Die Reise über den wilden Pamir-Highway über Sandpisten und Pässen bis 4651 m.ü.M. war wohl eines der grössten Abenteuer, das ich je erlebt habe. Hunderte von Kilometern sind wir, Tobias,
Dominique und ich, der tadschikisch-afghanischen Grenze gefolgt, von Afghanistan nur getrennt durch einen wilden grau-braunen Fluss. Übernachtet haben wir konstant im Zelt, weil es schlicht keine
anderen Unterkünfte gab.
Ich bin froh, jetzt in Osh zu sein, wo ich meinem Töff ein dringend benötigtes Update geben konnte. Meine von der Schweiz mitgeschleppten Pneus sind jetzt am Ort, wo sie eigentlich hingehören,
zusätzlich war es unabdingbar, mein Kettenkit zu wechseln. Dank MuzToo, einer kleinen, in Osh ansässigen Firma (www.muztoo.ch) ist mein Motorrad wieder so weit hergerichtet, dass es fit ist für
die nächsten Abenteuer in China, die allerdings später als erwartet beginnen werden. Noch ist das Tibet-Permit nicht eingetroffen...
Lies selber, wie spannend die Reise durch den Pamir war...
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Allerdings wurde Google Maps durch meine Einträge durch den Pamir ordentlich überfordert und hat mir falsche Strecken eingezeichnet. Ich bin der Südroute durch das Wakhan-Valley gefolgt. Die
Nordroute war durch einen Erdrutsch gesperrt. Die Strasse befindet sich in Tadschikistan und nicht wie teils auf der Karte in Afghanistan.
So, 09.08.2015: Ein weiterer Zwischenfall (ohne Folgen) und ein weiterer Schritt Richtung Pamir
Etwas verkatert stand ich an diesem Morgen auf, ich wäre bestimmt noch etwas länger liegen geblieben, aber die zwei hatten das Frühstück bereits auf acht Uhr bestellt. Also musste ich mich heute Morgen etwas pushen lassen, und das war gar nicht so schlecht.
Bevor wir das magische Samarqand schon wieder verliessen, wollten wir noch die Mausoleen von Shah-i-Zinda besichtigen. Hier findet man auch das „Grab des lebenden Königs“ Qusam ibn Abbas, eines Cousins von Prophet Mohammed, der den Islam im 7. Jahrhundert in die Gegend gebracht haben soll. Timur und Ulugbek wollten ihre Familien und nahestehenden Menschen möglichst nahe bei Qusam begraben haben, deshalb sind auf diesem Hügel gleich reihenweise Mausoleen gebaut worden. Schade, dass viele Gebäude 2005 recht aggressiv renoviert wurden und viele Mosaike und Terracotta-Arbeiten nicht mehr original sind, obwohl sie dank unglaublicher Qualität fast sieben Jahrhunderte recht gut überlebt haben.
Bald waren wir aber unterwegs Richtung Süden, die Strasse stieg an zum Charvadar-Pass (1788 m.ü.M.), dies ging aber nicht ohne Zwischenfall – und wieder traf es mich. Nachdem ich durch einige Löcher in der Strasse gefahren war, sprang mir die Kette vom Kranz. Glücklicherweise verhedderte sie sich aber nicht sofort, sodass ich noch zum Strassenrand ausrollen und einen Sturz verhindern konnte. Die Kette schien keinen Schaden davongetragen zu haben, aber wir stellten schon fest, dass ich in Kirgistan wohl den ganzen Ketten-Kitt auswechseln muss. Wir konnten die Kette problemlos wieder einhängen und spannten sie etwas stärker. Natürlich war ich jetzt besonders vorsichtig unterwegs, ich musste zuerst wieder Vertrauen in meine Kette aufbauen. Nach der Passhöhe fuhren wir nicht mehr weit bis zu einem Restaurant mit hervorragender Aussicht. Salat und Schaschlik, dazu Lassi, Cola – prima Mittagessen. Und dann wollten uns die Uzbekis wieder fotografieren – und einer stellte sich so ungeschickt an, dass er auf meine Sonnenbrille trat… - ein weiterer Verlust, bald bin ich materialfrei unterwegs…
In Shahrisabz wollten wir Timurs Grab besichtigen, verpassten aber vorerst die Abzweigung und fuhren 13 km zu weit. Wir wendeten nach einer weiteren Strassenversammlung mit x Einheimischen und fanden die Anlage schliesslich. Die Stätte ist heute ebenfalls UNESCO-Weltkulturerbe, das ganze Gelände wird momentan für grössere Touristenmassen verschönert und renoviert. Erst am Abend stellte ich fest, dass wir nicht Timurs Grab, sondern den Ak-Saray-Palast besichtigt hatten, Timurs Sommerresidenz, der noch nicht renoviert wurde, weshalb man die echten, filigranen Mosaike noch sehen kann. Ak Sarays „Pishtak“ (Turm) hat eine gewaltige Höhe von über 38 Metern. Der Gewölbebogen hatte eine Breite von 22.5 m und ist erst vor 200 Jahren eingestürzt. Mit den Arbeiten zum diesem Palast begann man schon 1380; diese dauerten 24 Jahre lang.
Wir fuhren jetzt weiter Richtung Süden. In Guzor wollten wir tanken, suchten aber eine ganze Weile, bis wir eine Benzin-Tankstelle gefunden hatten. Und dazu wussten wir nicht, was für eine Brühe (wohl mit 80 Octan) uns da hineingeleert wurde. Dann kauften wir etwas Gemüse ein, denn wir hatten vor, diese Nacht draussen zu übernachten. Ab Guzor wurde die Landschaft dramatisch spannend. Die Strasse führte durch kahle, rauhe Berge, beschienen von der untergehenden Sonne. Wir mussten aber noch einige Zeit warten, bis wir endlich eine Piste fanden, die von der Strasse wegführte. Und die führte steil bergauf.
Aber jetzt ist’s umso schöner. Wir sitzen auf einem Berg, geniessen den Sonnenuntergang, während Tobias am Kochen und Dom Supertramp am Zelt aufstellen ist. Das Gemüse mit Reis war ausgezeichnet zubereitet. Es ist angenehm kühl, der Himmel sternenklar, die Ruhe herrlich. Ich höre nur einige Hunde in der Ferne bellen, und ab und zu brummt tief unter uns ein Lastwagen.
Km: 13‘133
Mo, 10.08.2015: Zweiter Grenzübertritt mit gefälschter Nummer und Fahrt nach Dushanbe/Tadschikistan
Weit über dem Tal auf luftiger Höhe war es ein nettes Aufstehen. Tobias setzte Kaffee auf, während Dom und ich begannen, das Lager zu räumen. Wir wurden von einigen Einheimischen besucht, die am Morgen per Truck zu unserem Lagerplatz gefahren waren. Das übliche Prozedere: Foto hier, Foto da, am liebsten sitzend auf unseren Motorrädern.
Trotzdem waren wir früh unterwegs, kamen auf staubiger Piste problemlos zur Hauptstrasse, die jetzt weiter durch gebirgiges, karges Land Richtung Südosten führte. Bei einem Checkpoint wurden unsere Daten aufgenommen. Hier trafen wir auf ein älteres Paar, das seit März per Velo von Deutschland her unterwegs ist. Das sind ja die wahren Helden. Da ist auch kein Gramm Fett zu erkennen bei diesen drahtigen Körpern! Von hier wollten wir eine Abkürzung nehmen, weiss und gelb eingezeichnete Routen verheissen normalerweise nichts Gutes, aber es war nicht so schlimm. Es gab zwar schon Stücke, die nicht geteert waren, aber die waren selten. So kamen wir recht gut vorwärts. Bald hatten wir Denav erreicht, in dem wegen des Marktes ein ziemliches Verkehrschaos herrschte.
Es war natürlich erneut ein äusserst mulmiges Gefühl, mit selbst gemalter Nummer zur Grenze zu kommen. Der administrative Aufwand, Uzbekistan zu verlassen, war erneut gewaltig. Zum ersten Mal mussten wir auch alles Gepäck vom Moped reissen, und alles wurde durchsucht. Aber meine Nummer fiel niemandem auf. Auf der tadschikischen Seite schien alles recht speditiv abzugehen. Da wurden sogar Computer verwendet für die Aufnahme unserer Daten. Aber die Customs-Stelle hatte es dann doch in sich. Wir hatten lange zu warten, bis all unsere Motorräder eingetragen waren. Tobias gab sein Bestes, und schliesslich war auch alles okay, wir konnten einreisen.
Es waren jetzt nur noch 60 km bis in die Hauptstadt Dushanbe. Es war sofort auffallend, dass Tadschikistan wieder viel mehr sowjetisch geprägt ist. Auf breiten Boulevards fuhren wir in die Stadt ein. Sympathische Guesthouses wie in Uzbekistan gibt es hier kaum, sodass wir im Hotel Tajikmatlubot, einem altrussischen Megablock abstiegen. Sauberes Zimmer, welches an ein russisches Puff erinnert, aber nur mit zwei Betten und einem Fauteuil, mit dem Dom vorliebnahm. Trotzdem zahlen wir 90 $, auch deshalb, weil ein Amerikaner an der Rezeption stand, als ich eincheckte und ein Verhandeln schwierig war. Ich besorgte drei Literbüchsen (!) russisches Bier, aber dies bekam mir nicht besonders gut, denn ich fühlte mich gegen die Nacht kränklich. Ich weiss nicht, ob ich etwas Fieber habe und auf welche Seite diese leichte Grippe kippt. Wir assen zusammen mit dem weit gereisten 69-jährigen Amerikaner in einem pseudo-italienischen Restaurant Spaghetti und Carpaccio (!), wir kehrten aber mit dem Taxi zum Hotel zurück, und ich legte mich gleich schlafen, um die Grippe zu vertreiben…
Km: 13‘414
Di, 11.08.2015: GBAO und erstaunliches Strassenverkehrsamt
Ich fühlte mich nicht besonders gut heute Morgen. Leider habe ich auch meinen Fiebermesser verloren und konnte nicht messen. Der Tag begann aber mit einer Überraschung: In einem Mail vom Strassenverkehrsamt St.Gallen stand, dass man mir ausnahmsweise ein Duplikat meiner Nummer herstellen würde! Ich telefonierte gleich mit Guido, der die Nummer auf dem Amt abholen und sie mir nach Kirgistan nachschicken wird.
Anschliessend fuhr ich in den Süden der Stadt zum OVIR (Visa- und Registrations-Departement), um mir ein Pamir-Permit zu besorgen (GBAO = Gorno-Badakhshan Autonomous Oblast). Das Büro öffnete erst um Viertel nach neun Uhr (statt um acht), und die Arbeitsintensität auf diesem Büro war schier nicht zu überbieten. Ich wurde von Schalter zu Schalter geschickt, aber schliesslich tippte doch ein Beamter meine Daten in einen Computer ein. Ich traf auf einen brasilianischen Touristen, der die Gebühr schon in einer nahen Bank bezahlt hatte, auch für seinen Kollegen, der aber an diesem Morgen nicht auftauchte, weshalb er mir die Zahlungsbestätigung schenkte, was mir einiges an Zeit einsparte. Schliesslich wurde mir gesagt, dass ich das Permit um vier Uhr nachmittags abholen könne.
Im Hotel legte ich mich nochmals etwas aufs Ohr. Ich fühle mich schwach und habe nicht einmal Lust auf ein Bier, traurig genug. Tatsächlich erhielt ich am Nachmittag mein Permit innert Minuten. Bravo! Auf dem Rückweg machte ich Halt in einem Sportgeschäft, wo ich mir ein zweites Paar Turnschuhe kaufte. Das erste in Buxoro gekaufte Paar scheint mir etwas gar billig und ausgeweitet zu sein…
Meine zwei Freunde verbrachten noch den fauleren Tag als ich im Hotel. Ich bin ihnen dankbar, dass sie auf mich warten – sie wären sonst wohl schon heute wieder aus dieser Retortenstadt abgereist. Dom beschäftigte sich mit dem Pamir und stellte fest, dass es zuweilen wohl nicht einfach sein wird, zu Benzin zu kommen…
Am Abend gingen wir in ein Restaurant, aber mein Hunger hielt sich schwer in Grenzen. Hoffentlich bin ich morgen wieder einigermassen fit.
Km: 13‘423
Mi, 12.08.2015: Ab in den Pamir
Es ist schon nach elf Uhr. Eben habe ich die zweite Partie Schach gegen Tobias gewonnen, nachdem ich die erste Partie verloren hatte. Vorher noch sassen wir am Lagerfeuer, obwohl es nicht einfach war, etwas Holz zu finden. Wir haben unser Lager auf der Südseite des Khaburabot-Passes (3252 m.ü.M.) aufgestellt, es war aber nicht einfach, eine geeignete Stelle fürs Campen zu finden, denn die enge Strasse windet sich in engen Kurven durch eine Schlucht. Wir haben unsere Zelte auf einer Lavendelwiese aufgestellt, es ist recht kühl auf über 2400 m.ü.M. Ich selber war zwar zu faul, um das Zelt aufzustellen, ich werde unter freiem Himmel schlafen. Der Sternenhimmel ist absolut grandios, weil nicht das geringste Fremdlicht das Firmament stört.
Ich fühlte mich heute Morgen etwas besser, sodass nichts im Wege stand, den ersten Teil der Pamir-Reise unter die Räder zu nehmen. Wir verliessen Dushanbe schon recht früh und waren positiv überrascht, dass die Strasse zu Anfang geteert war, sodass wir gut vorwärtskamen. Wir folgten vorerst dem gewaltigen Fluss Iljak, der braun-grau schäumend zu Tal brauste. Wir passierten auch jene Stelle, wo der Fluss wohl Teile der Strasse mitgerissen oder unterspült hatte. Etwa an dieser Stelle begann dann auch der beschwerliche Weg über üble Schotterpisten. Kurz zuvor gerieten wir in eine Polizeikontrolle, welche die Geschwindigkeit mass, und wir tappten allesamt in diese Falle. Wir hatten 300 Sonomi zu bezahlen (etwa 46 $) - natürlich schwarz, sonst wären dreimal 40 $ fällig gewesen. Die M41 ist eigentlich eine Nationalstrasse, die seinerzeit einmal von den Russen als Prestigeprojekt gebaut wurde. Immer wieder befuhren wir auch Teile des Strassenbelages, der einmal gelegt wurde. Heute sind aber nur noch Bruchteile dessen übrig, und die behinderten die Fahrt heute einigermassen, weil immer wieder scharfe Kanten zu überqueren sind. Es ist angenehmer, über eine durchgehende Schotterstrasse zu fahren als über mit Löchern durchsetzte, ab und zu geteerte Strasse. Irgendwann musste ich auch meine neu an der Seite befestigten Ersatzreifen neu anbinden, weil sie sich wegen der Erschütterungen gelöst hatten.
Wir überquerten bald einen nicht allzu hohen Pass und erreichten ein nächstes Tal mit einem nächsten riesigen Fluss, dem Vakhsh. Und diesem folgten wir sehr lange. Das Tal wollte nicht aufhören, zudem kamen wir auf dieser Gravelroad nicht mehr schnell vorwärts. Wir passierten zwei Checkpoints, aber erst nach dem zweiten begann die Strasse endlich anzusteigen Richtung Khaburobot-Pass. Was für eine geniale Landschaft! Die Berge leuchteten im Abendlicht warm gelb-grau-grün. Es war aber viel Höhendifferenz zurückzulegen. Wir stiegen und stiegen, es wurde kühler und kühler, die Landschaft dafür dramatisch immer wilder und spannender. Als wir die Passhöhe erreicht hatten, trafen wir auf zwei Radfahrer aus Deutschland bzw. Italien. Ein üblicher kurzer Schwatz! Auf der anderen Seite des Passes tauchten wir ein in die schon beschriebene Schlucht vorbei an einer kleinen Siedlung. Die Menschen leben hier in Zelten und waren eben daran, Kühe und Ziegen zusammenzutreiben. Wir hatten einige Zeit zu warten, bis wir endlich einen geeigneten Lagerplatz fanden. Wir kochten unser während des Tages gekauftes Gemüse und Reis, dazu gab’s einige Schluck Wodka.
Und noch etwas: Ich bin auch heute leichter geworden. Als ich die Tomaten besser verpacken wollte (übrigens im grossen Ersatzpneu…), vergass ich den Rucksack-Reissverschluss zu schliessen und verlor meine Stirntaschenlampe… Schon früher hätte ich beinahe meine Handschuhe liegen lassen. Tobi sei Dank, dass ich sie noch habe.
Km: 13‘701
Do, 13.08.2015: Wenn es doch immer aufgeht…
Es war ein angenehmes Aufstehen heute Morgen in dieser prächtigen Berglandschaft. Als die Sonne über den entfernten Bergen aufging, blieb ich aber noch etwas liegen, denn mein Schlafsack war wegen des Taus etwas feucht geworden. Zudem wollte ich mich noch etwas aufwärmen, denn es war kalt. Aber meine Töffjacke gab schliesslich genügend Schutz vor dem Glanz der Nacht, und ich schlief wunderbar.
Die Fahrt heute führte zuerst steil bergab auf den bekannten Schotterpisten, aber wir kamen recht gut vorwärts und erreichten bald den nächsten grösseren Ort Khalaikum. Hier mussten wir dringend tanken. Dies war eine Prozedur der besonderen Art. Ausgangs Ort hielten wir bei einem Tanklastwagen. Hier wurde die wertvolle Flüssigkeit literweise in einen grossen Kübel geschöpft und anschliessend mittels eines riesigen Trichters in unsere Tänke geleert. Wir mussten aber auch Wasser und die Verpflegung für den Tag einkaufen. Dies erledigten Dom und Tob, während ich mit Marius (MuzToo) in Osh telefonierte, ob mein Kettenkit schon bestellt sei. Yep! Ich fragte Marius auch um die Adresse, damit Guido das Kontrollschild nach Osh senden kann. Aber es kam noch viel besser. Marius erklärte mir, dass am Samstag vier Berner direkt aus der Schweiz in Osh ankommen würden. So telefonierte ich sofort Guido, der nicht abnahm – es war auch noch vor sieben Uhr. Auch Conny, Corinne oder Dan How erreichte ich vorerst nicht. Aber Conny hatte schliesslich Erbarmen und nahm endlich ab. Sie werden heute in den Besitz der Adresse eines der Berner kommen und die Nummer dorthin senden, der sie dann nach Kirgistan mitnimmt. Was für eine elegante Lösung!
Meine gute Laune dauerte aber nicht besonders lang, denn nach einem kurzen Halt sprang mir erneut die Kette vom Kranz. Tobias schaffte es zwar in Kürze, sie wieder auf den Kranz zu legen, aber mir schien sie viel zu locker, sodass ich die Kette nochmals um eine halbe Markierung nachzog (jetzt 6). Aber dies sollte nicht der einzige Zwischenfall bleiben. Nach etwa 80 km störte mich ein regelmässig auftretendes Geräusch am Hinterrad und dachte eigentlich, dass ein Band meines Rucksacks irgendwo anschlägt. Wir suchten einige Zeit nach dem Grund, ich fuhr zwei-, dreimal hin und her, aber meine beiden Freunde konnten nichts sehen. Ich war es schliesslich, der den Nagel im Pneu entdeckte, der regelmässig an der Kettenabdeckung anschlug. Mit aller Vorsicht zog ich den Nagel aus dem Pneu, der sich ganz schräg in diesen gebohrt hatte und tatsächlich den Schlauch überhaupt nicht verletzt hatte und so kein Plattfuss entstand. Wäre an dieser Stelle auch gar nicht nett gewesen, denn wir hätten den Pneu wohl selber von der Felge nehmen müssen – und dies hätte bestimmt lange gedauert. – So konnte ich tatsächlich unbehelligt weiterfahren. Ich ärgerte mich zwar, dass es immer mich trifft mit den Pannen, aber immer geht es schliesslich doch ganz gut auf…
Der Höhepunkt des Tages waren aber nicht die Pannen, sondern die gewaltigen Landschaften, welche wir den ganzen Tag durchfuhren. Ab Khalaikum befanden wir uns unmittelbar an der afghanischen Grenze, nur getrennt durch einen gewaltigen, braun-grau schäumenden Fluss, gleichsam eine unüberwindbare Grenze, die unmöglich lebend überquert werden kann. Wir folgten diesem sich durch das zerklüftete Gebirge windenden exorbitanten Gewässer. Die Berge schienen im Verlaufe des Tages immer höher zu werden. Bald wurden Schnee und auf den höchsten Gipfeln auch Gletscher sichtbar. Bei der Fahrt kam man sich vor wie in einem Film. Nach einer Biegung des Flusses eröffneten sich einem immer wieder neue Panoramas, gewaltige orange-grau schimmernde Felsen mit Abstürzen, welche verantwortlich sind, dass die Strasse häufig verschüttet wird. An solchen Stelle mussten wir sehr rauhe Gravelroad befahren mit Löchern, Steinen in der Strasse, sodass vollste Konzentration gefragt war. Es gab aber auch asphaltierte Abschnitte, die meistens aber nur kurz waren, sodass wir nur langsam vorwärtskamen. Manchmal durchquerten wir eine Siedlung, in der Wasser aus Seitenbächen für Früchte- oder Gemüseplantagen verwendet wurden. Die Kinder eilten sofort zur Strasse, wenn sie unsere Motorräder hörten, hielten die Hand heraus, die wir abzuklatschen hatten. Kinder sind überall gleich, egal in was für einem Umfeld sie aufwachsen. Sie sind neugierig, fröhlich, kontaktfreudig und offen. Die Tadschiken sind zwar auch freundlich, aber wesentlich zurückhaltender als noch die Iraner, Turkmenen oder Uzbeken.
Wir schafften heute nur 139 km und campieren jetzt nahe des Flusses auf einer Wiese ausgangs des Dorfes Shipad. Dom und Tob kochen Spaghetti, während ich mich auf die Suche nach Bier machte. Ich trat in Kontakt mit einem jungen Einheimischen, der etwas Deutsch spricht und der mich schliesslich zu einem Privathaushalt führte, wo man mir drei Liter des edlen Getränks verkaufte. Derselbe junge Mann besuchte uns am Abend in unserem Lager. Erstaunlich, wie gut wir uns auf Deutsch unterhalten konnten.
Und noch etwas: Heute gab’s auch eine Dusche: Nahe unseres Lagers stellten wir uns unter einen kleinen, eiskalten Wasserfall – was für eine herrliche Erfrischung. Die war auch nötig, denn es war erstaunlich warm heute in diesem Gebirge – fast 35°C.
Auch heute werde ich unter freiem Himmel übernachten, die vielen Insekten stören zwar etwas, dafür ist es weniger kalt als gestern.
Km: 13‘853
Fr, 14.08.2015: Der Versuch des zweiten Koffers, sich zu verflüchtigen und die heissen Quellen von Garm Chashma, wo man sich den Rücken brechen kann…
Ich wurde noch am Vorabend für die beiden Schach-Siege gegen Tobias bitter bestraft, denn ungezähte 135 Moskitostiche zierten meinen ganzen Körper. Das kommt davon, wenn man kurzgeärmelt, halt eben ungeschützt bis tief in die Nacht dasitzt und die Zeit vergisst. Ich schlief deshalb schon schlecht und stand einigermassen missmutig auf, weil es mich am ganzen Körper juckte.
Wir folgten heute Morgen weiterhin dem Grenzfluss Panj, aber ab Rushan wurde die Strasse unvermittelt besser, und wir kamen schneller voran als erwartet. Aber heimtückische Löcher zwangen uns zu grösster Vorsicht. Aber nicht jedes konnte elegant umfahren werden. Manchmal erwischte man eines in vollem Garacho, sodass sogar die Federung durchschlug. Ein solches Loch war die Ursache, dass sich mein verbliebener Seitenkoffer aus der Verankerung löste und auf der harten Strasse landete. Diesmal bemerkte ich den Verlust sofort. Es war erkennbar, dass die Halterung vollkommen ausgeleiert war. Zwar fuhr ich jetzt langsamer, verlor den Koffer aber noch ein zweites Mal. Jetzt legten wir einen längeren Halt ein, weil wir den Koffer mit einem Spannset zusätzlich befestigen wollten. Korugh war schon vor dem Mittag erreicht. Hier hatten wir unsere Tänke nachzufüllen, wahrscheinlich wieder mit Octan-80-Benzin, aber bisher laufen unsere Maschinen problemlos. Dann posteten wir Gemüse und Wasser für den Abend. Das Linsen-Kartoffelstock-Gericht mit Hackfleisch in einem Restaurant im Zentrum war aber mindestens gewöhnungsbedürftig.
Wir verliessen hier die M41, weil ein Erdrutsch diese Strasse auf über 300 m verschüttet hatte. Wir wollten aber ohnehin auf der Grenzstrasse Richtung Süden bleiben, weil das Wakhan-Valley besonders reizvoll sein soll. Schon nach gut dreissig Kilometer nahmen wir eine Seitenstrasse nach Garm Chashma. Ich hatte mir diesen Ort etwas wilder vorgestellt, aber hier stand ein Hotel und einige recht schöne Häuser von Einheimischen, die hierher zur Kur kommen. Das heisse Wasser wird hier in einem Becken gesammelt, das zu einem heilenden Bad einlädt. Einige Leute mit Hautkrankheiten suhlten sich im Wasser, ich versuchte, für meine vielen Mückenstiche Linderung zu finden. Das heisse, schweflige Wasser hat auch hier schneeweisse Felsformationen gebildet. Aber der blaue Blechzaun rund um die Anlage ist nicht besonders schön.
Auf Empfehlung eines Einheimischen fuhr ich alleine noch einen Kilometer weiter zu einer weiteren Quelle, die ich aber nicht fand. Der Trip hatte es aber gleichwohl in sich. Der steinige, ausgewaschene Weg wurde immer enger, und schliesslich befand ich mich in einer Sackgasse. Und das Problem war, dass ich hier nicht mehr wegkam. Zwar half mir ein Junge, indem er mir half, meinen Töff zurückzuschieben, aber das Wendemanöver im Sumpf war trotzdem zu schwierig. Ich legte meine Maschine hin – wieder einmal! Zudem wurde meine linke Hand von einer stachligen Pflanze vollkommen verstochen – und dies sollte noch Folgen haben… Wir versuchten den Töff aufzustellen, aber das war zu viel für meinen Rücken – ein Stich, und die Rückenschmerzen waren da. Zudem hatten wir es nicht geschafft, den Töff aufzustellen, sodass ich weitere Hilfe holen musste. Zu dritt schafften wir es, die Maschine aufzustellen, mein Rücken sagte keinesfalls danke… Aber jetzt gelang das Wendemanöver, und ich erreichte den idyllischen Lagerplatz an einem Bach.
Nach einem eiskalten Bad im Bach – der Schwefel auf der Haut musste ja wieder weg – begannen Dom und Tob mit Kochen – ausgezeichnetes Gemüse mit Nudeln. Ich sattelte nochmals meinen Töff, um aus dem nahen Weidenwäldchen Holz herzuschleppen. Den Kraftaufwand erledigte meine Maschine. Ein lustiges Bild: Eine Riesenmenge Holz, befestigt mit einem Spannset und gezogen von meinem Töff!
Das Feuer am Abend wurde entsprechend gross, aber ich wusste nicht, wie ich mich hinsetzen soll. Der Rücken plagte, am besten war es, sich flach auf den harten Boden zu legen. Später spielte ich gegen Tob erneut zwei Partien Schach, die ich beide verlor (5:4). Der Bier- und Wodkagenuss war wohl doch etwas zu gross gewesen. Ich verbrachte eine weitere Nacht unter freiem Himmel, ich schlief augenblicklich tief und fest ein, nicht einmal der grandiose Sternenhimmel konnte mich mehr beeindrucken.
Km:14‘030
Sa, 15.08.2015: Der Trip ins Wakhan-Valley
Beim Aufstehen fragte ich mich, wie ich diesen Tag nur Motorrad fahrend überstehen sollte, zumal die Strasse ziemlich wild zu werden schien. Es stellte sich aber heraus, dass es viel besser ging als erwartet. Nicht der Rücken wurde zum Problem, sondern meine Hand. Der Mittel- und Ringfinger meiner linken Hand schmerzte, sodass ich kaum den Kupplungshebel drücken konnte. Es war schwierig zu schalten. Beim Halt in Ishkashim untersuchte ich meine Hand etwas genauer und fand einige ganz feine Dornen in der Hand, die ich jetzt mit der Pinzette entfernte. Die Stachelpflanze muss ja ganz giftig gewesen sein. Ich hoffe, die Ursachen der rheuma-artigen Schmerzen gefunden zu haben.
Glücklicherweise war die Strasse viel besser als erwartet, sodass ich nicht allzu viel zu schalten hatte. Wir kamen recht gut vorwärts bei der Reise durch dieses imposante Tal. Wir steigen konstant an und befinden uns jetzt auf einer Höhe von 2900 m.ü.M. Dementsprechend sind auch die Berge höher geworden, die wir passierten. Da war der schneeweisse, mit gewaltigen Gletschern bestandene Tirrich Mir (7700 m.ü.M.), ein Grenzberg zwischen Afghanistan und Pakistan. Immer wieder erschienen weitere von diesen weissen Bergmonstern. Was für eine eindrückliche Szenerie! Wir durchfuhren verschiedene kleine Dörfer, in denen man uns eher zurückhaltend, aber sehr freundlich begrüsste. Einmal kam eine Frau dahergeeilt und beschenkte uns mit einer Gurke und Mandeln, die sie an einem Faden aufgereiht hatte. Auffallend in diesen Dörfern aber auch immer wieder die überaus hübschen Frauen in ihren sehr farbigen, wallenden Röcken.
Jetzt befinden wir uns in der Gegend um Vrang. Es war gar nicht so leicht, einen geeigneten Lagerplatz (mit Wasser) zu finden. Denn die Seitenbäche werden zur Bewässerung der Felder benutzt, und hier hat es natürlich Menschen, und Camping ist nicht ideal. In Vrang hockten wir lange auf einer Mauer, beratschlagten, wie es weitergeht und stibitzen herrlich süsse Mini-Aprikosen. Coca Cola ist noch nicht bis hierher vorgedrungen – es gibt schlichtweg keines, dafür eigenartige, farbige Süssgetränke, an die man sich zuerst gewöhnen muss.
Bald nach diesem Halt fanden wir einen guten Platz unweit der Strasse, aber mit einem kleinen Wasserfall, der sich ausgezeichnet für eine Dusche eignete. Dom hätte es zwar besser am grossen Fluss gefallen – aber Tob und ich setzten uns durch.
Jetzt sitze ich auf einer Anhöhe oberhalb der Strasse und geniesse das unglaubliche Panorama – ein weiterer Sechstausender steht majestätisch unmittelbar vor mir. Ich schreibe, während Dom und Tob begonnen haben, das Abendessen zuzubereiten – Teigwaren mit Tomatensauce (natürlich mit viel Zwiebel, Chili und Knoblauch). Es ist unglaublich friedlich hier, es hat kaum Verkehr, nur einige chinesische Lastwagen passieren mit riesiger Staubfahne unsere Stelle. Morgen wird wohl ein Tag der Gravel Road. Schon die letzten zwanzig Kilometer fuhren wir meist auf dieser Unterlage. Heimtückisch sind hier die Sandverwehungen, die mit viel Feingefühl durchfahren werden müssen. Das Problem ist nur, dass man sehr plötzlich drinsteckt und sie häufig nicht kommen sieht.
Hinter mir plätschert’s, ein kleiner Wasserfall, vor mir rauscht der immer noch gewaltige Panj, die letzten Sonnenstrahlen beleuchten die höchsten Berge. Was für ein Abenteuer!
Km: 14‘195
So, 16.08.2015: Der Tag der Fallen – im Original-Pamir
Wir standen heute schon nach sechs Uhr auf, denn auf uns wartete ein schwieriger Tag mit ausschliesslich unasphaltierten Strassen. Ich fühlte mich schon am Morgen wesentlich besser. Das Stechen im Rücken spürte ich zwar noch, aber meine Rheuma-Schmerzen in den Fingern waren fast vollständig weg. Es hatte sich also gelohnt, gestern die vielen kleinen Dornen in mühseliger Arbeit aus meiner Hand zu entfernen.
Ab Vrang folgten wir weiterhin dem Panj-Tal, aber schon in Zong teilt sich das Tal. Über steile Staub- und Schotterpisten stiegen wir immer höher auf, und die Landschaft wurde immer grandioser. Bald wähnten wir uns in gleicher Höhe mit den entfernten, noch immer weiss leuchtenden Berggipfeln. Aber es war ein heimtückisches Fahren, denn bald häuften sich die Sand- und Staublöcher, in denen die Räder unserer Motorräder tief versanken. Ein Balance-Akt par excellence! Natürlich fotografierten wir uns beim Durchqueren dieser heiklen Passagen gegenseitig. Einmal pressierte ich beim Abstellen meines Töffs zu sehr, sodass der Ständer im Sand versank und natürlich umkippte. Glücklicherweise kamen bald Dom und Tob angebraust und stellten mein Gefährt wieder auf die Räder. Nur wenig später erwischte es aber auch die beiden. Fast am selben Ort legten sie ihre Maschinen hin, Tob gar zweimal. Ich wählte die bessere Linie ganz am rechten Rand der etwa hundert Meter langen, verfahrenen, tief sandigen Piste und schaffte diese Stelle souverän. Überhaupt verbessert sich die Fertigkeit zu fahren auf solchen Strassen immer mehr, wenn man sich diesen Herausforderungen stellt. Ich fühlte mich fit und wurde auch auf den Gravel-Passagen immer schneller, wendiger und sicherer. Aber richtig schnell voran kamen wir gleichwohl nicht. Aber die stupende Landschaft entschädigte uns der Strapazen der Fahrt. Unterdessen hatten wir schon beinahe 4000 m.ü.M. erreicht, und mir schien jetzt die Gelegenheit gekommen, mein Demeter-Bündnerfleisch aus Prazet auszupacken für eine wunderbare Zwischenverpflegung.
Wir folgten jetzt dem Pamir-Fluss, der sich weit unter uns durch Schluchten schlängelt. Wir überquerten veritable Hochplateaus, flankiert von kargen, rauhen Bergen. Und uns drohte das Wasser auszugehen. Wir trafen auf weitere wirkliche Reisehelden, vier Velofahrer aus der Schweiz und Frankreich, parlierten eine ganze Weile über unsere Reiseabenteuer, während ich bei einem nahen Bergbach fünf Flaschen mit herrlich-kühlem Wasser auffüllte. Dom und Tob waren zwar skeptisch, ob dieses Wasser auch wirklich sauber ist. Aber wenn nicht hier, wo soll der Wasser sauber sein?
Auf der linken Bergflanke kämpften wir uns immer höher, bis wir endlich Kargush erreicht hatten, den letzten Checkpoint vor der Passhöhe. Bald passierten wir einen blaugrün schimmernden Bergsee. Es war unterdessen empfindlich kühl geworden. Wir bretterten die letzten Höhenmeter bis zum Chargush-Pass bergaufwärts, bis wir die Passhöhe auf 4344 m.ü.M. erreicht hatten. Noch nie war ich mit dem Motorrad höher als heute! Die Abfahrt auf der anderen Seite des Passes war eher etwas leichter, weil die Strasse frisch planiert wurde. Aber es blieb heimtückisch, denn wieder tauchten Sandfallen auf, die wir aber immer besser überwanden. Auf der Abfahrt trafen wir auf ein weiteres Schweizer Paar, das mit dem Velo unterwegs ist, Linda aus Oberuzwil und Francis aus Zürich.
Vorbei an ausgetrockneten Salzseen erreichten wir bald die M41. Immerhin anderthalb Kilometer geteerte Strasse! Dann bogen wir bereits wieder ab Richtung Bulunkul, einem kleinen Dorf auf 3700 m.ü.M. Hier kauften wir herrlich frisches Fladenbrot. Die Brote werden an die Wand des kleinen Ofens geschlagen und werden so knusprig-braun gebacken, notabene nicht mit Holz, sondern mit Kuhfladen (!), die offensichtlich einen guten Brennwert haben. In einem kleinen Laden kauften wir Wasser ein, ich beobachtete einige singende einheimische Frauen beim Waschen, die von einem jungen Mann per Gitarre begleitet wurden. Dann fuhren wir zum nahen Bulunkul-See, wo wir einen herrlichen Lagerplatz fanden. Leuchtend grünes Seegras vor einem tiefblauen See und im Hintergrund die kahlen beige-braun farbenen Berge. Was blieb mir anderes übrig, als ein Bad im eiskalten See zu nehmen? Ist ja logisch! Mein „höchstes“ Bad in meinem Leben! Die Freude an der unwirklich-fantastischen Landschaft vergällten uns die vielen Moskitos. Weil es kühl war, zogen wir uns gut an, und sie bekamen so weniger Angriffsfläche, dafür surrten sie umso mehr um unsere Gesichter und versuchten mit aller Macht, hier an unser Blut zu kommen.
Wir kochten eine Nudelsuppe, als Linda und Francis per Velo ebenfalls zu unserem Lagerplatz fanden. Netter gemeinsamer Abend.
Jetzt liege ich im Zelt und schreibe. Es ist mucksmäuschenstill, aber empfindlich kalt. Ich bin ja mal gespannt, wie gut ich diesmal auf dieser Höhe schlafe. Jetzt sind wir wenigstens ein bisschen besser akklimatisiert. Wir sind im Zentrum des Pamirs – einfach zu geil. Was für ein gewaltiges Erlebnis! Und für einmal ist nichts Unangenehmes passiert – trotz der vielen gestellten Fallen…
Km: 14‘338
Mo, 17.08.2015: Flussdurchfahrt und ein schwerer Defekt
Kaum aufgestanden nervten die unzähligen Moskitos, die sich über die wenigen freien Körperstellen hermachten, um an unser Blut zu kommen. Francis stellte mir sein Mückennetz zur Verfügung, dass ich wenigstens im Gesicht von Stichen verschont blieb.
Bald tauchten die Fischer auf, die am Vorabend ihre Netze im See ausgelegt hatten. Sofort suchte ich ihren Kontakt und war sehr glücklich, drei Prachtsexemplare von diesen Seefischen für nur 20 Sonomi (3 Fr.) zu ergattern. Einen schenkte ich Linda und Francis, zwei wurden gleich sofort als Frühstück zubereitet. Es war ein nicht sehr angenehmes Gefühl, die zwei noch lebenden Fische zu enthaupten. Dann ging ich zum See, um die Innereien auszunehmen. Weil kein Holz da war, konnten sie nicht grilliert werden. Zum ersten Mal versuchte ich deshalb, die Fische zu filettieren, was zwar sehr mühselig war, aber einigermassen gut gelang. Tob hatte unterdessen Knoblauch im Olivenöl erhitzt, und die kleinen Filet-Stückchen wurden alsbald dazugegeben. Es ging nicht lange, bis wir in hervorragende Fischbrötchen beissen konnten – ein perfektes Frühstück!
Wir verabschiedeten uns von den beiden Schweizer Velofahrern, die in diesem Mückenparadies noch einen weiteren Tag ausharren wollten. Wir umfuhren den Bulunkul-See auf einer schmalen Staubpiste, aber da waren etliche Verzweigungen, und es war nicht einfach, den richtigen Track Richtung angepeilter Geysire zu finden. So landeten wir zuerst beim viel grösseren Yashil-Kul-See, in dem sich die fernen Berge spiegelten. Die richtige Piste gegen Osten fanden wir jedoch bald. Es war aber erneut ein wilder Ritt, man wähnte sich auf einer Achterbahn mit andauernden kurzen, steilen Auf- und Abstiegen. Dann fuhren wir wieder hinunter in ein weites Tal, durch das sich ein Fluss schlängelte – und diesen Fluss hatten wir zu umfahren, um nicht in den Sümpfen unterzugehen. Der Weg war hier uneben und schwierig zu befahren. Wir erreichten bald den Ort der Geysire, fuhren beinahe querfeldein hoch über weisse (salzene?) Flächen. Eine solche Fläche wurde mir beinahe zum Verhängnis, denn die Stelle war tiefer als erwartet, ich sank ein mit dem Hinterrad, gab aber mächtig Gas und konnte dem Sumpf grad noch entkommen. Dasselbe versuchte Dominique etwas weiter oben, aber da half alles Gas geben nichts mehr. Er steckte fest im Sumpf, und wir zogen das Motorrad rückwärts aus dieser tiefen Stelle. Tatsächlich fanden wir den Ort der Geysire, aber leider war da nichts mehr los, nur noch Reste von rostrotem und weissem Wasser waren sichtbar.
Wir fuhren weiter, und auf die nächste Herausforderung sollten wir nicht lange warten. Ein Seitenbach versperrte uns nämlich den Weg, und wir beratschlagten einige Zeit, wie wir dieses Hindernis überwinden wollten. Schliesslich entschieden wir uns, durch das 20 Meter lange, bis 50 cm tiefe Wasser zu fahren, aber assistiert von den Kollegen, dass die Maschine auf keinen Fall kippen kann. Trotz der grossen, beinahe unsichtbaren Steine schafften wir die Überquerung des Baches mit Bravour. Nasse Füsse waren natürlich nicht zu vermeiden. Kurz danach stieg der Weg extrem steil der Falllinie entlang hoch. Bei einer nicht sehr schwierigen Stelle legte es Tobias erneut hin, aber diesmal war es der Motor, der nicht genügend Leistung gab. Schon seit gestern tönt Tobias‘ reparierter Töff wieder eigenartig, und dies wurde von Kilometer zu Kilometer noch schlimmer. Wir wollten unbedingt Murghab erreichen, wo man uns vielleicht weiterhelfen konnte. Aber der Motor leistete immer weniger, 60 – 70 km/h bei Vollgas bei höchstens 2800 Touren. Und es wurde immer schlimmer.
Unterdessen hatten wir zum Glück wieder die M41 erreicht. Zwar war die Strasse jetzt wieder asphaltiert, aber Löcher und viele unebene Stellen mahnten zu grösster Vorsicht. Wir durchfuhren kilometerweit eine Hochebene auf 3800 m.ü.M., nur allmählich stieg die Strasse etwas an. Und je höher wir kamen, desto kälter wurde es. Zudem zogen jetzt Wolken auf, und nicht weit von uns entfernt ging ein erster Schauer nieder. Kurz vor der Passhöhe änderte sich die Szenerie, hohe, zerfurchte, rötliche Felsen empfingen uns und leuchteten in der Nachmittagssonne.
Aber das Hauptziel war jetzt Murghab – und wir schafften es mit Ach und Krach bis in diese grössere Ortschaft. Es ist unmöglich, mit dieser Maschine noch weiterzufahren. Wir tankten, und Tobias trat sofort in Kontakt mit einem Einheimischen, der sich anerbot, für 150 $ den Töff nach Osh/Kirgistan zu bringen, wo wir mit MuzToo einen guten Partner mit kompetenten Mechanikern kennen. Es wurde uns auch gleich ein Homestay angeboten. Wir wohnen jetzt bei einer tadschikischen Familie in einem grossen, sauberen Zimmer für je 10$/Nacht. Wände und Boden sind mit Teppichen belegt. Wir wurden gleich mit Tee, Ziegenbutter und -joghurt sowie frischer Aprikosenmarmelade verwöhnt. Eine Dusche hat es allerdings nicht, dafür wurde mir ein Kübel mit warmem Wasser präsentiert, und in einem Innenhof machte ich wassersparende Voll-Körperpflege.
Ich machte gegen Abend noch einen Rundgang durch die Kleinstadt und blieb bei einem Fussballplatz hängen, wo ein Spiel im Gange war. Viele Zuschauer verfolgten das Spiel auf erbärmlichem Platz und gleichem Niveau. Ich interessierte mich mehr für die Zuschauer, die sich gerne fotografieren liessen.
Aber Abend bekamen wir eine extrem fettige Suppe präsentiert. Wir jassten einige Zeit, die Hausdamen unterbrachen uns jedoch und brachten zwei Matratzen in unser Zimmer.
Es ist extrem ruhig hier, die Familie schläft, Dom und Tob ebenfalls, also was soll ich noch machen – ist ja klar. Es ist halb elf Uhr.
Km: 14‘493
Di, 18.08.2015: Ein fauler Tag in Murghab
Murghab ist ja nicht gerade die Ferien-Traumdestination, die Häuser sind zumindest von aussen heruntergekommen, diese kleine Stadt lädt nicht gerade ein zum Verweilen.
Der Tag begann eher „feucht-fröhlich“, denn morgens um fünf Uhr meldete sich mein Darm mit unangenehmer Heftigkeit. Aber erstens fand ich des Nachts das WC-Papier nicht, und zweitens war der Zugang zum WC verschlossen, sodass mir nichts anderes übrig blieb, als den erstbesten Strassengraben als Ersatz-Lokus zu verwenden. Das flüssige Häufchen überdeckte ich mit Sand und Geröll. Am nächsten Tag beobachtete ich, wie weiter an diesem Strassengraben gearbeitet wurde, und meine milde Gabe wurde neu umgeschichtet…
Auch Dominique klagte über schwere Wolken im Magen, sodass wir lange Zeit faul im Zimmer herumlagen. Erst am Nachmittag erkundeten wir per Töff den wenig sehenswerten Ort, landeten beim einzigen Hotel des Ortes und trafen auf andere Reisende auf Motor- und Fahrrad. Vor allem die Motorradfahrer waren wenig sympathisch hatten die Weisheit mit Löffeln gefressen. Im nahen „Magasin“ versorgten wir uns mit Bier und neuen Vorräten für die morgige Reise. Dann begannen wir zu jassen, und zum ersten Mal ging nicht ich, sondern Dominique als Sieger des Spiels hervor.
Schon am Mittag wurden wir mit Salat und Reis versorgt, am Abend wurden Suppe, Eier und Wassermelone aufgetischt. Dann spielte ich zwei Schach gegen Tobias, Ergebnis: Ein Remis und ein Sieg (6:4). Dann erschienen die beiden Hausdamen und brachten Matratzen und Wolldecken. Mein Magen verhält sich momentan ruhig, Ausscheidungen sind ausschliesslich gasförmiger Art, aber die sind ziemlich heftig…
Km: 14‘501
Mi, 19.08.2015: Das Land der grünen und roten Flüsse
Es ist kalt auf 3650 m.ü.M. Ich sitze in meinem Zelt, es ist noch nicht einmal acht Uhr, aber schon fast stockdunkel. Unser heutiger Lagerplatz ist an Schönheit fast nicht mehr zu überbieten. Wir befinden uns bereits in Kirgistan nur wenige Kilometer von der Grenze entfernt. Zwar sind haben wir die tadschikische Grenzstelle, die sich auf dem Kyzyl-Art-Pass auf 4280 m.ü.M. befindet, ohne grossen Aufwand bereits überschritten, haben den kirgisischen Zoll aber noch nicht erreicht.
Die Talfahrt auf ziemlich übler Gravelroad war aber unglaublich eindrücklich, denn im Abendlicht leuchteten die kargen Felsen in intensivem Rot und Grün, und im Hintergrund regieren gletscherbestandene, weisse Schneegipfel wie Majestäten das Land. Wir folgten einem kitschig oliv-grünen Bach, gefärbt von den Sedimenten der grünen Berge. Als wir diese enge, steile Schlucht verlassen hatten, erreichten wir ein weites Teil mit weit entfernt erneut mächtigen Gipfeln mit gewaltigen Gletschern, und ein Seitenbach brachte die Sedimente eines rötlich schimmernden Berge zu Tal. Ja, wahrhaftig, dieser Bach war wirklich leuchtend rostrot und vereinigte sich mit dem grünen Gewässer, dem wir lange gefolgt waren. Die Farbspiele der sich vereinigenden Wasser in der untergehenden Sonne lassen sich kaum in Worte fassen. Einfach nur dies: So etwas Ähnliches habe ich noch nie gesehen. Und genau an dieser Stelle haben wir jetzt unser Lager aufgeschlagen.
Das Kochen des mitgebrachten Gemüses und der Kartoffeln war zwar nicht ganz einfach, weil es sehr windig war und wir unsere Benzinkocher fast nicht in Betrieb nehmen konnten. Schliesslich klappte es aber doch noch – herrliches Gemüse mit Bratkartoffeln und Oliven. Aber die Kälte trieb uns unterdessen in unsere Zelte. Ich bin heute nur mit Dominique unterwegs – Tobias führt seine defekte Maschine nach Osh, der zweitgrössten Stadt Kirgistans, die wir morgen auch erreichen werden.
Der Tag begann schon sehr spannend, denn schon vor acht Uhr stand ein Pajero-Jeep vor unserem Homestay, der Tobias‘ Tenere nach Osh bringen sollte. Aber wie in aller Welt sollte dies nur funktionieren? Der Plan des Fahrers war, die 250 kg schwere Maschine aufs Dach zu hieven. Da wir keine Gewichtheber sind, mussten einige Kniffs angewandt werden. Ein alter, russischer Lastwagen, wohl noch aus den 40-er-Jahren, fuhr rückwärts an eine steile Halde, von wo aus Tobias über den hinteren Laden auf die Ladefläche fahren konnte. Dieser Lastwagen fuhr jetzt zum Pajero, und von der Ladefläche wurde jetzt mit Ach und Krach das schwere Motorrad auf das Dach des Autos geschoben. Mehrere Männer standen auf den Dach des Jeeps und versuchten, den Töff in die richtige Lage zu bringen. Dies gelang tatsächlich. Das Motorrad wurde verschnürt und gepolstert und war schon um zehn Uhr abfahrbereit. Auf der Fahrt Richtung Osh trafen Dominique und ich auf diesen Wahnsinnstransport, alles schien wirklich wie gewünscht zu funktionieren. Natürlich fuhr Tobias mit, und deshalb waren wir heute auch nur zu zweit unterwegs.
Wir verliessen das trostlose Murghab fast gleichzeitig, nachdem wir mehr als erwartet für Essen und Unterkunft zu bezahlen hatten. Plötzlich wurde jetzt das Essen extra berechnet. Schliesslich zahlten wir je 40 $ für zwei Übernachtungen mit Essen (was ja auch nicht übertrieben viel ist…). Die Fahrt durch extrem trockene Gebirgslandschaft war vor allem deshalb spannend, weil wir wussten, dass vor drei Wochen eine Brücke vom Hochwasser weggeschwemmt wurde. Wir erwarteten eigentlich eine Flussdurchquerung, aber unterdessen war der Fluss schon ausgetrocknet und ein Passieren problemlos. An vielen Stellen war die Strasse jedoch unterspült, das Wasser hatte neben der Strasse einen veritablen Canyon ausgespült.
Allmählich begann die Strasse leicht anzusteigen, und je höher wir kamen, desto schlechter wurde auch die Strasse. Schliesslich erreichten wir das Dach unserer Tour, den Akbaytal-Pass (4655 m.ü.M.). Die Luft war extrem dünn hier oben, jede kleinste Anstrengung erforderte einen Kraftakt, ich fühlte mich kraftlos und müde, japste beinahe nach Luft, und ich fragte mich, wie es nur möglich gewesen ist, den Demavand im Iran zu besteigen…
Auf der anderen Seite des Passes erreichten wir bald den Karakol-See, türkis- bis dunkelblau, was für ein Bild in dieser trockenen Landschaft. Natürlich wollten wir bis zum Ufer des Sees vordringen, unterschätzten aber erneut den weich-feuchten Untergrund in der Nähe des Sees, und Dominique versenkte seine Maschine erneut im Schlamm. Ich setzte mich ans Steuer, und Dominique stiess die Maschine, und gemeinsam schafften wir es, diese aus seiner misslichen Lage zu befreien.
Auf dem Weg zum nächsten Pass auf 4300 m.ü.M. wollten wir eine Rast einlegen, als uns vier Motorradfahrer entgegenkamen, zu denen ich bereits einen Bezug hatte. Es waren nämlich jene vier Berner, welche mir aus der Schweiz das neue Kettenkit sowie meine neue Nummer nach Osh gebracht hatten. Was für ein Zufall – und was für eine Freude! Die Aussicht auf den Karakol-See bei der Anfahrt zum Pass war grandios. Kilometerweit führte die Strasse steckengerade leicht bergaufwärts, bevor wir die Passhöhe erreichten.
Kurz vor dem Kyzyl-Art-Pass hatten wir zwei unsere helle Freude an einem altrussischen Denkmal nahe der Passhöhe. Wir setzten uns auf den riesigen Geissbock aus rostigem Metall. Spassige Bilder entstanden. Kurz zuvor hatte ich schon einen Halt eingeschaltet, weil ich eine ganze Gruppe tadschikischer Murmeltiere beobachten konnte. Leider waren sie sehr scheu, es war nicht einfach, ein Bild von diesen putzigen Tieren schiessen zu können.
Morgen endet das Pamir-Abenteuer. Schade! Was für ein Riesenerlebnis das war! Wohl einer der wahnsinnigsten Trips, die ich in meinem Leben je machte!
Km: 14‘704
Do, 20.08.2015: Fahrt nach Osh/Kirgistan
Es war eine kalte Nacht auf über 3700 m.ü.M. Mein Schlafsack wäre wohl nicht genug warm gewesen, aber ich bedeckte mich zusätzlich mit sämtlichen etwas grossflächigeren Kleider, sodass ich gut schlief und kaum fror. Am Morgen begeisterte uns erneut die gewaltige Landschaft mit den weissen Riesengipfeln am Ende des weiten Tales.
Wir hatten bald zusammengepackt, und im Nu erreichten wir den kirgisischen Zoll, der uns kaum Steine in den Weg legte. Der Ablauf mit Pass- und Customskontrolle war für einmal ziemlich logisch und wir wurden mit einem freundlichen „Welcome to Kyrgystan!“ begrüsst. Nach der Zollüberfahrt fuhren wir ein auf eine riesige Hochebene, die meist geteerte Strasse war aber heimtückisch, weil grosse Löcher im Asphalt und heftige Bodenwellen uns zu grosser Vorsicht mahnten. Wir passierten erste Jurten und einige frei herumlaufende Pferdeherden, bis wir schliesslich die legendäre, ausgezeichnet geteerte M41 erreichten. In Sary-Tash machten wir auch gleich einen Halt, kehrten in einen Laden ein und staunten über die achtjährige Verkäuferin, wie sie unsere übriggebliebenen tadschikischen Sumoni in einheimisches Geld umrechnete und uns nach dem Kauf auch noch das richtige Herausgeld übergab. Auf hervorragender Strasse stiegen wir auf zum Taldyk-Pass auf 3615 m.ü.M., aber dann ging es endgültig in vielen Haarnadelkurven steil bergab, vorbei an bizarr-rötlich-leuchtenden Felsen und einigen verschlafenen Dörfern. Der kitschig hellblaue Fluss wurde je länger desto breiter.
In Gulcha tankten wir an einer Gazprom-Tankstelle zum ersten Mal seit langem wieder 95-Octan-Benzin. Dies war gut so, denn die folgende Passfahrt über gut ausgebaute, weit gezogene Kurven war das reinste Vergnügen und die verbesserte Motorenleistung war deutlich zu spüren. Die hurtige Fahrt Richtung Osh wurde nur unterbrochen durch einige Kuh-, Schaf- oder Pferdeherden auf der Strasse.
Tobias hatte in Osh bereits ein Dreierzimmer bei Vladislav Zukhov, einem jungen Einheimischen, reserviert. Herzliche Begrüssung! Und die wahren Storys hatte jetzt Tobias zu erzählen. Sein Motorrad wurde erst heute Morgen mit einem Kran vom Dach des Jeeps gehievt, aber beinahe am anderen Ende der Stadt. Er liess sich von einem freundlichen Einheimischen zu MuzToos Platz ziehen. Das war natürlich nicht ungefährlich, ging aber schliesslich gut aus. Die Nacht verbrachte er bei Verwandten des Chauffeurs, er war hier gut aufgehoben und wurde ordentlich verwöhnt. Bescheid über den Zustand seiner Tenere werden wir erst morgen kriegen.
Am Abend fuhren wir per Taxi zu einem nahen Restaurant, wir assen recht gut, hatten spannende Diskussionen – aber leider sind unsere gemeinsamen Tage gezählt – sehr schade!
Km: 14‘931
Fr, 21.08.2015: Ein Tag bei MuzToo in Osh, Tobias-Tenere-Lichterlöschen und Tibetprobleme
Wir waren natürlich unheimlich gespannt am Morgen, ob Tobias‘ Maschine (mit möglichst geringem Aufwand) wieder instand gestellt werden konnte. Es war aber nicht ganz leicht, MuzToo am anderen Ende der Stadt zu finden. Dominiques GPS leitete uns über schmale und steile, gekieste Weglein zum gewünschten Ort, und noch ein drittes Mal sollte ich auf der Strecke stecken bleiben, weil es mir erneut die Kette aus dem Kranz hob. Von Hand (!) konnte diese aber wieder auf den Zahnkranz gelegt werden, aber es wurde einmal mehr deutlich klar, in welch üblem Zustand sich mein Kettenkit befindet.
Schliesslich fanden wir MuzToo in einer abgelegenen, staubigen Nebenstrasse. Die Werkstatt befindet sich in einem wiesigen Innenhof. Es stehen hier viele renovierte Yamahas GT, welche ins Land transferiert wurden und hier Touristen vermietet werden. Es werden auch (begleitete) Touren angeboten. Urs Jutz hat diese zweigeteilte Firma vor Jahren in Osh gegründet und wird unterdessen vom Berner Patrick unterstützt. Marius, dessen Bruder ist für einige Wochen nach Kirgistan gereist, um das Team um Patrik und den Einheimischen Kolya, der wohl am meisten von Motorradreparaturen versteht, zu unterstützen. Gleich um neun Uhr wurde Tobias‘ Tenere in Augenschein genommen. Schliesslich war man bis zum Motor vorgedrungen und wurde fündig, was nicht mehr in Ordnung war. Und es sah nicht gut aus: Die Kurbelwelle hatte durch lose Nadeln im Getriebe grossen Schaden genommen – Motorschaden – irreparabel, vor allem nicht reparabel innert nützlicher Frist, weil Ersatzteile fehlen oder lange auf sie gewartet werden müsste. Zudem wäre eine Reparatur sehr teuer, und es wäre nicht sicher, ob nicht auch noch andere Teile des Motors in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Aber bald schon zeichnete sich eine Lösung des Problems ab. Es ist vielleicht möglich, dass Tobias eine Yamaha GT geliehen werden könnte, die er mit in die Mongolei nimmt und sie dann in die Schweiz überführt, weil dort solche Maschinen für Reisen nach Zentralasien benötigt werden. Schon um die Mittagszeit war klar, dass Tobias sich von seiner Maschine wird trennen müssen.
Deshalb fand man bald Zeit für meine Tenere. Kettenkit und auch Töffnummer waren tatsächlich bei MuzToo eingetroffen. Nachdem ich meinen Töff mit Hochdruck gründlich abgespritzt hatte (und dabei so stark spritzte, dass sich auch Teile meiner gemalten Nummer lösten… Ääärger!), begann Marius sofort mit dem Ausbau des alten Kettensets, leider konnte man die Ketten nur schwer lösen, weil Stromausfall zu beklagen war. Deshalb begannen wir mit der Arbeit des Pneuwechsels. Fast 15‘000 km hatte ich diese beiden Pneus von der Schweiz aus mitgeschleppt, und jetzt werde ich von diesen endlich befreit, das heisst, ich muss sie nicht mehr mittragen, sondern sie werden an der Stelle montiert, wo sie auch wirklich nützlich sind. Zusammen mit Dominique arbeitete ich vor allem am Vorderpneu, um ihn von der Felge zu würgen und den neuen Pneu wieder aufzuziehen. Schliesslich war beides geschafft. Kolya wusste auch einen Trick, mit einem speziellen Werkzeug die Kette zu trennen, sodass auch die neue (goldene!) Kette aufgezogen werden konnte. Ich erbte von Tobias die heizbaren Handgriffe sowie die beiden Pivotex, die zwei beweglichen Fussstützen aus Aluminium. Dann widmete man sich auch meiner externen Stromversorgung, um meine technischen Geräte über einen USB-Anschluss wieder laden zu können, dies gestaltete sich aber schwierig. Wir werden morgen nochmals bei MuzToo antraben müssen, weil es unterdessen schon spät geworden war.
Am Abend blieben wir in unserer Unterkunft, unterhielten uns bei einigen Bieren lange mit zwei anderen Motorradfahrern, einem jungen Kalifornier und einem etwas älteren Australier aus Byron Bay, von dem ich die Adresse bekam, um ihn besuchen zu können, wenn ich dann in Australien angekommen bin… Wir bestellten Pizza über die Gasse (!), war ganz lecker.
Und noch etwas: Am Morgen bekam ich ein unangenehmes Mail. Es gibt Probleme mit den Permits für Tibet. Dort wird anfangs September der 50. Unabhängigkeitstag gefeiert (wie auch immer dies zu verstehen ist…), deshalb gibt man bis auf weiteres keine Tibet-Permits mehr heraus. Hendrik wusste nur den Rat, unsere China-Reise um elf Tage nach hinten zu verschieben, das heisst, wir würden dann erst am 21. September in China einreisen, was wiederum bedeutet, dass ich über einen Monat in Kirgistan sein werde. Einerseits auch nicht so schlecht, weil ich dann hier wohl endlich etwas zur Ruhe komme, andrerseits je später wir China und den Himalaya bereisen, desto kälter und schneerisikohafter wird es… Aber ich habe ja jetzt eine Griffheizung;-) Mal schauen, wie ich die nächsten Wochen verbringen werde. Schade, dass ich mich nicht zum Vornherein ebenfalls für die Mongolei entschieden habe, dann könnte ich jetzt mit Tobias und Dominique weiterreisen…
Km: 14‘944
Sa, 22.08.2015: Ein weiterer Tag bei MuzToo und Fertigrichten unserer Motorräder
Nach dem Frühstück fuhren wir schon vor zehn Uhr erneut zu MuzToo, um unsere Motorräder fertig zu richten. Die Hauptfrage war natürlich, ob Tobias zu einem neuen Motorrad kommen wird. Und tatsächlich liess sich Patrick auf einen Deal ein. Tobias wird seine Tenere in Osh (gratis) zurücklassen und bekommt stattdessen eine Yamaha GT, mit der er die 7000 km nach Ulan Bator fahren kann, sie dort dann verschifft und in die Schweiz zurückbringt, denn MuzToo organisiert jedes Jahr Überführungsreisen von der Schweiz nach Osh. Urs und Patrick kaufen dabei in der Schweiz ausgemusterte Yamahas GT aus den Neunzigerjahren (mit Vergasermotor), rüsten sie in Arbon auf und organisieren dann die erwähnten Reisen nach Kirgistan. Mittlerweile haben sie genügend Maschinen hier und sind froh, wenn sie eine weitere Maschine in der Schweiz zur Verfügung haben. Tobias wird nur die Überführungskosten von der Mongolei in die Schweiz zu tragen haben (1200 Sfr.). Er baute die Maschine soweit um, dass seine Tragtaschen an der Maschine befestigt werden können. Es wurde ein Ölwechsel gemacht, sodass die Maschine fit ist für die weite, abenteuerliche Reise nach Ulan Bator.
Aber auch meine Tenere wurde von Marius, Patrick sehr nettem Bruder, nochmals heftig in die Fittiche genommen. Gestern war beim Wegfahren mein Ständer abgebrochen. Tobias Maschine diente zum ersten Mal als Ersatzteillager und ich bekam seinen Ständer. Zudem erbte ich auch seine Griffheizung, die mir in China bestimmt nützlich sein wird. Ich werde einfach gut aufpassen müssen, diese Griffheizung immer abzustellen, sonst wird meine Batterie am nächsten Tag auf dem Hund sein. Zudem wurde meine USB-Ladestation repariert, mit der ich Handy und GoPro am Töff laden kann. Dies war recht arbeitsintensiv, weil der Tank entfernt werden musste, um die Sicherung zu ersetzen, die ihren Dienst aufgegeben hatte. Wenigstens konnte so die Griffheizung gleich direkt an die Batterie angeschlossen werden. Zudem kam ich in Besitz eines neuen (Occasion-)Koffers, einem Hochqualitätsprodukt, das zwar nicht mehr ganz neu aussieht, mir aber in den nächsten Monaten bestimmt gute Dienste leisten wird.
Ich selber war einige Zeit damit beschäftigt, die gemalte turkmenische Nummer nachzumalen, die beim Abspritzen am Vortag zweieinhalb Ziffern verloren hatte… Ich werde weiterhin mit der „falschen“ Nummer unterwegs sein und die Originalnummer sicher in meinem Gepäck verstauen. Mal schauen, ob ich damit bis Australien komme!
Aus Dominique hatte seinen ersten Defekt zu beklagen: Die vordere Verschalung war an zwei Stellen durchgebrochen. Man behalf sich mit zwei zugesägten alten Bremsscheiben, um die Verschalung wieder festschrauben zu können.
Am Abend hatten wir lange Zeit auf die neuen Töffpapiere Tobias‘ zu warten. Seine Tenere musste bei der Behörde als defekt gemeldet werden, zudem mussten die Papiere des neuen Töffs auf seinen Namen umgeschrieben werden, damit es keine Probleme gibt, wenn er ihn Richtung Kasachstan ausser Landes bringen will.
Natürlich mussten wir auch unsere Rechnungen begleichen. Für Kettenkit und die vielen Reparaturarbeiten, das Wechseln der Pneus, wofür doch einige Arbeitsstunden aufgewendet werden mussten sowie der Ersetzung der verloren Motorradartikel (z.B. Ölfilter, WD40, Kettenspray, Case, zweier Schläuche, Ersatz-Bremsbelägen hinten und vorne), werde ich Patrick 750 Sfr. überweisen. In der Schweiz hätte ich wohl das Doppelte oder mehr ausgegeben. Auf der Heimfahrt wunderte ich mich über das neue Fahrgefühl auf meiner wieder in Stand gestellten Maschine – die Pneus sind runder, es ist wieder mehr Gleichgewichtsgefühl notwendig, zudem glaube ich, dass die Maschine dank der neuen Kette auch wieder runder läuft.
Am Abend fuhren wir nach zwei Bieren zu einem guten terrassierten Restaurant nahe der fünf Hausberge Oshs, wo wir auf jenen Mann trafen (und ihn natürlich einluden), der Tobias half, seine defekte Tenere von der Kranstelle zu MuzToo zu transportieren. Wir unterhielten uns lange über Kirgistan, das noch immer stark im Einflussbereich Russlands steht. Wirtschaftlich ist man stark von Russland abhängig. Wenn es Russland gut geht, gilt dies auch für Kirgistan und umgekehrt. Aber auch China hat grosses Interesse am Handelsverkehr mit Kirgistan und baut sogar (auf eigene Kosten) die Verbindungsstrassen von China nach Kirgistan aus.
Lange diskutierten wir auch über den Brauch der Entführung von jungen Kirgisinnen, die auf diese Weise gleichsam zu einer Hochzeit mit einem interessierten jungen Kirgisen gezwungen werden. Die jungen Frauen werden mehr oder weniger gewaltsam in ein Auto gezerrt und ins Haus des „Interessenten“ geschleppt. Einmal im Haus eines fremden Mannes, ist es schwer, eine Heirat abzulehnen, denn man ist sozusagen entehrt, wenn man einmal in einem unbekannten Haus festgehalten wurde. Ich hörte gebannt den Geschichten dieses gebildeten, gut Englisch sprechenden Mannes zu, der diesen Brauch kategorisch ablehnt. Er erzählte von einer Frau, die bei der Entführung nach Zigaretten und Wodka verlangte und so einen schlechten Eindruck abgab und bald wieder freigelassen wurde.
Zudem erzählte er uns auch aus der Zeit des Wechsels zur Unabhängigkeit, in der sich Uzbeken und Kirgisen bis aufs Blut bekämpften (1990/2010) und es in den Strassen viele Todesopfer zu beklagen gab.
Gleichwohl ist Kirgistan wohl das offenste aller „Stan-Länder“, die Schweiz investiert viel Geld in die Entwickungsarbeit und ist hier sehr angesehen. Viele Menschen hätten gerne mehr Kontakt mit dem Westen, aber die abgelegene Lage im Osten beinahe in der Isolation macht dieses Unterfangen schwierig.
Und noch etwas: Heute Nachmittag hat sich der Himmel zugezogen, und gegen Abend begann es sogar etwas zu regnen, eine spezielle Erfahrung, nach anderthalb Monaten regenfreiem Reisen.
Km: 14‘957
So, 23.08.2015: Fauler Tag in Osh mit Erklimmung des Hausberges
Tobias und Dominique beschlossen, mit ihrer Abreise noch einen Tag zuzuwarten und dem Nichtstun zu frönen. Nach dem reichhaltigen Frühstück mit Omelette waren wir lange damit beschäftigt, Fotos und Filme auszutauschen, auf meine neue externe Festplatte beziehungsweise Dominique Sticks zu laden.
Am Nachmittag fuhren wir nicht weit bis zu den fünf markanten, felsigen Hausbergen Oshs. Suleiman Too wurde laut Legenden gegründet durch König Solomon oder Alexander, dem Grossen. Dessen Höhlen sind aber wohl schon viel früher bewohnt worden. Heute ist dieser bizarre Ort UNESCO-Weltkulturerbe. Die Höhlen des Museums wurden mit rötlich-farbenem Spritzbeton „verschönert“. In den Winkeln der Höhlen sind kitschig-glänzende, lebensgrosse Puppen gestellt mit Tätigkeiten, wie man vor mehreren tausend Jahren gelebt hat. Einige wenige Funde wie Tonvasen sind ausgestellt in der Höhle des Museums und viele staubige ausgestopfte Tiere aus der Region – ein wirklich schräger Ort und eigentlich nicht wirklich sehenswert…
Viel interessanter und imposanter war der Aufstieg auf einen dieser Felsbrocken mit einigen wenigen Kletterpartien. Die Aussicht und Ruhe hier oben war grandios. Kein Einheimischer scheint es zu wagen, diese Gipfel zu erklimmen, denn mitunter musste man sich schon festhalten an den griffigen Felsen. Hoch über der Stadt genossen wir die Aussicht und hielten eine Siesta an der angenehm warmen Sonne. Eine Variante des Abstiegs misslang, weil es einfach zu steil und gefährlich war, sodass wir denselben Rückweg antreten mussten. Bei einem Stand genehmigten wir uns ein Fanta, ein Cola und drei Glaces, die wohl nach ihrer Form schon mehrere Male aufgetaut waren. Aber unsere Mägen wehrten sich nicht gegen diesen Happen und verhielten sich auch am Abend noch ruhig.
Auf dem Rückweg versorgten wir uns mit Bier und Snacks und begannen einen letzten Molotow-Jass, den ich erneut gewann. Es begann nochmals für kurze Zeit zu regnen, und es kühlte etwas ab; auch hier merkt man, dass wir uns dem Herbst nähern.
Am Abend fuhren wir per Taxi ins Nirvana, einem schön eingerichteten Restaurant im Westen der Stadt. Ich lud die beiden ein und bedankte mich damit für all die grossartigen Dienste, welche die beiden mir die letzten Wochen geleistet hatten. Ich bekam eine gute fritierte Forelle serviert, die beiden Freunde in Käse eingebackene Champignons oder Fleisch. Eigentlich hätten wir noch gerne einen Margherita getrunken. Zwar gab es Tequilla, aber keinen Limonensaft, so gab es halt einen grossen Tequila Sunrise… Beim Ausgang amüsierten wir uns beim grossen, ausgestopften Bären mit einer Fotosession, fuhren dann per Taxi zurück zu unserer Unterkunft und genossen noch bis weit in die Nacht ein weiteres Bier. Der Abschied musste ja gefeiert werden.
Km: 14‘975
Mo, 24.08.2015: Abschied und administrativer Tag im Hotel Zukhov
Ich sitze im Garten meines Hotels und beobachte Stanislav, wie er mit dem Schlauch die Betonböden reinigt. Es ist angenehm kühl, endlich mit all den administrativen Aufgaben zu beginnen. Eine Putzfrau ist eben eingetroffen und reinigt unser Dreierzimmer. Ich habe meine Loge gewechselt und bewohne jetzt ein geräumiges Einerzimmer, das näher am Hotspot liegt und deshalb auch eine bessere Internetverbindung hat. Die Frau mittleren Alters begrüsste mich mit einem Lächeln, und eine ganze Reihe von blanken Goldzähnen kam zum Vorschein. Überhaupt gilt es wohl als Schönheitsideal und zeugt von Wohlstand, seine Zähne mit Goldfassungen reparieren zu lassen, denn immer wieder begegneten mir in den letzten Tagen Menschen mit grossen Brücken von Goldzähnen. Ungewohnt für unsere Begriffe. Es wäre ja lustig, mit einem oder mehreren Goldzähnen wieder in der Schweiz zu erscheinen. Aber meine im April vollendete neue Brücke bei meinen Schneidezähnen hält tip-top, sodass keine zahntechnischen Aktionen notwendig sind…
Heute Morgen kam es zum grossen Abschied. Beinahe einen Monat war ich mit Dominique und Tobias unterwegs. Dies war ein riesiger Mehrwert, und nicht nur deshalb, weil die beiden mir immer wieder aus der Patsche geholfen haben. Auch menschlich sind wir einander sehr nahe gekommen. Diese beiden guten Typen sind mir ans Herz gewachsen, und ich bin etwas traurig, dass sie heute um elf Uhr weitergereist sind. Sie werden jetzt im Eilzugstempo Kirgistan und Kasachstan Richtung Norden durchqueren, für kurze Zeit in Russland sein und sich dann einlassen auf das Abenteuer in der Mongolei, wo die Strassen vor allem im Norden in schlechtem Zustand sind. Tobi wird mit seiner neuen Maschine bestimmt wendiger sein als Dominique. Hoffen wir, dass er es nicht übertreibt mit seinem etwas risikovollen Draufgängertum. Die Maschine passt ja schon ausgezeichnet zu ihm, er ist jung und spritzig (wie immer das zu verstehen ist…), die Yamaha GT aus den Neunigerjahren zwar auch spritzig, aber halt doch nicht mehr ganz so jung. Aber sie hat ja erst 23‘000 km drauf und sollte die zu fahrenden 7000 km problemlos bewältigen. Die beiden haben jetzt noch anderthalb Monate Zeit, um sich bis nach Ulan Bator durchzuschlagen, wo sie ihre Maschinen verschiffen und selber per Flugzeug zurück in die Schweiz reisen werden.
Viel Glück, ihr beiden, ich werde euch vermissen!
So bin ich jetzt wieder alleine unterwegs, wobei ich jetzt vorhabe, in Osh einmal ein bisschen auszuspannen. Ich werde mich endlich wieder einmal etwas meinem Blog widmen können. Da gibt es nämlich Leute, die dürsten nach neuen Informationen – und diesen nahm ich mich schon heute Nachmittag an. Zuerst musste einmal das Tagebuch nachgeführt werden.
Am Abend ging ich kurz aus, fand sogar einen Bancomaten, der mir 15‘000 Som ausspuckte (240 Sfr.). In einem nahen einfachen Restaurant ass ich gute Pouletflügel, aber leider gab es kein Bier. Dies konnte ich aber problemlos zu Hause nachholen, denn auf dem Heimweg besorgte ich drei Flaschen dieses edlen Getränks…
Km: 14‘981
Di, 25.08.2015: Blog-Arbeit und Fotos bearbeiten in Zukhov’s Guesthouse in Osh
Ich blieb den ganzen Tag in meiner gemütlichen Loge, sass im Garten, schrieb, bearbeitete Fotos und brachte sie in die richtige Reihenfolge. Ich geniesse die Ruhe und einmal nicht vorwärtsgetrieben zu werden. Dies geht hier ganz gut, denn ich habe ja noch vier Wochen in Kirgistan zur freien Verfügung.
Ich hatte auch Mail-Kontakt mit Annika und Mathias, die sich momentan im Pamir aufhalten. Es kann sein, dass ich doch auf sie warte. Eine weitere schlechte Nachricht kam von Hendrik, der mir mitteilte, dass eine Strasse in Osttibet von einer Schlammlawine verschüttet worden sei – wahrscheinlich werden wir das Routing umstellen müssen.
Am Abend fuhr ich ganze 2.9 km zum Café Nirvana – ich genehmigte mir ein (trockenes) Steak, trank ein Bier, war aber bald wieder zu Hause, arbeitete weiter bis Mitternacht, bevor ich in einen tiefen, ruhigen Schlaf sank…
Km: 14‘987
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Trudy (Mittwoch, 26 August 2015 22:31)
Da ist er ja wieder, der lange vermisste Sturzi!
Welch abeneuerliche Reise. Das ist nur was für Mutige! Spannend erzählt und mit traumhaften Fotos bebildert. Zum Glück wart ihr zu dritt. Alleine wären da sicherlich dann und wann sehr mulmige Gefühle aufgetreten.
Gute Erholung und danach viel Erfolg für die Weiterreise wünscht
Trudy
Raffi (Donnerstag, 27 August 2015 20:47)
GENIAL.. Din Blog isch dä Hammer.. I lies jedäs Wort, chas chum erwarte, bis dä nöchst Teil chunt vo dinre Abenteuerreis und i ha mi sit dä "Harry Potter-Ziit" nie meh so fasziniert ufnes "Buech" chönä iloh.. Häb dir Sorg und gniess jedä Tag (au wenn etz weder elei unterwegs bisch).. I freu mi sehr uf dini nöchste Reisebricht.. :-) lg Raffi
Iso (Freitag, 28 August 2015 14:34)
Puuuuuuh! Da wird man alleine vom Lesen müde und ausgetrocknet und durstig. Und extrem fernsüchtig! Mit jedem der bisher 15000 Kilometer fährt man etwas engagierter mit auf dem virtuellen Sozius. Hab all die Weltreisenden um mich herum bis jetzt nicht so ganz verstanden. Seit die Welt dank Internet, Youtube und Facebook ein Dorf ist, muss man all die Plätze doch gar nicht mehr extra selbst besuchen. Aber diese Welt, die du uns mit deinem Blog eröffnest, ist wirklich neu für mich. Und wahnsinnig spannend. Denk mal über ein Buchprojekt nach!;-)
Und überhaupt: WANN KOMMT ENDLICH DIE NÄCHSTE FOLGE???.....
Dorthe (Freitag, 28 August 2015 14:55)
Genial, herzlichen Dank für die Berichterstattung. Ich würde ja gerne do etwas mit dem Velo machen
Dani (Freitag, 26 Februar 2016 15:58)
Ist ja grossartig, welche Bilder du uns zeigst. Obwohl ich immer das Gefühl, ihr seid stets mit Mechanikerarbeit beschäftigt. Ist ja auch kein Wunder bei solch abenteuerlichen Strassen. Wir denken an dich. Am Sonntag geht's in die Eiswüste in Scuol (Skilager). Du wirst fehlen.
Trudy (Freitag, 03 Februar 2017 10:07)
Dein Blog ist offenbar überarbeitet, mit weissem HG liest es sich VIEL leichter. Bravo. Allerdings finde ich mich nicht mehr zurecht, warte eigentlich immer noch in Australien auf die Weiterfahrt.... Ich finde nur noch diesen einen Thread, August 2015. Gibt es eine neue Blog-Adresse? Bei fb bin ich nicht.
Viele Grüsse
Trudy