Teil 16: Thailand III - Penang/Malaysia

Ich bin in Penang und versuche, einen Transport meines Töffs nach Sumatra zu organisieren. Und es scheint zu klappen. Aber das Boot geht erst am 20. Januar, weshalb ich momentan hier etwas feststecke.

Ich dürste nach neuen Abenteuern. Thailand und jetzt Malaysia sind mir fast zu einfach zu bereisen. Ich habe mich tüchtig ausgeruht, habe in den letzten Wochen einige Inseln an der Westküste Thailands besucht. Da gibt es auch heute noch einige ganz nette Schmuckstücke...

Ich habe Kontakt mit zwei Deutschen und ganz aktuell mit einem jungen Chinesen, die auch mit dem Motorrad unterwegs sind. Es kann also gut sein, dass ich die nächsten Wochen nicht alleine unterwegs bin.

Fr, 18.12.2015: Gleichförmigkeit der Tage…

Die nächsten Tage dürften sämtliche ähnlich ablaufen wie der heutige. Ich stehe auf, erfrische mich im nahen Meer. Morgens ist momentan Ebbe, und ich habe tatsächlich 100 m zu gehen, bis ich das am Morgen noch kühle, aber überaus angenehme Nass erreiche. Dann sage ich meinen Nachbarn „Good morning!“ und gehe 50 m bis zum Restaurant für einen Instant-Kaffee. Heute gab es Spiegeleier zum Frühstück. Ich checke das Internet, wobei immer genügend lange gewartet werden muss, bis der Sohn des Hauses aufgestanden ist und das Wifi auch wieder einstellt… Dann sitze ich auf der Terrasse und geniesse die Aussicht aufs ruhige Meer, schreibe die Erlebnisse des Vortages auf.

Es war etwas bewölkt heute, aber die Sonne drückte immer wieder durch den dunstigen Himmel. Ich fuhr auf dem Sand der zwei Kilometer langen Long Beach entlang, aber es war noch nicht viel los. Einige Joggerinnen, ganz wenige Leute im Wasser, einige haben sich schon am Strand für einen Tag zum Faulenzen eingerichtet. Weiter ging’s zum Pier auf der Suche nach einem wahren Kaffee und fand einen guten Coffee-Shop mitten auf der Insel, der Preis für einen Cappuccino war aber gesalzen (70 Baht). Die Insel ist unterdessen deutlich mehr bewirtschaftet mit vielen kleinen Restaurant, aber der Charme, die Ruhe ist erhalten geblieben. Ich richtete mich bei der Boat-Bar am Strand ein für einen Tag des Nichtstuns. Ich lass digital ab Handy im Harry Potter II, überlegte mir immer wieder, wie sich diese Geschichte auf einer Bühne umsetzen lassen könnte, verpflegte mich mit Kokosnuss, Pommes und Bier und wartete bis um 17 Uhr, wenn einige aktivere Menschen beginnen, Beach-Volleyball zu spielen. Wir erreichten heute ein recht gutes Niveau und spielten gleich mehrere Sätze. Eigentlich hätte ich Zeit benötigt, um den unglaublich szenischen Sonnenuntergang zu fotografieren, denn im Westen erschien die Sonne plötzlich hinter den Wolken und tauchte den Strand in wärmstes gelbes Licht ein. Über der Sonne erschien gleichsam ein Geist, eine gleichsam dunstige Wolke, die allmählich sämtliche Orange-, Rot-, Violett-, Hellblau-Grau- bis beinahe Grün-Töne freigab. Weil es so klar war, konnte man auch kilometerentfernte Wolken am tiefsten Punkt des Horizontes erkennen. Gespeichert ist das Bild, aber nicht auf meiner Flash-Karte. Lebe im Moment, geniess den Augenblick! Es war nicht einfach, sich auf zwei Dinge zu konzentrieren, auf das Farbenspiel am Himmel und das Volleyballspiel. Wie in den Tropen üblich, dauert die Dämmerung nicht lange. Die starken Farben verblassen immer mehr, bis die schwarze Nacht hereinbricht. Eine Abkühlung nach dem schweisstreibenden Spiel war vonnöten. Ich unterhielt mich einige Zeit im Wasser mit einem jungen Deutschen, der meinte, in der Buffalo-Bay sei heute etwas los.

Zuerst wollte ich aber duschen, trank ein Bier und suchte danach diese Bay, aber ich fand sie nicht, ass stattdessen in einem Beach-Restaurant Chicken mit Cashews, beobachtete die erstaunlich vielen Menschen hier. Die grosse Party habe ich auch heute nicht gefunden – never mind!

Km: 32‘747

 

Sa, 19.12.2015: Interview mit dem holländischen Kameramann

Wiederum glich sich der Tag im Vergleich zu gestern wie ein Ei dem andern. Der erste Akt nach dem Aufstehen galt wiederum dem Meer, in dem ich mich erfrischte und den Tag plante… Nach einem Müesli mit Früchten und Joghurt, dem Beschreiben des gestrigen riesigen Tages fuhr ich Richtung Norden der Insel, machte einen Halt beim teuren Coffee-Shop, bevor es weiterging zur Paradis-Beach ganz am nördlichen Zipfel der Insel. Der letzte Teil des Weges über eine Anhöhe war mit ausgetrockneten Regenrinnen durchzogen. Mit etwas Zirkeln waren alle schwierigen Stellen problemlos machbar.

Die kleine, aber feine Paradis-Beach hat sich im Vergleich zu vor acht Jahren kaum verändert. Ich legte mich an einen etwas rauhen Felsen im Sand und las einige Zeit, stärkte mich mit einem thailändischen, üppig gewürzten Papaya-Salat, bevor es zurückging zur Longbeach, wo eine neue Runde Volleyball angesagt war. Es hatte heute viel mehr Leute. Wiederum war das Niveau recht gut, ich freue mich, dass ich auch nach Monaten ohne wirklichen Sport noch einigermassen fit bin.

Am Morgen hatte ich beobachtet, wie ein ganzer Kessel voll mit frischen Fischen zum Big Tree gebracht wurde. Ich bestellte eine grosse Makrele an Pfeffer und Knoblauch – lecker! Dann wollte ich einmal die schmucke Nachbarsbar bei der Palm Beach besuchen. Ich hatte einiges an WhatsApp-Kontakt mit meinen Pokerfreunden, die heute im Böl die traditionelle Vorweihnachts-Pokernacht begingen. Später parlierte ich lange mit einem Holländer, der seine Arbeit zu Hause als Kameramann aufgegeben hatte und jetzt einige Wochen hier verweilt. Wir tranken einige Shot vom Thai-Whisky mit Cola. Schliesslich waren wir die letzten, die aus der Bar torkelten. War ganz nett, aber noch keineswegs der Brüller.

Km: 32‘766

 

So, 20.12.2015: Copy Paste

Copy paste! Soll ich noch was schreiben? Was war anders als gestern? O ja, nach dem Eierfrühstück war ich für einmal länger im Wasser und erkundete schnorchelnd die Wasserumgebung. Ich sah tatsächlich einige gelb-schwarze Fische, unter einem grossen Korallenfels gar ein grösseres Exemplar. Aber die Sicht war nicht besonders gut, zudem ärgerte ich mich über meine neue Taucherbrille, die innert Minuten beschlägt. Das Riff ist zudem ziemlich zerstört. Die Schnorchelerlebnisse sind um Welten schlechter als früher, erstens weil es sehr viel weniger Fische gibt und zweitens kaum mehr ein Riff intakt ist. Schade!

Dann beobachtete ich bei der rau-felsigen Küste ein ganzes Rudel (krabbenfressende?) Makaken, welche meine Anwesenheit aber nicht schätzten und sich von den Felsen in den dichten Wald zurückzogen, als ich kam. Ich blieb den ganzen Tag bei meinem Bungalow, fuhr am Abend zum Beachen dem Strand entlang. Es tut gut, wenigstens einmal im Tag etwas aktiv zu sein. Im Palm Beach ass ich ausgezeichnetes Curry Seafood. Aber es läuft nicht viel in diesem Winkel der Erde. Es hat viele Deutsche hier, aber keine Gruppe, die mich wirklich interessiert.

Ach ja, einen schönen, viel farbigen Sonnenuntergang gab es auch noch zu bewundern und fotografieren…

Km: 32‘770

 

Mo, 21.12.2015: Fledermaushöhle und Beach-Party

Der Morgen begann wie üblich mit einer Erfrischung im Meer und diesmal einem Müesli als Frühstück. Ich wollte heute einmal die Küste erkunden südlich meines Resorts, in der Hoffnung, vielleicht etwas von der Fauna zu erhaschen. Die Ameisen konnten mir heute gestohlen bleiben; schon zum zweiten Mal wurde ich gestern von einer gepackt. Eine schmerzhafte Schwellung am Arm war die Quittung, und jetzt beginnt die Stelle ganz heftig zu jucken.

Wiederum sah ich einige Makaken auf der Suche nach Nahrung, die bis zur Küste hinabgeklettert waren. Die felsige, rauhe Küste war überaus glitschig. Trotz Turnschuhen musste ich achtgeben, nicht zu stürzen, was zweimal trotzdem nicht zu vermeiden war. Ich war eine halbe Stunde unterwegs bis zu einem Kap und wurde überrascht. Ich trat ein in eine Höhle und realisierte schnell, dass es da einen Durchgang gab. Tatsächlich kam ich auf der anderen Seite der Höhle wieder an die Steilküste. Der Boden war hellgrün bemoost, und da war eine weitere, viel kleinere Höhle, die ich kriechend erkunden wollte. Es war stickig heiss in diesem Loch. Meine Handylampe gab mir etwas Licht. Je weiter ich in die Höhle vordrang, desto feuchter und schwüler wurde es. Und plötzlich flogen eigenartige Kreaturen um meinen Schädel, offensichtlich Fledermäuse, die ich durch mein Licht aufgeweckt hatte. Zu Dutzenden hingen sie an der niederen Decke der Höhle, und immer mehr schwirrten lautlos durch den engen Raum und touchierten mich zuweilen – ein etwas grusliges Gefühl. Es war fast nicht möglich zu fotografieren, weil die Kamera wegen der unglaublich hohen Luftfeuchtigkeit gleich beschlug. Die Hitze trieb mich wieder aus diesem Loch hinaus. Ich folgte der Steilküste kletternd noch etwas weiter und sah schnell eine viel grössere, zum Teil mit Wasser bestandene Höhle. Je weiter ich hineinging, desto düsterer wurde es. Und hier weckte ich wesentlich mehr Geister auf. Gleich zu Hunderten flogen die Nachtgestalten durch den grossen Innenraum, immer wieder wurde ich touchiert von einem der Flügel, und immer wurden es noch mehr, die sich in ihrer Tagruhe gestört fühlten. Ein chaotisches Meer von Flugobjekten wollte mich von diesem Ort vertreiben. Viele hingen noch an der Decke und drohten gleich mit einem Frontalangriff. Es wäre wohl ein besonderes Schauspiel, bei der Abenddämmerung hier zu sein und all die Massen von kleinen Flughunden zu beobachten, auf der Suche nach irgendwelcher Insekterei. Ganz überraschend war ich also zu einem tollen Naturerlebnis gekommen. Der Rückweg war scheinbar kürzer, weil die Steine unterdessen etwas abgetrocknet hatten und leichter zu begehen waren.

Dann widmete ich meinem Töff, der die Fahrt durch den (offenbar doch salzigen) Zufluss nicht estimiert hatte. Die Kette hatte Rostflecken (!), die ich jetzt mit Wasser und WD 40 zu reinigen versuchte. Dann wurde die Kette kräftig geölt.

Gegen Abend war wieder Volleyball angesagt. Sehr angenehm, sich wenigstens einmal am Tag etwas zu bewegen. Allmählich finde ich meine Passsicherheit wieder! Nur die Smashes könnten besser sein! Die Rückfahrt wurde nicht ganz unerwartet schwierig, denn die Flut füllte den Flussübergang vollständig mit salzigem Süsswasser, sodass ich kehrt machen musste und über die Insel zu meinem Bungalow zurückkehren wollte. Aber auch dies ging nicht ohne Schwierigkeiten, denn das Hinterrad versank gleich zweimal im tiefen Sand, sodass ich es aus dem Sand herausheben musste. Natürlich klebten an der Kette nun Tausende von schleifenden Sandkörnern – nicht nett! Zum zweiten Mal spritzte ich meinen Töff also gründlich ab.

Am Abend gab die Boat Bar eine Party mit Live-Musik und Feuershow. Viele Leute kamen hierher, auch ich, aber wegen der Flut zu Fuss. Ich trank einiges an Bier und Caipis und Mojitos mit zwei Volleyballfreunden. Es wurde wieder einmal ordentlich spät. Der Strand war jetzt wegen der hereinkommenden Ebbe leer und weit. Leider war die Verpflegung hier nur mittelprächtig. Seafood ist auch in Thailand rar und teurer geworden. Pork, Würste und Kebab (!) wurden angeboten…

Km: 32‘797

 

Di, 22.12.2015: Das Trommelfell meldet sich…

Ich fragte mich in den letzten Tagen immer wieder, wann meine Ohren auf das viele Salzwasser reagieren. Noch vorgestern war ich Schnorcheln, und dies ist es wohl, was ich nicht mehr tun sollte. Der Wasserdruck ist dann offenbar so hoch, dass Wasser durch das bekannte Loch im Trommelfell des linken Ohres eindringt. Ich spürte schon den ganzen Tag einen leichten Druck im Ohr, eine leichte Infektion schien sich auszubreiten. Am Abend war es dann ganz zu, ich war sozusagen gehörlos auf der linken Seite, zudem spürte ich meine Lymph-Drüsen. Jetzt hoffe ich nur, dass es nicht schlimmer wird.

Die Geschichte des Tages ist  schnell erzählt. Ich blieb den ganzen Tag beim Bungalow, die Zeit verging wie im Flug, zudem war der Tag etwas kürzer, weil ich länger geschlafen hatte. Am Nachmittag wanderte ich über den weiten Strand zum Volleyballfeld, las dort noch etwas, bevor es ein weiteres Spiel gab. Wir waren sehr viele Leute heute, ich setzte zweimal aus, beim zweiten Mal freiwillig, weil sich ein grandioser Sonnenuntergang ankündigte. Ich hatte endlich einmal Zeit zu fotografieren. Das Farbenspiel am Himmel war einzigartig. Orange-, Pink-, Violett-, gar Grüntöne färbten den Himmel in absolut kitschiger Weise. Nach einer letzten Erfrischung heute – und wohl zum letzten Mal mit dem ganzen Kopf unter Wasser – spazierte ich zum Big Tree. Die Flut war beinahe auf Höchststand – beim Bach stand ich bis zu den Oberschenkeln im Wasser. Es war gut, meinen Töff nicht zu quälen.

Am Abend fuhr ich nochmals aufs Zentrum der Insel, aber die zahlreichen Restaurant waren (trotz Hauptsaison) fast vollständig leer. Schliesslich fand ich ein Lokal mit wenigstens einigen Leuten, hier ass ich einen Seafood Salad.

Km: 32‘814

 

Mi, 23.12.2015: Angekündigter Regen

Es war sehr wichtig, meine aufkommende Ohrenentzündung gut zu beobachten, gleichsam mich selber sehr genau zu spüren, und ich hoffte auf meine selbstheilenden Kräfte, auf die ich mich schon so oft habe verlassen können. Ich versuchte zu vermeiden, dass mein Ohr nur etwas Wasser bekommt, bastelte aus einer Plastikflasche einen Ohrenschutz fürs Duschen. Das Wetter lud ohnehin nicht wirklich zum Bade ein, denn es war heute meist stark bewölkt – der Fachleute vom Wetterbericht hatten sich also nicht getäuscht.

Ich fand Zeit, meinen Helm einmal einer Generalreinigung zu unterziehen, aber das mit dem Trocknen war dann so eine Sache – das Innenfutter trocknete vielleicht zu 5 % bei dieser feuchten Witterung. Ich fand Zeit für mein Büro, Telefon- und Krankenkasseprämien waren zu bezahlen, dazu wird mir eine Betreibung angedroht, wenn ich nicht innert Tagen meine Sat-Internet-Hardware nach Deutschland zurücksende. Hoffentlich können das Mäsi und Guido bald erledigen. Es regnete immer wieder einmal; erst am Abend war es trocken, ideal für ein Beach-Volleyballspiel. Noch einmal war ich zu Fuss bis zu diesem Platz unterwegs.

Ich hatte schon am Nachmittag Chili-Curry-Fisch gegessen, diesmal sogar für mich überaus scharf, sodass mir am Abend zwei süsse Crepes reichten. Ich fühle mich wegen meines Ohres nicht besonders wohl, obwohl ich noch kein Fieber habe. Ich muss ja zufrieden sein, was mein Körper schon alles brav mitgemacht hat mit meinen bald 55 Jahren. Die Uhr tickt, ich werde in Zukunft immer mehr eingeschränkt sein. Es beginnt damit, dass ich wohl nie mehr werde tauchen können (ohne eine Entzündung zu riskieren), zudem ärgert mich mein kleiner linker Finger, der immer wieder gleichsam einschnappt und blockiert ist und nur mit Würgen wieder in eine gerade Stellung gebracht werden kann – vor allem beim Volleyballspiel lästig. Aber mit solchen Kleinigkeiten kann ich durchaus ganz gut leben, auch wenn sie einem das fortschreitende Alter bewusst machen…

Km: 32‘814

 

Do, 24.12.2015: Heilig Abend mit sich ausbreitender Ohrenentzündung

Ich erwachte ziemlich missmutig, denn mein Ohr war vollkommen „zu“ – ein ekliges Gefühl, nur auf einem Ohr zu hören. Die Entzündung schien sich ausgedehnt zu haben. Nicht nur Ohr und Lymphdrüsen schmerzten, sondern mittlerweile auch der Hals und die Kieferhöhle auf der linken Seite. Deshalb war ich bald unterwegs – Ohr geschützt durch einen „Gehörpfahl“ (danke Tobi!). Die Diagnose gab ich beim kleinen Medical Center gleich selber: Ear Infection! Die junge Arztgehilfin schaute mit dem bekannten Guckiguck-Gerät in mein Ohr und meinte lapidar: „Yellow!“ Mein Ohr ist offensichtlich vereitert und geschwollen. Ich verzichtete auf Schmerzmittel, nicht aber auf Antibiotika, die dann hoffentlich ihren Dienst auch nicht versagen, denn sie kosteten nur 150 Baht (4 Fr.) – 20 Kapseln in fünf Tagen. Ich nehme ja solche Medis überhaupt nicht gerne – über fünf Jahre ist es her seit der letzten Kur – ebenfalls in Thailand, aber noch schlimmere Ohrenschmerzen wie damals möchte ich nicht nochmals erleben. Ich nahm gleich die erste Portion und fuhr anschliessend zum bekannten Coffee-Resort mitten auf der Insel, wo ich zwar fast eine Stunde auf meinen Kaffee wartete, aber gute Unterhaltung bei einem jungen Schweizer Paar hatte, das ein halbes Jahr in Asien unterwegs ist. Ziemlich fluchtartig verliess ich das Lokal, weil es ziemlich heftig zu regnen begann.

Es war erneut den ganzen Tag über trüb und wolkig. Ich beendete meinen Harry Potter II, ebenfalls in Englisch geschrieben, fühlte mich anschliessend eigentlich zu müde für die übliche Runde Volleyball, aber die Flut hat sich unterdessen wieder soweit zurückgehalten, dass ich per Töff zum Beachen fuhr. Ich hatte nicht meinen besten Tag, fühlte mich danach aber doch viel besser. Ich war bachnass, kühlte mich im Wasser ab, mit Ohrenstöpsel im linken Ohr, ohne zu tauchen, aber dies erfreute mein Ohr nicht, es war wieder vollkommen geschlossen. Ich hätte mir einen netteren Heilig Abend vorgestellt, sass mit den drei netten Holländern, die seit Jahren längere Zeit hierherkommen, bei Squid am Tisch, aber ich war nicht sehr kommunikativ, weil mir das Hören Schwierigkeiten bereitete. Ich sass noch einige Zeit im Sala (nett weihnächtlich eingerichteter Sitzplatz beim Meer unter Palmen) bei Rotwein am Meer. Ich hoffte, dass der Schlaf seine heilende Wirkung voll entfaltet und war schon vor elf Uhr im Bett, verpasste sogar das Feuerwerk beim Resort am anderen Ende des Strandes.

Km: 32‘829

 

Fr, 25.12.2015: Die 4-Fr.-Antibiotika schlagen ein… – ein nettes Weihnachtsgeschenk und Party mit Job 2 Do!

Wohlweislich hatte ich diesmal früher reagiert als bei der letzten Ohrenentzündung, denn über Nacht schlugen die billigen thailändischen Antibiotika voll ein, und zwar im positiven Sinne. Offensichtlich ging die Schwellung im Ohr entscheidend zurück, denn schon am Morgen war mein Ohreingang offen beinahe wie immer, nur die Kieferhöhle scheint noch etwas vereitert zu sein, denn noch immer habe ich leichte Schmerzen beim Beissen.

Dies ist mein geplanter letzter vollständiger Tag auf dieser Insel, aber ich weiss nicht, ob ich mich schon trennen kann, denn heute Morgen präsentierte sich die Landschaft nach einem nächtlichen letzten Regen wie heruntergewaschen und leuchtete in den stärksten Farben. Ich kletterte nach dem Frühstück auf den Big Tree, schaffte es aber nicht ganz bis zu den gewaltigen grössten Ästen. Safety first!...

Ich bin hier an einem sonderbaren Platz gelandet. Gleich mehrere etwas ältere Menschen hängen hier für Monate, eine nervende Störchin versucht sich dauernd bei den Einheimischen anzubiedern. Aber allmählich verstehe ich den Reiz des Ortes, die Tage vergehen auch mit Nichtstun wie im Flug. Und doch bin ich weit entfernt davon, hier noch viel länger auszuharren, wie schön und friedlich die Umgebung auch ist. Einzig das fast jeden Tag sehr aktive englische Paar aus London, die ihre Terrasse mit improvisiertem Christbaum und Schneemann aus Styropor (!) geschmückt haben, beeindruckt mich durch seine Harmonie. Aber keinesfalls möchte ich so enden wie der Holländer gleich nebenan, der mit seiner dicklichen deutschen Freundin ein beinahe in sich zusammenfallendes Haus bewohnt, wohl halblegal Daueraufhalter ist, nachdem er von seiner in Ko Samui aufgebaute Touristenanlage verjagt worden ist, wo seine Thai-Frau noch immer lebt. Nie würde ich mich so weit auf die Äste herauslassen, weil ich weiss, dass solche Unternehmungen zu fast 100 % schliesslich doch scheitern. Aber vielleicht denke ich mit 65 ja anders und bleibe dann auch für Monate an einem solchen Ort. Ist ja einerseits schon perfekt: Warme Temperaturen, Meer, günstige Preise, nette Einheimische (solange man mit ihnen kein Business sucht…), aber andrerseits: viel zu langweilig und aufgesetzt.

Am Nachmittag fuhr ich zu einem abgelegenen Strand auf der Nordseite der Insel. Hier steht ein kleines Resort auf einem Hügel, fast niemand ist hier, wie am goldgelben Strand, der allerdings an Wirkung verlor, als die Ebbe rauhe Felsen zum Vorschein brachte. Es war mir bald zu langweilig hier, sodass ich zur Buffalo-Bay fuhr. Das Wasser ist sehr seicht hier, man hatte Hunderte Meter über Sand zu gehen, um zu den Gestaden des Meeres zu gelangen. Das war mir zu weit, ich zog ein Bier vor… Das Volleyballspiel fiel heute mangels Leuten aus. Ich versuchte am Abend per Skype Kontakt zu meiner Familie aufzunehmen, die in Hinterforst ihr traditionelles Weihnachtsfest feierten, aber das Internet war zu schwach, nur schon um anzurufen. Beim Friend’s Guesthouse bestellte ich wieder einmal eine Pizza, aber echter Seafood ist unterdessen auch in Thailand Mangelware – Seafood war Squid und Büchsenton…

Nicht weit entfernt besuchte ich dann eine Weihnachtsparty am Strand, wo Job 2 do, eine berühmte thailändische Reggaeband ein gutes Konzert gaben (Eintritt 350 Baht!). Gute-Laune-Musik! Ich traf auf zwei Feldkircher Motorradtechniker, die alles über meine Reise wissen wollten und staunten, dass ich keine Ahnung von Motorrädern habe, später auf das junge Schweizer Paar (Lena/Tobi), mit denen es bei weiteren Bieren ganz lustig wurde. Aber ich musste mich zurückhalten, denn noch stehe ich unter Medikamenten. Nachts um zwei Uhr war die Flut soweit zurückgegangen, dass ich per Motorrad zurück zu meiner Unterkunft fuhr – ein ganz vergnüglicher Abend an einem Ort, der voll war mit Besuchern. Zum ersten Mal erlebte ich richtige Partystimmung hier.

Km: 32‘859

 

Sa, 26.12.2015: Abreise verschoben

Eigentlich hatte ich für heute geplant, weiter Richtung Süden zu reisen, aber es ist nicht leicht, sich von diesem Ort zu lösen, schon gar nicht heute, denn ich schlief bis zehn Uhr. Vielleicht klappt es dann morgen, ich entrümpelte am Morgen nach einem Pancake meine Hütte, packte meine Cases, um morgen wenigstens bereit zu sein, wenn ich dann wirklich abreise…

Ich blieb fast den ganzen Tag beim Big Tree, las im Harry Potter III und fuhr erst am Abend zum Beachen über die weite Beach, aber die Leute heute waren nicht wirklich erheiternd, furchtbares Niveau ohne Ehrgeiz. Ich ass am Abend zum letzten Mal im Strandrestaurant, es hatte sogar Prawns, die hier rationiert scheinen und relativ teuer sind. Dann machte ich mich bereit für die morgige Abreise.

Km: 32‘865

 

So, 27.12.2015: Erste Etappe nach Süden – bis nach Krabi geschafft

Ich erwachte eine Viertelstunde zu spät und musste ordentlich Gas geben, dass ich das Slow Boat um 8.30 Uhr noch schaffte, vor allem weil I, die Mama des Hauses, noch Abschiedfotos brauchte – sie wollte aber selber keinesfalls aufs Bild, weil sie sich noch nicht gewaschen und gerichtet hatte. Eigentlich fühlte ich mich nicht wirklich fit zu reisen, denn ich hatte trotz der Medikamente wieder etwas Ohrenschmerzen, die sich während des Fahrens eher verschlimmerten – ich verstopfte meine Ohren mit Klopapier, weil ich meine Gehörpfropfen nicht fand. Mit den besten Wünschen wurde ich auch von den Holländern verabschiedet. Zehn Minuten vor Abfahrt erreichte ich den Pier, wo mein Töff im Nu auf das Boot gehievt wurde.

Wir waren fast zwei Stunden unterwegs bis Ranong, wo ich einige Zeit brauchte, fahrbereit zu werden. Dann ging es der Küste entlang südlich Richtung Phuket, vorbei an vielen Kokos- und Bananenplantagen. Auf der Höhe von Khao Lak nahm ich kurzfristig eine Abkürzung nach Phang Nga durch stark bewaldetes Karstgebirge, eigentlich alles schon gesehen. Auch auf dem Weg nach Krabi passierte ich diverse steile Karsthügel. Ich peilte ein Nachbarsdorf Krabis an, denn ich wollte versuchen, eine Zufahrt nach Railey zu finden. Ich gab aber schnell auf, Railey ist offenbar wirklich nur per Boot zu erreichen – und dies werde ich morgen machen. Ich fand in der Nähe ein etwas heruntergekommenes Resort (Dawn of Happiness) – ich zahle mit 800 Baht eindeutig zu viel für ein altes Bungalow am grau-schmierigen Strand, besonders gut sichtbar, weil Ebbe war. Die Lust ist gross, dieses Land zu verlassen. Auf zu neuen Abenteuern! Aber zuerst muss mein linkes Ohr wieder vollständig in Ordnung kommen. Ich bin eigentlich einigermassen fit, aber die wirklichen Herausforderungen fehlen.

Am Abend fuhr ich zum 5 km entfernten Ao Nang. Dieser Küstenort ist zu dieser Zeit voll mit Touristen, ich wähnte mich an einem italienischen Strandort im Sommer, wirklich nicht meine Traumdestination. Ich ass in einem indisch-italienischen (!) Restaurant einen Fisch mit Laap und einem Salat. Der Ort ist voll mit einschlägigen Thaibars, aber ich hatte keine Lust, mich hier zu vergnügen, dafür gönnte ich mir für 300 Baht wieder einmal eine Öl-Massage, Qualität mittelprächtig, aber gleichwohl sehr angenehm und schläfrig machend.

Km: 33‘213

 

Mo, 28.12.2015: Auf Railey bei Krabi

Ich wollte am Morgen unbedingt das erste Langboot erwischen, das nach Railey ablegt (08.30 Uhr), um möglichst den Touristenmassen auszuweichen. Dies gelang mir knapp, die Überfahrt auf diese Insel dauerte 15 min (100 Baht). Krabi vorgelagert sind mehrere Karstinseln, die schroff aus dem Meer ragen, und die schönste wollte ich heute besuchen – Railey. Schon bei der Anfahrt war unschwer zu erkennen, dass die Insel touristisch voll ausgebaut ist.

Aber ich war früh unterwegs, erreichte bald Phra Nang, aber dieser steile Karstbrocken war nicht so ohne weiteres zu erklimmen. Es ging äusserst steil aufwärts über schroff-griffige Felsen, aber nicht lange, ich hatte eine gute Sicht auf die Ostküste der Insel und die dahinterliegenden steilen Karstfelsen. Eigentlich wollte ich die nur 50 m entfernte Lagune in einem Karstloch erreichen, stieg auch tatsächlich steil bergab und landete in der Hidden World, wo gar niemand mehr war. Obwohl schon zehn Uhr, war es in diesem Loch, umgeben von mächtigen Felsen, noch sehr düster und vor allem überaus feucht. Am Ende dieses etwa 100 m breiten Loches, am Grund topfeben, fand ich eine Höhle, in die ich zwar einstieg, aber nicht weit, weil es erstens steil und glitschig war und zweitens weil ich kein valables Licht zur Verfügung hatte. Es war ganz still hier unten, schon beinahe geheimnisvoll. Auch auf dem Rückweg war eine wahrhaftige Kletterpartie angesagt, nur etwas für Schwindelfreie! Nachdem ich die Anhöhe wieder erreicht hatte, ging es gleich wieder steil bergab, wiederum extrem steil. Ich war froh, mit Turnschuhen ausgerüstet zu sein. Ich erreichte die von Felsen umgebene Lagune aber bald. Von weitem sah ich einen weiteren Höhleneingang auf Meerniveau auf der anderen Seite der Lagune, aber diese war nur durch tiefen Schlamm zu erreichen. Barfuss kämpfte ich mich durch diese braun-graue Brühe. Die Füsse produzierten immer wieder ein Vacuum, der entstehende Plopp hallte von den Felswänden wider. Manchmal stand ich knietief im Schlamm und war froh, dass es nicht noch tiefer ging… Auf der anderen Seite stieg ich ins lauwarme Salzwasser, schwamm in die Höhle, wo es ganz tief war. Ich blieb einige Zeit an diesem wunderschönen Ort. Immer mehr andere Touristen kamen, manche nur mit Flip-Flops ausgerüstet. Dann stieg ich wieder auf und ein letztes Mal ab, spazierte entlang einer mächtigen, mit Tropfsteinen bestandenen Felswand zum Weststrand, wo der Jahrmarkt unterdessen gross war. Unzählige Tagestouristen aus Ao Nang drängten sich am zwar wunderschönen, gelbbraunen Strand mit mächtigen Karststeinfelsen als Kulisse. Die Flut hatte den Strand noch kleiner gemacht. Die Nordseite dieses Strandes war etwas weniger bevölkert. Je näher es gegen Abend ging, desto mehr Strand wurde wegen der Ebbe sichtbar und desto weniger Leute hatte es, denn die Tagestouristen verliessen in den lauten Langbooten den Strand meist schon früh. Gegen Abend gab die Ebbe neue Felspartien frei, die jetzt leicht zugänglich waren, wunderschön im Abendlicht. Natürlich war auch der Sonnenuntergang inmitten dieser aus dem Meer ragenden Felsen einzigartig.

Ich hatte die Zeit vergessen, genoss noch ein Bier, aber ich verpasste das letzte Boot Richtung Festland. Aber ich hatte Glück! Mit einem Bedienstetenboot konnte ich mit lauter Thais die Viertelstunde zurückfahren. Der Zustieg zum Boot war aber ein Erlebnis für sich. Da der Bootssteg zu kurz war für diese starke Ebbe, wurden wir mit Traktor und Wagen durch das seichte Meer transportiert. Beim Boot hatten wir umzusteigen. Die Thais schützten sich mit Schwimmwesten, erstens weil sie wohl nicht schwimmen können und zweitens um sich zu schützen gegen die Spritzer aus dem Meer, welche die rasante Fahrt zurück zum Festland verursachte. Netterweise war die Rückfahrt gratis, zudem hatte ich auch fürs Parking nichts zu bezahlen, weil es schon zu spät war, als ich ankam.

Ich fuhr zurück zum Resort, duschte und ass heute gleich hier – Chicken Curry und Onion Squid. Es ist äusserst angenehm im Garten, die perfekte Temperatur. Und die entfernten Muezzin-Gesänge haben auch aufgehört – ja tatsächlich, ich habe bereits einige Moscheen passiert, ich nähere mich wieder Moslem-Land.

Zuletzt noch zum Ohr, das sich heute wenigstens wieder ruhiger verhielt, aber die letzten zwei Kapseln sind gegessen, ich zweifle, dass die Sache schon ausgestanden ist.

Km: 33‘215

 

Di, 29.12.2015: X-mal verfahren und doch geschafft…

Und immer geht’s weiter in den Süden. Noch nie war ich mit eigenem Fahrzeug weiter südlich wie jetzt, und dies kann ich von fast jedem weiteren Reisetag sagen. Aber Krabi wollte mich zuerst noch nicht so richtig loslassen. Nach einem guten Cappuccino-Frühstück in Ao Nang wollte ich Krabi nördlich umfahren, landete aber versehentlich im Zentrum der wenig sehenswerten Stadt. Navi sei Dank fand ich schliesslich die Nationalstrasse 4 doch noch. Ich hatte mein Ohr heute mit einem Ohrpfropfen geschützt, doch dies schien nicht wirklich zu helfen, nur schon der Fahrtwind um meinen Helm schien wieder Schmerzen zu verursachen, dazu ist das Ohr häufig erneut „zu“.

Ab Kalase folgte ich der 4046, einer Nebenstrasse, die Richtung Meer führt. Die 4008 und 4162 führten mich zu einem äusserst sehenswerten Küstenabschnitt mit einem kilometerlangen Strand mit Pinienwäldern. Dieser Abschnitt war damals bei der Tsunami-Katastrophe besonders betroffen, weil sie voll gegen Westen ausgerichtet und sehr flach ist. Alle paar Kilometer wurde man mit blauen Tafeln Tsunami Hazard Zone gewarnt, was zu tun ist, wenn die Erde wirklich wieder beben sollte. Weil das Meer heute Morgen tief stand, kamen weit draussen im Meer riesig lange, unbewachsene, goldene Sandstreifen zum Vorschein, auf denen kaum jemand unterwegs war. In dieser Region hat es kaum Touristen, wäre also allemal eine Reise wert, wenn man den Strand liebt und Zeit hat. Ich fuhr aber bald wieder ins Landesinnere, verfuhr mich ein weiteres Mal, diesmal realisierte ich das Missgeschick spät, musste kehrt machen, um den direkten Weg nach Thung Wa/Pakbara nehmen zu können. Und noch ein weiteres Mal fuhr ich statt links geradeaus und landete in einer Sackgasse beim einem Fjord des Indischen Ozeans. Wiederum musste ich umkehren. Unterdessen war es unmöglich geworden, Pakbara schon vor zwei Uhr zu erreichen. Ich war dort um 14.30 Uhr (über die 404 und 416 durch eine erneute Karststeinregion) und wurde schnell darauf aufmerksam gemacht, dass tatsächlich noch ein Schnellboot nach Ko Lipe fährt, allerdings teuer (1200 Baht retour). Es wurde mir eine Garage angeboten, wo ich mein Motorrad unterstellen konnte. So packte ich schnellstens um für einen zweiten Ausflug auf eine Insel ohne Töff. Sicherheitshalber packte ich auch mein Zelt ein, weil ich nicht wusste, ob ich in Ko Lipe um diese Jahreszeit (absolute Super-High-Season) eine Unterkunft finden würde.

Die 70 km lange Fahrt auf einem kleinen Schnellboot war rauh und wild, denn ein starker Ostwind, der mich schon während der Töfffahrt immer wieder aus dem Gleichgewicht zu bringen versuchte, wühlte das Meer auf. Der hohe Wellengang liess das Boot immer wieder heftig auf das felsenharte Wasser aufschlagen. Immerhin stellte ich fest, dass ich unterdessen wirklich seetüchtig bin – im Gegensatz zu einem Thai, der sich übel zu übergeben hatte. Das Boot wirbelte Wasser meterweise in die Höhe, sodass für kurze Zeit kleine Regenbögen zu sehen waren.

Ich erreichte Ko Lipe am frühen Abend. Wir landeten bei einer metallenen Plattform, wo einem weiteres Geld abgenommen wurde – 200 Baht Eintrittsgebühr für den Nationalpark, 50 Baht für die 150 m weite Fahrt zum Ufer, unsympathischer Abriss. Eigentlich wollte ich zuerst zu einer grösseren Insel (Ko Tarutao Nationalpark) fahren, aber über Silvester verträgt man Einsamkeit nicht so gut. Ko Lipe ist klein und wäre perfekt für Schnorcheln oder Tauchen, aber dies bleibt mir wegen meiner Ohrinfektion momentan verwehrt, aber das türkis- bis emeraldblaue Meer mit vorgelagerten Korallen erinnerte mich an philippische Inseln vor 25 Jahren - wunderschön. Es ist kein Wunder, dass die Insel momentan vollkommen überbelegt ist. Es führt eine Fussgängergasse quer über die Insel mit Läden, in denen man fast alles kriegt. Dreimal fragte ich erfolglos nach einem freien Bett, bis mir eine Italienierin den entscheidenden Tipp gab. An der Ostküste fand ich im Piran sogar noch ein einfaches Bambus-Bungalow an ruhiger Lage für 800 Baht die Nacht nur 30 m vom herrlichen Strand entfernt. Es weht ein empfindlicher Wind, der durch die Ritzen des Bambusgeflechts dringt. Dabei habe ich das Gefühl, dass jedes Windlein meinem Ohr schadet…

Ich fühlte mich nicht besonders wohl heute Abend, meine Ohrengeschichte ärgert und plagt. Trotzdem trieb mich der Hunger auf die Gasse. In einer kleinen Nebengasse fand ich ein kleines Thai-Restaurant, wo man frischen Seafood anbot. Aber auch hier sind die Preise vergleichsweise gesalzen. Für drei King-Prawns, eine Krabbe, gegrillt per Holzkohle auf einem alten Fass sowie Morning-Glory-Gemüse und Bier zahlte ich 650 Baht (18 Fr. – geht ja, denkst du jetzt…). Nach dem Essen fühlte ich mich zufrieden, machte noch einen Gang durch die mit Touristen übervölkerten Gassen, aber ich war müde. Ich stehe nicht mehr unter Medikamenten, hoffe wieder auf meine selbstheilenden Kräfte und werde morgen entscheiden, ob ich nochmals einen Arzt aufsuchen muss, die Ladung Antibiotika hat nur beschränkt etwas gebracht…

Km: 33‘549

 

Mi, 30.12.2015: Die emerald-blau-grünen Strände von Ko Lipe

Ich war schon recht früh wach. Gleich neben meinem Bungalow ass ich in einem Strandrestaurant ein Müesli mit Joghurt und Mango, trank dazu einen Cappuccino. Auf dieser Insel findest du alles, was dein Herz begehrt. Meinem Ohr ging es tatsächlich etwas besser, der trockene Wind scheint meinem Ohr gut zu tun, sodass ich beschloss, auf einen Arztbesuch zu verzichten. Es beginnt mich auch schon zu jucken im Ohr – ein untrügliches Zeichen, dass es jetzt wirklich besser wird.

Die Szenerie am Oststrand dieser Insel ist einfach nur atemberaubend. Ich posierte auf einem dürren Baum, der am Strand liegt, vor dem türkisfarbenen Meer für ein Foto, folgte diesem Strand, vorbei an einer Bar und einigen teureren Resorts. Einige Leute waren bereits am Sonnenbaden, am Ende einer riesigen Sandbank im Nordosten des Eilands wollte ich von diesem reinen Wasser kosten. Herrliches Bad! Ich blieb einige Zeit an diesem Strand, beobachtete die Leute beim Schnorcheln. Es ist schon etwas ärgerlich, dass mir diese Aktivität hier verwehrt bleibt, denn von blossem Auge kann man die Korallen erkennen. Kleine Ausflüge zu diversen Schnorchel- oder Tauchspots wären recht preiswert zu bekommen. In bald acht Monaten war ich beinahe ohne Sonnencreme ausgekommen, auch heute verzichtete ich darauf. Aber ich war etwas länger als sonst an der prallen Sonne und holte mir tatsächlich einen ganz leichten Sonnenbrand… Mein Aktivitätsradius war heute nicht gross. Weil die eingehende Flut einen weiteren Spaziergang entlang der Küste verhinderte, ging ich denselben Weg zurück, machte Halt in der Tauchbar für ein Fried Rice mit Krabben und trank einen Mangoshake, später ein Bier. Hier las ich erneut im Harry Potter III, trank später einen Pinacolada – ein richtig friedlich fauler Tag.

Nach der Dusche im einfachen, aber funktional perfekt eingerichteten Bungalow schlenderte ich durch die menschenüberfüllte Fussgängerpassage, peilte La Luna, das italienische Restaurant an, wo ich einen herrlichen Salat (mit Olivenöl, das ist hier selten!) und eine Pizza. Ich kaufte in einem Tauchgeschäft Silikon-Ohrstöpsel, die es mir vielleicht erlauben, doch bald wieder echt ins Wasser zu steigen. Momentan achte ich peinlichst genau darauf, dass kein Tropfen Wasser in mein Ohr kommt. Ein Überdruck im Darm trieb mich aber zurück zu meinem ruhig gelegenen Bungalow, der dort blitzartig gelöst wurde. Dann sass ich noch etwas am Strand bei Halbmond.

Ich bin momentan nicht besonders kontaktfreudig. Mal schauen, was morgen ist. An Silvester erwartet man ja jeweils eine Riesensause. Wieder geht ein Jahr zur Neige, und noch bin ich unterwegs und ganz gut im Plan. Ich bin so gespannt, wie es weitergeht. Wie nur wird mein Töff nach Indonesien (Sumatra) gelangen?

Und dann hatte ich heute noch einen SMS-Kontakt mit Judith, die mit PJ nur eine Insel weiter auf Bulone weilt. Hätte sie sich gestern schon gemeldet, wäre ich jetzt vielleicht dort…

Km: 33‘549

 

Do, 31.12.2015: Ein etwas bemühender Silvester

Nach dem Frühstück am Strand mit Pancake und Cappuccino wollte ich heute die Insel etwas erkunden. Es ist alles nahe beisammen auf dieser kleinen Insel. Auf einer kleinen Betonstrasse hatte ich nicht weit zu gehen bis zur schönen, aber nicht allzu grossen Sunset-Beach. Ich traf hier auf aussergewöhnlich viele Italiener, auch einen sanftmütigen Philippino, der in Bangkok als Englischlehrer arbeitet. Es wurde mir nicht wirklich klar, wie er wirklich strukturiert ist (…), aber ein sehr netter Kontakt. Ich durchstreifte ein sehr ruhiges Dorf, wo Einheimische in ihren Hängematten lagen, einige Kinder spielten. Erstaunlich, dass auch dies auf dieser Insel noch Platz hat. Es sind dies Abkommen der Chow-Lair-Seezigeuner, die 1909 Ko Lipe als Base für ihre Fischerei-Ausflüge nutzen konnten. Das sind wohl die einzigen Verlierer auf dieser Insel, denn weniger als ein Kilometer entfernt erreichte ich wieder das pure Gegenteil dieses ruhigen und relaxten Lebens. Am Pattaya-Strand, eigentlich dem schönsten Strand der Insel mit feinpudrigem, schneeweissen Sand, der auch das Wasser so aussergewöhnlich leuchten lässt, erreichte ich wieder den Touristen-Moloch mit teuren Resorts, Bars, Restaurants. Leider ist die Bucht voll mit Booten vollgepfropft, Schwimmplätze sind mit Bojen abgesteckt! In einem kleinen Restaurant beobachtete ich das bunte Treiben an diesem Strand mit badenden Touristen, ankommenden Booten, Material heranschleppenden Thais. Ich ass einen Teller voll Fritto misto mit Shrimps und Squid.

Unterdessen hatte der Wind schwere Wolken in erstaunlichem Tempo über die Insel geblasen, und tatsächlich begann es bald leicht zu regnen. „Ist ja perfekt, Regen am Silvester!“, dachte ich. Aber der Wind verblies das Gewölke bald wieder, und als es einnachtete, waren bereits wieder Sterne zu sehen. In diversen Bars wurde auch Silvesterpartys hingewiesen. Zuerst ass ich aber nochmals einen Fisch und zwei grosse Prawns- hervorragend. Um elf Uhr besuchte ich eine dieser Partybars, trank einen Caipirinha. Aber ich wurde nicht warm mit den Leuten hier, spazierte durch die überfüllte Fussgängerpassage zum Strand, wo bereits Hunderte sassen und auf den Jahreswechsel und das Feuerwerk warteten. Diese Stunden zählen für mich zu den heikelsten Stunden des Jahres, wenn man vieles der vergangenen Jahres revue passieren lässt und eigentlich wirklich feiern will. Aber ich war nicht so gut drauf, beobachtete die oberflächlich jubelnden Leute, als das Feuerwerk dann begann, trank später in einer Bar noch ein Bier, aber ich war heute wirklich nicht der Kommunikationsweltmeister. Um halb zwei Uhr war ich im Bett – mit einem Plan im Kopf…

Km: 33‘549

 

Fr, 01.01.2016: Schnell weg von hier und auf nach Ko Bulone!

Tatsächlich erwachte ich schon um Viertel nach sieben Uhr und konnte mich aufraffen aufzustehen. Ich eilte zum Pier, wo die Boote ablegen, denn ich hatte ja noch kein Ticket, war aber noch zu früh, sodass ich sogar noch Zeit fand für einen Cappuccino und ein hervorragendes Müesli.

Ich hatte schon gestern herausgefunden, dass es von Ko Lipe ein Direktboot nach Ko Bulone gibt. Und tatsächlich hatte dieses um 9 Uhr ablegende Boot auch noch einen freien Platz. Leider liess sich mein gültiges Rückfahrtsticket nach Pakbara jedoch nicht umbuchen, sodass ich ein neues Ticket (nochmals 600 Baht) zu kaufen hatte. Zurück in meinem Bungalow packte ich schnellstens zusammen und war bald wieder am Pier. Ich hatte einzuchecken und beobachtete nicht, wie mein grosser, hellblau markierter Rucksack plötzlich weg war. Da waren aber auch noch andere hellblau markierte Passagiere, alle ebenfalls ohne grosses Gepäck. Schliesslich brachte uns ein Langboot raus zum diesmal etwas grösseren Schnellboot, und da war er, mein Rucksack, der unbemerkt bereits geladen worden war.

Die Menschenmassen auf Ko Lipe waren schliesslich doch zu viel für mich, ich war froh, dem Trara entkommen zu sein. Die Fahrt nach Ko Bulone wurde erneut rasant, bei sehr windigen Verhältnissen schlug das Boot immer wieder hart auf den Wellen auf. Ich setzte mich gerade auf die weiche Bank, um mit den Beinen die überaus harten Schläge etwas abfedern zu können. Ich erreichte Ko Bulone eine Stunde später. Ich hatte hier das Boot zu wechseln, bestieg ein Langboot, auf dem mich immer wieder die spritzende Gischt des wellenden Salzwassers erfrischte. Hier unterlief mir ein verhängnisvoller Fehler. „Das Jahr beginnt ja gut“, dachte ich, denn irgendwo hatte ich meine letzte Lesebrille liegen lassen. Voll bepackt fand ich schnell das Marina-Resort, wo Judith und PJ mich schon erwarteten. Ich hatte ihnen am frühen Morgen ein SMS gesandt, dass ich jetzt doch noch auf „ihrer“ Insel vorbeischauen wollte. Sehr herzliches Zusammentreffen! Nach einem Drink spazierten wir über die Insel, wo ich auf der wenig entfernten Nordseite der kleinen Insel einen tollen Bungalow für 600 Baht besetzte (Chao Lae). Am Nachmittag waren wir am schönsten, jedoch ebenfalls sehr windigen Südstrand der Insel mit aussergewöhnlich starker Strömung. Hier lernte ich die Bündnerin Luzia kennen. Auf der Terrasse von Judiths und PJs grosszügigem Bungalow genossen wir gegen Abend ein Bier. Unmittelbar unter ihrem Bungalow suhlten sich zwei grosse Warane in einem mit Wasser gefüllten grossen, liegenden Rohr. Zu viert assen wir im Restaurant „meines“ Resorts einige herrliche Thai-Menues. Anschliessend genehmigten wir uns noch einen Drink bei einer Strandbar. Es ist um Welten anders hier. Touristen wie Einheimische grüssen sich. Hier erkennt man wieder das herzliche, freundliche Lächeln der Thais. Ich sitze unter einem Mangobaum und staune einmal mehr über die üppige tropische Natur auf dieser Insel. Es war bestimmt der richtige Entscheid, mich mit Judith und PJ doch noch zu treffen, uns verbindet aus der Schweiz immer noch viel Gemeinsames! Ich bin im 2016 angekommen…

Km: 33‘553

 

Sa, 02.01.2016: Ein fauler Tag auf Ko Bulone

Ko Bulone ist nicht dicht besiedelt. Verdichtetes Bauen ist hier nicht notwendig. Vor den meisten einfachen Behausungen der Einheimischen hängt zum Verweilen eine Hängematte. Die Natur hat die Insel voll im Griff. Gleichsam in der Luft schwebende Kolibris und andere neugierige Vögel sind konstant auf der Suche nach Nahrung. Kleine Katzen sind auf der Jagd nach den vielen herumstreunenden kleinen Eidechsen. Hunde habe ich noch keine gesehen (!), dafür grosse, bis anderthalb Meter lange Warane, die meist den Schatten oder einen Tümpel suchen. Rund um meinen im Norden stehenden Bungalow stehen mächtige Mangobäume, deren Früchte aber noch nicht ganz reif sind. Manchmal passieren einige der wenigen Touristen, meist sind es aber Einheimische, die mit ihren alten Seitenwagen-Motorrädern etwas transportieren. Die Zeit tickt anders auf dieser Insel. Niemand ist im Stress, man findet viel Zeit für einen Schwatz oder setzt sich irgendwo hin, um die Zeit verstreichen zu lassen.

Die Zeit verging heute wie im Flug. Ich schlief etwas länger, nahm ein Bad im nahen Meer. Allerdings brachte die Ebbe viele Steine zum Vorschein. Der einzige wirklich gute Strand mit gelb-weissem Sand und türkis-grünem Meer liegt auf der Südseite, wo ich gestern auch angekommen bin. Um diesen zu erreichen, muss ich einen zehnminütigen Spaziergang über einen kleinen Hügel machen. Ich traf in „ihrem“ Restaurant kurz vor dem Mittag auf Judith und PJ. Bei einem Mangoshake sassen wir lange hier im Schatten, diskutierten über Gott und die Welt. Erst am Nachmittag ging es zum Strand. Es war weniger windig heute, die Strömung dementsprechend weniger stark. Heute tauchte ich zum ersten Mal wieder einmal den ganzen Kopf ins Wasser, das empfindliche Ohr geschützt mit meinen neuen Silikon-Pfropfen. Die Tage erscheinen einem hier viel zu kurz. Schon bald sassen wir auf der Terrasse der beiden und tranken ein Bier. Es war schon dunkel, als ich meinen Bungalow für eine Dusche aufsuchte. Wir hatten im italienischen Restaurant (!), dem einzigen internationalen hier, abgemacht, assen Pizza und Salat, tranken eine Karaffe Rotwein. Dann unterhielt ich die beiden lange mit meinen vielen Reisebildern. Wieder wurden wir überrascht von der Zeitlosigkeit, es war nämlich plötzlich 1.45 Uhr, der Strom meines Laptops war aufgebraucht, die Show konnte nicht zu Ende gebracht werden. Es war stockdunkel auf dem kurzen Heimweg, ich machte meine Handylampe an, denn verschiedenes Getier tummelte sich auf dem Weg, Frösche, grosse Insekten, Einsiedlerkrebse. Ich wollte sicher sein, dass ich nicht versehentlich auf eines dieser Tiere stand. Aber es hatte dann weder Schlangen noch grosse Echsen, die meinen Weg versperrten.

Sofort schlief ich wunderbar ein.

Km: 33‘553

 

So, 03.01.2016: Einsiedlerkrebse

Es war heute zum ersten Mal fast windstill. Dies bedeutete, dass es den ganzen Tag sehr warm war. Am Abend stellte ich sogar zum ersten Mal den Fan ein. Aber auch das Meer war ganz flach und ruhig, das glasklare Wasser leuchtete in der Sonne noch viel intensiver türkis-blau-grün.

Ich spazierte nach dem Frühstück mit einem riesigen Pancake mit tropischen Früchten etwas früher auf die andere Seite der Insel. Dort traf ich auf Judith und PJ, die von einem langen Schnorcheltrip gleich vom Strand aus zurückkehrten. Judith kann gar nicht genug von den Fischen kriegen und kam ganz aufgeweicht aus dem Wasser. Die Verhältnisse waren so ideal, dass ich es nicht lassen konnte, etwas zu schnorcheln – trotz meinem Ohr. Ich versuchte meine Ohren mit meinen Silikonpfropfen zu verstopfen und tauchte ein in die wundersame Unterwasserwelt. Die Sicht war recht gut, und ich staunte, wie intakt das Korallenriff auch in Strandnähe noch ist. Ich durchschwamm riesige Schwärme von kleinen Fischen, es hatte auch einige Papageienfische und andere grössere mehrfarbige Exemplare. Ich blieb aber nicht allzu lange im Wasser, weil ich spürte, dass meine Pfropfen wohl doch nicht ganz dicht sind. Wir sassen lange am Strand, lasen. Später kamen Luzia und Ruedi, der vor einigen Jahren einmal mit seinem Mini nach Indien gefahren war. Da war sofort viel Gesprächsstoff vorhanden.

Heute tranken wir das erste Bier noch am Strand. Am Abend assen wir im grössten Resort (Pangan) ein hervorragendes Fischmenu. Auf dem Rückweg hatten wir achtzugeben, nicht auf die Dutzenden von Einsiedlerkrebsen zu stehen. Das sind eigenartige Kreaturen, die sich am Strand eine grosse leere Muschel suchen und dieses als schützendes Haus benutzen. Diese Muscheln in allen Formen und Farben bewegen sich etwas schwerfällig über den Sand und verstecken sich im Haus, wenn man ihnen zu nahe kommt.

Auf Judiths und PJs Terrasse schauten wir noch die zweite Runde Bilder von meiner Reise an, ganz gemütlich mit Sang Som und Cola. Auch um Mitternacht war es noch sehr warm. Aber erst viel später machte ich mich auf den Rückweg zu meinem Resort. Der Fan lief noch einige Zeit, bis der Generator abstellte und die Stromzufuhr unterbrochen wurde. Aber ich schlief trotzdem ganz gut.

Km: 33‘553

 

Mo, 04.01.2016: Letzter fauler Tag auf Ko Bulone

Es war wieder sehr warm und fast windstill heute. Ich blieb lange Zeit beim Bungolow, las meinen Harry Potter III fertig. Dann spazierte ich ein letztes Mal über die Insel an den Strand. Eigentlich wollte ich heute einige Filmaufnahmen unter Wasser machen, aber mein linkes Ohr war wieder teilweise „zu“ – der gestrige Schnorcheltrip hatte sich also nicht gelohnt, deshalb wollte ich das Glück nicht noch weiter herausfordern.

Judith und PJ waren noch am Essen, kamen aber bald an den Strand, ebenso Luzia und Ruedi. Wir spielten eine Runde Kokosnuss-Boule – ich verlor 6:8 mit dem letzten Wurf… Auf Judiths und PJs Terrasse war dann das schon fast tradtionelle Bier angesagt. Am Abend assen wir gemeinsam beim Chao Lae, das einigermassen abgelegen, aber doch immer voll ist – ein gutes Zeichen. Mein mit würzigem Sticky Rice gefüllter Tintenfisch war denn auch hervorragend. Eigentlich wollten wir noch eine Bar aufsuchen, aber ich fühlte mich zu müde dafür. Als ich mich hinlegte, wusste ich beileibe noch nicht, ob ich morgen wirklich abreise, denn ich habe noch nicht einmal ein Bootsticket gelöst…

Km: 33‘553

 

Di, 05.01.2016: Zeitraubende und kostspielige Ausreise aus Thailand, willkommen in Georgetown/Penang/Malaysia

Aber ich erwachte schon vor sieben Uhr und begann mein Material zusammenzupacken. Tatsächlich konnte mir meine Hausmama während des exorbitant grossen Müeslis noch ein Ticket organisieren. Um zwanzig vor neun Uhr brachte mich ein Longtail Boat rund um die Insel zum Hauptstrand, wo das kleine Schnellboot schon bereitstand. Leider traf ich nicht mehr auf Judith und PJ, die mich zwar suchten, aber nicht mehr fanden.

Die Bootsfahrt nach Pakbara war erneut rasant, aber wesentlich ruhiger, weil die See heute Morgen sehr ruhig war. In Pakbara wurde mir tatsächlich nicht genutztes Ticket Lipe – Pakbara rückerstattet (600 Baht!), dafür hatte ich für das Töffparking mehr als abgemacht zu bezahlen (500 Baht). Es war drückend heiss, jetzt hatte ich umzupacken, und ich floss beinahe davon vor lauter Schwitzen. Noch vor elf Uhr war ich bereit und froh um etwas Fahrtwind. Über La-Ngu und die Strasse 416 hatte ich die Grenze zu Malaysia um die Mittagszeit erreicht.

Mein Pass war schnell abgestempelt, aber dann begannen die Probleme. Ich hatte nicht gesehen, dass die Aufenthaltsdauer für mein Fahrzeug nur auf 30 Tage ausgestellt war (bis 24. Dezember). Ist ja auch unlogisch, dass ich 60 Tage erhalte und mein Töff nur 30 Tage Aufenthaltsrecht bekommt. Ich versuchte alles, von Warten über Diskutieren, aber alles half nichts, nicht einmal ein Telefon mit dem Boss in Hat Yai. Ich kam nicht weg, weil ich im Computer vermerkt war, die Beamten konnten nichts machen. Die Busse war ausserordentlich heftig: 1000 Baht pro überzogenem Tag, macht zusammen 10‘000 Baht (270 Sfr.)!!! Aber natürlich hatte ich nie mehr soviel Geld auf mir und hatte offiziell schon aus dem Land ausgecheckt. Nach langem Hin und Her cancelte man mir die Ausreise, und ich fuhr 27 km bis nach Chalung, wo ich im dritten Versuch einen Bancomaten fand, der auch funktioniert. 1000 Baht hatte ich noch, also hatte ich 9000 Baht zu beziehen. Ich war schnell wieder bei der Grenze. Jetzt ging es ganz schnell, ich zahlte, checkte aus und stand an am malaysischen Zoll. Es hatte zwar eine lange Schlange, es verging einiges an Zeit, bis ich endlich dran war. 90 Tage Aufenthaltsrecht! Ich wusste, dass ich hier bei der Customs-Stelle mein Carnet de passage wieder einmal brauchen konnte, erst das zweite Mal nach dem Iran. Allerdings hatten die Beamten keine Ahnung, wie dieses zu handhaben ist, und ich musste ihnen dabei helfen. Aber schliesslich klappte es – und ich konnte – hoffentlich vollkommen legal – ins Land einreisen.

Ich fuhr über einen kleinen, mit dichtem Urwald bestandenen Pass, erreichte vor Kangar aber bald eine Tiefebene mit ausgezeichneten Strassen. Aber ich kam noch immer nicht wirklich gut vorwärts, denn der Verkehr war aussergewöhnlich gross. Malaysia ist an dieser Stelle überraschend dicht besiedelt, immer wieder passierte ich Dörfer und kleine Städte, mit Alor Setar auch einmal eine grössere. Aber ich war noch nie in einem Land, in dem Motorradfahrer zu bevorzugt behandelt werden. Statt auf der Strasse eine zweite Spur einzurichten, gibt es hier eine etwas schmalere Extraspur für Motorradfahrer. Zahlstellen auf Autobahnen werden elegant auf einem extra Radstreifen umfahren. Man darf also Autobahnen befahren und zahlt nicht einmal etwas dafür! Erst auf der riesigen Brücke, die kilometerweise nach Georgetown führt, wurde ich zur Kasse gebeten. Hier liess ich einige Noten zu Boden fallen, verbeugte mich wohl etwas zu stark, um sie auf dem Töff sitzend wieder aufzuheben und – knacks – holte ich mir eine leichte Zerrung im Gesäss/hinteren Oberschenkel (!). Georgetown ist eine riesige Stadt, in der ich mich dank des Navis aber gut orientieren konnte. Bald fand ich die Love Lane, das einschlägige Touristenviertel und fand im Reggae-House eine top Unterkunft. Es ist zwar nur ein Vierer-Dormitory, aber die Matratze liegt in einer veritablen, geschlossenen Kabine (40 RM). Ich kam sofort ins Gespräch mit einem Schotten, den ich allerdings kaum verstand. Nach einem Bier und einer Dusche war ich sehr hungrig und besuchte ein nahes indisches Restaurant (Danish Byrgish), wo man mir ausgezeichnete und zarte Lamm-Chops anbot. Die Gasse war voll mit Touristen und Live-Musik-Läden, aber ich war müde und legte mich schon um halb zwölf Uhr schlafen.

Was soll man machen nach einem solchen Tag? Sich ärgern? Nein, das lohnt sich nicht! Abhaken, sind halt ungeplante Reisespesen, und besser ist ja, dass ich mich fit fühle. Ich warte gespannt auf den morgigen Tag, an dem einiges zu organisieren ist. Nur das Liegen war wegen meiner Arschzerrung etwas mühsam, aber ich schlief gleichwohl gut!

Km: 33‘897

 

Mi, 06.01.2016: Es scheint aufzugehen – oder wie viel man an einem einzigen Tag organisieren kann!

Eigentlich wollte ich mich heute nur meinem aktuellen Hauptproblem widmen, nämlich wie ich mein Motorrad rüber nach Indonesien bringen werde, aber schliesslich erledigte ich viel mehr, als ich mir vorgenommen hatte. Es begann nicht gut. Ganz in der Nähe der Love Lane besuchte ich zuerst ein Reisebüro, dann Air Asia, wo man nicht weiterhelfen konnte. So wollte ich den Hafen aufsuchen. Auf dem Weg dorthin fiel mir am Weid Quai ein Schild auf: TAS Shipping & Transport SDN BHD. Ich wurde überaus freundlich empfangen, und nach einem Telefon stellte man mir in Aussicht, dass dies schon klappen könnte. Aber ich schaffte es bis zum Abend nicht mehr, nochmals vorbeizuschauen, weil ich mit zu vielen anderen Dingen beschäftigt war.

Ich fuhr jetzt nämlich zum Adventist Hospital, wo ich die indonesische Botschaft finden sollte, landete aber in einem kleinen Töffgeschäft, wo ich wegen eines Ölwechsels und der Reparatur meines Hinterlichtes und des Blinkers nachfragte. Aber hier fühlte man sich nicht genügend kompetent, gab mir aber eine Adresse eines Motorradhändlers, der meine Wünsche sollte erledigen können: Hot Bike, Jalan Jelutong 595-H. Die nette Dame fuhr jetzt aber gleich in die Stadt und zeigte mir auf dem Weg die indonesische Botschaft. Ich war glücklicherweise genug früh dran, weil ich gestern die Uhr nicht umgestellt hatte. Mein Visa-Antrag wurde entgegengenommen (190 RM), schon morgen kann ich um zehn Uhr mein 60-d-Visum abholen.

Jetzt fuhr ich Hot Bike an und fand es dank des Navis erstaunlich schnell. Der recht chaotische Verkehr machte mir nichts aus, da bin ich von noch grösseren Städten schon lange gestählt. Überall funktioniert es gleich: Nur was vor dir ist, zählt, darauf ist zu achten. Da spielt es dann keine Rolle, ob man stehende Autos im Slalom überholt und dann als Erster am Lichtsignal startklar für den nächsten Abschnitt ist. Ich war einige Zeit bei Hot Bike, aber der Mechaniker arbeitete äusserst schnell und speditiv. Der Ölwechsel war bald gemacht, mehr Sorgen bereitete ihm nicht ganz unerwartet mein Lichtproblem. X Sicherungen, unter anderem auch die Hauptsicherung wurden zerstört, wodurch auch wieder einmal der Tank entfernt werden musste. Aber tatsächlich schien der Mechaniker die faule Stelle, die immer wieder einen Kurzschluss ausgelöst hatte, gefunden zu haben. Seine Lösung mit einem Parallelkabel schien mir aber nicht ganz professionell zu sein. Aber das Ziel wurde erreicht: Heute Abend funktionieren sowohl Hinterlicht sowie die Blinker noch. Der Chef des Hauses hatte mir aber noch eine andere interessante Information. Er meinte nämlich, dass es nahe des Flughafens viele Cargo-Buden gebe, welche Motorräder zu einigermassen günstigen Konditionen auch per Flug befördern.

Deshalb fuhr ich jetzt schnurstracks zum internationalen Flughafen, hatte aber einige Zeit zu suchen, bis ich Farouk Cargo fand. Zwei Beamte halfen mir, jemand von dieser Bude zu finden und telefonierten sogar für mich. Tatsächlich kamen bald zwei allerdings etwas zwielichtige indisch-stämmige Malaien, die mir ein Angebot machten, die Motorräder nach Belawan zu verschiffen. Zehn Tage Transportzeit, 1000 RM Kosten. Unterdessen hatte ich auch mit dem deutschen Paar e-Mail-Kontakt aufgenommen, das ich auf Umwegen damals in Laos per Mail kennengelernt hatte. Sie befinden sich momentan in Ko Lanta und schliessen sich mir vielleicht an. Ein Transport wäre um einiges billiger, wenn gleich drei Motorräder transportiert würden. Anschliessend wollte ich nochmals die Bude vom Morgen aufsuchen, aber diesmal war ich zu spät – schon geschlossen. Ich fuhr zurück zum Reggae Hostel, leerte gleich drei Bier fast in einem Zug hinunter. Es war extrem schwül-heiss heute, kein Wunder, dass am Abend ein heftiges Gewitter niederging.

Ich beobachtete die Chefin des Hauses, wie sie chinesische Teigtaschen (Latok?) herstellte und bestellte gleich deren sieben davon. Dann gab es bei einem weiteren Bier etwas Small Talk mit zwei Australiern, die auch schon Zentralasien besucht hatten.

Ich bin gespannt, wie lange ich in Penang werde bleiben müssen, bis all die Dinge erledigt sein werden. Kommt Zeit, kommt Rat…

Km: 33‘966

 

Do, 07.01.2016: So einfach ist’s dann doch wieder nicht…

Nach dem Frühstück fuhr ich erneut die indonesische Botschaft an, wo man mir innert Minuten meinen Pass mit dem gewünschten Visum übergab. Ich fragte auch noch nach, was noch zu tun sei, wenn man ein eigenes Fahrzeug ins Land einführen möchte. Offenbar verhalten sich die Beamten an den Zollstellen total unterschiedlich und sind nicht gleichermassen über die Gesetze informiert. Man stellte mir ein Empfehlungsschreiben in Aussicht, dafür hatte ich mein Carnet de passage bei der Botschaft zu lassen. Morgen kann ich dieses Papier dann abholen.

 

Dann fuhr ich zum TAS Cargo. Tatsächlich wäre es möglich, mein Motorrad nach Belawan zu verschiffen, aber das nächste Boot fährt erst am 20. Januar. Von Bjarne aus Deutschland, den anderen Motorradfahrer, wusste ich von einer anderen Adresse, Mr. Lim (Chakra Cargo). Diese Bude fand ich ganz in der Nähe (Jalan Lebuh 287). Ich wurde vom sehr vertrauenswürdigen Mr Lim sehr freundlich empfangen. Sein Gemüsekutter nach Indonesien wurde letzten September leider konfisziert, aber er hatte eine andere Lösung bereit, das vermutliche gleiche Schiff, das mir schon von TAS vorgeschlagen wurde, legt zwischen dem 20. Und 23. Januar in Georgetown ab. Er konnte mir auch den genauen Preis für den Transport sagen: 803.50 RM plus 1‘500‘000 INR (100 €) Auslösegebühren in Belawan. Nach kurzer Zeit im Hotel war der Entscheid schon gemacht. Ich schrieb Bjarne und seiner Partnerin gleich ein Mail mit den neuesten Infos, aber die zwei sind offensichtlich etwas langsamer unterwegs und werden erst morgen Richtung Ko Lanta weiterreisen. Es ist also nicht sicher, ob sie bis zum 20. Januar auch wirklich hier sein werden.

 

Ich arbeitete am Nachmittag wieder einmal etwas an meinem Blog, Teil 16, und überlegte, wie ich die Zeit bis zum 20. Januar überbrücken könnte. Wahrscheinlich werde ich einen kleinen Loop in Malaysia machen. Dies reizt mich zwar nicht besonders, weil mir Malaysia touristisch viel zu gut ausgebaut ist. Ich stecke hier in Penang als etwas fest, am liebsten würde ich schon morgen weiterreisen nach Indonesien, wo ich die nächsten wirklichen Abenteuer erwarte. Aber ich werde mir die Zeit wohl nehmen müssen. Immerhin habe ich eine Lösung gefunden, und dies ist auch nicht schlecht!

 

Am Abend war ich bei einem kleinen Inder, ass ein Garlic Naan Set und einen Orangensaft (Bier gibt es nur in Bars!) für einen lächerlichen Preis (4 Fr.).

 

Km: 33‘986

 

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Trudy (Sonntag, 10 Januar 2016 11:52)

    Hoi Sturzi, äs guets Neus und viel Glück auf der Weiterreise!
    Wiederum ein spannender Bericht, hervorragend geschrieben und super illustriert. Das artistische Eingangsfoto "der Brüller" und der Sonnenuntergang mit dem Boot Preisverdächtig. Die Schlammfüsse... hihihi
    Gute Besserung für dein Ohr.
    Falls du Heimweh, oder Langeweile hast in den 10 Tage Wartezeit, empfehle ich dir mein Landschaftsblog ;-)
    Alles Gute und bis zum nächsten Mal
    Trudy

  • #2

    iso (Mittwoch, 13 Januar 2016 16:53)

    Ohrenentzündung, schlaffe Sprungmuskeln beim Volleyballsmash, Arschzerrung, Überdruck im Darm, Sehprobleme wegen verlegter Lesebrille, steifer Finger, erster Sonnenbrand – tja, der Zahn der Zeit nagt auch an dir, Sturzi. Aber wenigstens scheints jetzt allmählich wieder etwas abenteuerlicher zu werden auf deinem Trip. Darauf freu ich mich fast ebenso wie du. Pass weiter a Bisserl auf, dass dich die Fledermäuse nicht fressen. Und ein gutes Neues ja sowieso! Pfüeti!

  • #3

    regula (Donnerstag, 03 März 2016 22:01)

    ich find's voll ok, wenn du's mal easy nimmst und nicht dauernd haarsträubende abenteuer erlebst. da ich stets voll mitgehe, habe ich gern beim lesen an den thailändischen stränden rumgehangen und mich ein wenig von den strapazen der anderen blogs erholt. und kitschige sonnenuntergänge am meer mag ich auch. ich wünsch dir ein wunderbares 2016, in dem du dir deine träume erfüllst