aber die wirklich wichtigsten Freunde waren schier vollzählig hier. Es war ein überaus herzliches Wiedersehen, und ich war einige Zeit damit beschäftigt, einige Highlights meiner Reise zu erzählen.

 

Was für ein erhabenes Gefühl, nach genau 99‘141 km und 50 Ländern nach 995 Tagen mit dem eigenen Fahrzeug mein Zuhause wieder erreicht zu haben! Guido war am Würste braten, der Hotpot war voll warmen Wassers. Natürlich war ich voll aufgedreht und freute mich über die vielen Besucher, von denen immer wieder neue eintrafen. Schliesslich waren 97 von 100 Bratwürsten gegessen. Genau so hatte ich mir meine Heimkehr vorgestellt – extraprima! Natürlich dauerte die Party bis tief in die Nacht hinein. Irgendwann sass auch ich Bier trinkend im Hotpot. Erst spät suchte ich mein Schlafzimmer auf, im Bett lagen der Staub und Katzenhaare der letzten 16 Monate… - ja, tatsächlich, Meteo Hirsch, meine Katze, unterdessen 13-jährig, hatte meine lange Abwesenheit tatsächlich überlebt, erkannte mich scheinbar sofort, aber ihr Blick schien voller Vorwürfe zu sein.

 

Ich bin im Schweizer Leben wieder angekommen. Die Frage ist nun, wie ich dieses vertragen werde. Noch werde ich dem Alltag für eine Weile entfliehen können – schon morgen reise ich mit Zollers nach Flumserberg. Mein Snowboard will bewegt werden… Die grosse Frage wird sein, wie ich dann den schnöden Alltag ertragen werde. Ich werde mir einige Wochen Zeit geben herauszufinden, ob, wie oder was ich wieder arbeiten werde. Sicherlich werde ich beginnen, meine Reise zu verarbeiten und vielleicht etwas aus meinen vielen Texten, Bildern und Filmen zu gestalten. Irgendwann werde ich meine gewonnene, immense Energie wohl wieder in einer Schule einbringen. Dies ist wahrscheinlich schon der Ort, wo ich gebraucht werde. Immerhin acht meiner ehemaligen Schüler wohnten meiner Rückkehr bei, ziemlich erstaunlich, nachdem ich vor fast drei Jahren „meine“ letzte Schule verlassen hatte…

km: 99‘141 (231)

Somit beende ich die Dokumentation meiner Reise. Herzlichen Dank für dein Interesse!

Vielleicht kannst du meine ganzen Abenteuer bald in Buchform geniessen...

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Kommentare: 6
  • #1

    Oli (Mittwoch, 24 Januar 2018 23:46)

    Vielen herzlichen Dank für die unterhaltsamen Stunden, Tage, Wochen, Monate und Jahre mit dir - du krasser Vogel. Ich hoffe, dass du heil über die tief verschneiten Alpen rüber kommst. Wenn man sieht auf welchen Strassen du dich in den letzten Jahren bewegt hast, dann dürfte auch der rekordhohe Schnee auf den Alpenpässen und im Wallis kein Hindernis für dich sein.
    Wir wünschen dir eine gesunde, erfreuliche, grossartige Heimkehr und eine rauschende Sause - als letzten Höhepunkt deiner Reise - (wir wären beinahe dabeigesessen) und anschliessend eine erfolgreiche "Resozialisierung".

  • #2

    Hildegard (Donnerstag, 25 Januar 2018 12:31)

    Die Innenraum-Fotos der Sagrada Familia gefallen mir.Bei meinem letzten Besuch vor 11Jahren ( wie die Zdit vergeht!) war innen nur Baustelle. Freu mich auf morgen Abend!

  • #3

    iso. (Freitag, 26 Januar 2018 08:52)

    Ende.
    Mitgefahren, mitgefroren, mitgeschwitzt, mitgewartet, mitentdeckt, mitgeschraubt, mitgeflucht, mitgestaunt.
    Schon einbizzel traurig jetzt, aber auch dankbar: Nun muss ich selbst in meinem Leben keine derart verrückte Reise mehr machen. Ich habe dank diesem einzigartigen Blog fast jeden Meter mitgemacht. Selbst schuld, wen die zahllosen Stunden gereut haben, die das Lesen erforderte. Ich habe jede einzelne genossen.
    Danke fürs Mitnehmen, Sturzi, du Wahnsinniger!
    Und welcome home. Auch ein Saunavierer kann Abenteuer sein...

  • #4

    Hildegard (Freitag, 09 Februar 2018 19:05)

    Dein letzter Satz in Goethes Ohr�. Muss ja nicht in dessen Stil geschrieben sein. Vielleicht erleb ic hs noch?!

  • #5

    Klaus Richter Deutschland (Freitag, 23 Februar 2018 07:26)

    Morgen Urs,
    willkommen zu Hause und herzlichen Glückwunsch für diese Wahnsinnstour. Bin gespannt, wie lange deine Seele braucht um anzukommen. Hab erst heute mal wieder in den Blog geschaut und erfahren, dass du schon zu Hause bist.
    Wir sehen uns................. Silke und Klaus

  • #6

    Trudy (Samstag, 10 März 2018 10:23)

    Hoi Sturzi
    Extrem schön, dass du wohlbehalten daheim angekommen bist. Ich habe auf der geschützten, bequemen Sofafahrt Wahnsinnsabenteuer mit dir erlebt. Manchmal konnte ich kaum fassen, wie cool du immer wieder einen Weg gefunden hast die grossen und kleinen Malheurs zu meistern. Wie mutig du an den unmöglichsten Orten dein Zelt aufgeschlagen hast und alles mögliche gegessen hast... Auch staune ich, wie viele begeisterte Reisevögel du angetroffen hast und wie kontaktfreudig und unkompliziert du auf die Menschen zu gehst. Dass du den Blog die ganze Zeit durchgezogen hast und zwar auf sehr interessante und amüsante Art verdient ein zusätzliches Kompliment.
    Ich bezweifle keinen Moment, dass dein Leben aufregend und interessant weitergeht.
    Viele Grüsse vom Untersee
    Trudy